Gemischte Reaktionen auf das Reifenmonopol
Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta ist begeistert über das neue Reifenmonopol in der MotoGP, aber die Meinungen der Teams klaffen weit auseinander
(Motorsport-Total.com) - Noch steht nicht fest, wer den Zuschlag als offizieller MotoGP-Zulieferer erhalten wird, aber das Reifenmonopol an sich ist seit Motegi beschlossene Sache. Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta ist darüber alles andere als unglücklich und bringt nun ähnliche Argumente vor, wie man sie seinerzeit auch in der Formel 1 gehört hat, als Michelin durch die Regeln verdrängt wurde.

© Kawasaki
Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit Kawasakis Michael Bartholemy
"Wir müssen die Kurvengeschwindigkeiten senken, denn wir sind mit den 800ern schon wieder auf einem besorgniserregenden Niveau", erklärte Ezpeleta gegenüber 'Motosprint'. "Die Strecken und Auslaufzonen können wir nicht ändern, also müssen wir die Kurvengeschwindigkeiten senken. Wenn es nur noch einen Reifenhersteller gibt, werden Entwicklung und damit auch Performance nachlassen - und die Kosten werden auch sinken."#w1#
Burgess kein Fan des Monopols
Das mag grundsätzlich stimmen, doch im Fahrerlager gibt es Kritiker, die sich von solchen Argumenten nicht überzeugen lassen: "Wenn die Motorräder langsamer gemacht werden sollen, dann kann man ein Fünfganggetriebe einführen oder 20 Kilogramm mehr Gewicht", winkte Yamaha-Ingenieur Jeremy Burgess ab. Mehr Spannung werde man durch die neue Reifenregel nicht erzielen, fügte er an.
Tech-3- und IRTA-Boss Hervé Poncharal befürchtet durch das Monopol die Bevorzugung einzelner Starfahrer: "Die Frage ist doch, wer die Reifen künftig entwickeln wird", warf er gegenüber 'Motor Cycle News' ein. "Wenn das nur ein Fahrer auf einem Motorrad sein wird, dann wird dieser Fahrer mit den Reifen besser zurechtkommen als die anderen." Bisherige Michelin-Piloten werden es dann besonders schwer haben, sollte Bridgestone wie erwartet den Zuschlag erhalten.
Zumindest hat der Einheitsreifen aber den Vorteil, dass sich künftig niemand mehr benachteiligt fühlen muss, weil alle gleiches Material zur Verfügung haben werden: "Es hat immer ein paar Werksteams gegeben, die sich beschwert haben, dass sie schlechter behandelt werden als die anderen Werksteams. Das hätte nie ein Ende genommen. Mit dem Monopol ist aber sichergestellt, dass alle gleich behandelt werden", so der Franzose.
Last-Minute-Aktion gescheitert
Hinter den Kulissen gab es in Motegi bekanntlich Bemühungen, das Monopol in letzter Minute zu verhindern. Dafür wären insgesamt acht Michelin-Motorräder notwendig gewesen. Ducati zog daher einen Wechsel der Reifenmarke in Betracht, auch Kawasaki wurde angegangen. Aber als Kawasaki den Deal platzen ließ, war klar, was passieren würde. Etwas später gab die Grand-Prix-Kommission die Regeländerung offiziell bekannt.
Dass Kawasaki nun zum Sündenbock gestempelt wird, passt Kawasaki-Teamchef Michael Bartholemy überhaupt nicht: "Diese Entscheidung an nur einem Tag zu treffen, kann niemand von uns verlangen. Wir fahren seit 2004 auf Bridgestone, daher kam es mir nicht richtig vor, Bridgestone zu verlassen, weil andere Teams Bridgestone fahren wollen. Die Wechsel von HRC und Fiat-Yamaha zu Bridgestone sollte man viel eher hinterfragen!"

