Fahrerfeedback zu MotoGP-Sprints: Wer noch grübelt und wer begeistert ist

Nicht alle MotoGP-Fahrer sind von den Sprintplänen für 2023 begeistert - Die meisten können der Idee bei genauerer Betrachtung aber doch etwas Positives abgewinnen

(Motorsport-Total.com) - Die Idee von MotoGP-Sprintrennen ab 2023 traf viele der Fahrer am vergangenen Wochenende in Spielberg nicht nur ziemlich unerwartet. Sie rief bei einigen auch deutliche Skepsis hervor, allen voran beim amtierenden Weltmeister Fabio Quartararo, der den Vorstoß in einer ersten Reaktion als "dumm" bezeichnete.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Die Sprintrennen sollen ab 2023 auch mehr Fans an die Strecke locken Zoom

Auch nachdem mehr Details zum künftigen Format und dem Stellenwert der Sprintrennen bekannt waren, rückte der Yamaha-Pilot davon nicht ab. "An meiner Meinung hat sich nichts geändert", so Quartararo. "Aber ich werde tun, was sie mir sagen."

Bei seiner Kritik, insbesondere mit Blick auf die Belastung der Fahrer, bleibt der Franzose: "Ja, es ist die gleiche Laufzeit. Aber das Risiko und die Energie, die man für ein Rennen oder für 14 Runden im vierten Freien Training aufwendet, ist nicht dasselbe."

Etwas Positives kann er dem Format dann aber doch noch abgewinnen. "Ich finde es zumindest gut, dass das Qualifying immer noch die Position bestimmt, von der aus man das eigentliche Rennen am Sonntag starten wird." Denn das Qualifying wird für die Startaufstellung in beiden Rennen ausschlaggebend sein.

Espargaro-Brüder sind geteilter Meinung

Auch Quartararos aktueller WM-Rivale Aleix Espargaro zählt zu den Skeptikern: "Ich möchte wirklich glauben, dass die Leitung der Meisterschaft denkt, dass dies das Beste für die Show, für den Sport, für die Popularität ist ... Ich teile diese Idee nicht, aber das ist nur meine Meinung", sagt der Aprilia-Pilot.

"Ich denke, es ist nicht die Lösung. Ich denke, dass das Risiko zu hoch ist. 44 Starts pro Saison in der MotoGP sind zu viel. Sie sagen, dass es die gleiche Laufzeit sein wird, also hat sich nichts geändert. Aber FT4 und ein Rennen sind nicht dasselbe!"

"Aber ich werde es versuchen", sagt Espargaro weiter. "Sie wählen aus, was sie wollen, und wir müssen uns anpassen. Lasst es uns versuchen, vielleicht ist es eine gute Lösung."

Sein Bruder Pol Espargaro war zunächst auch dagegen, hat seine Meinung aber mittlerweile geändert: "Jetzt, mit den ganzen Informationen, sieht man die Dinge anders. Am Freitag war ich noch strikt dagegen, aber jetzt sehe ich einen gewissen Vorteil in der Art und Weise, wie sie es machen wollen."

Gleichzeitig räumt der Honda-Fahrer ein, dass es "sicherlich für alle härter" werden wird, physisch und psychisch. "Und wir gehen für das gleiche Geld ein größeres Risiko ein. Ich, die Fahrer, und auch die Mechaniker", spricht Espargaro das Gehaltsthema an.

"Aber wenn wir in der Lage sind, die Show zu verbessern, wird das Geld auf eine andere Art und Weise zurückkommen, weil Sponsoren in den Sport investieren werden. Insgesamt müssen wir also etwas tun, und ich denke, es ist kein schlechter Weg, das zu tun."


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Österreich (Spielberg) 2022, Rennen


Francesco Bagnaia bleibt zurückhaltend: "Es kann besser oder schlechter sein. Das weiß ich nicht. Das werden wir nach dem ersten Versuch wissen. 42 Rennen pro Jahr sind natürlich etwas anderes. Für den Moment will ich nicht sagen, ob ich dafür oder dagegen bin. Es ist etwas Neues, das wir erst verstehen müssen."

Jack Miller sieht darin "ein positives Wagnis"

Sein Ducati-Teamkollege Jack Miller ist da deutlich euphorischer. Er freut sich auf ein Rennen mehr pro Wochenende. "Ja, auf jeden Fall. Ich persönlich steige an meinen freien Wochenenden aufs Motorrad. Ich liebe es, Motorrad zu fahren", betont er.

"Insofern ist es eine weitere Gelegenheit am Rennwochenende. Wir bereiten uns vier, fünf Tage darauf vor, um einmal Rennen zu fahren. Das ist großartig, aber ich denke, Veränderungen sind gut. Veränderungen sind unvermeidlich. Sie werden kommen."

"Die Meisterschaft arbeitet daran, das Programm zu ändern, und ist bereit, einen großen Schritt nach vorne und etwas Neues zu wagen. Davor ziehe ich meinen Hut, denn es ist ein Wagnis, aber ich denke, es wird ein positives Wagnis sein", lobt Miller den Vorstoß, der die MotoGP noch attraktiver machen soll.

Jack Miller

Je mehr Rennen, umso besser: Jack Miller ist ein Fan der Sprintidee Zoom

Der Australier glaubt daran, denn das Format sei prädestiniert dafür: "In Rennen, die über eine halbe Renndistanz ausgetragen werden, kann man ein bisschen mehr riskieren. Ob Sieg oder Niederlage, ist bei den Punkten kein großer Gewinn oder Verlust. Das allein wird also für fantastische Rennen sorgen."

"Auch das Reifenmanagement ist nicht mehr so wichtig. Es wird mit weichen Reifen gefahren. Es wird also schnell sein und definitiv ein Spektakel werden. Ich freue mich darauf, ein Teil davon zu sein und ein Teil dieser historischen Veränderung in der MotoGP."

Auch Johann Zarco sieht darin "eine gute Herausforderung" und zieht den Vergleich zu Superbike-WM: "Es ist schön, die Sprints dort zu sehen, warum also nicht auch in der MotoGP. Aber ich denke, es sollte fast die gleichen Punkte bringen wie ein langes Rennen, denn es ist die gleiche Intensität, nur eben kürzer."

Suzuki-Pilot Joan Mir sieht in dem neuen Format wiederum einen besonderen Vorteil. "Der Freitag ergibt für mich mehr Sinn, weil er entscheidet, wer direkt in Q2 kommt", erklärt der Spanier. "Das ist großartig. Denn jetzt, am Samstagmorgen direkt ins FT3 zu gehen, was quasi ein Qualifying ist, gefällt mir nicht so sehr."

"Wenn wir 24 Rennen fahren, außerhalb von Europa und auch noch Doppelrennen, wird es psychologisch hart", so Mir weiter. "Das ist schwierig, aber wir müssen es versuchen."

Teamkollege Alex Rins pflichtet ihm bei: "Ich finde die Idee nicht so schlecht. Natürlich wird es körperlich und mental noch einmal anspruchsvoller. Und wir müssen sehen, wie sich das auf die Rennvorbereitung auswirkt. Für sie ist das FT4 ziemlich wichtig."

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