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Ducati sicher: Künftig ein Kundenteam pro Hersteller

Mit drei Kundenteams beliefert Ducati derzeit so viele Satellitenfahrer wie kein anderer Hersteller in der MotoGP - Paolo Ciabatti: "Kann nicht ewig so weitergehen"

(Motorsport-Total.com) - Mit sechs Werks- und sechs Kundenteams wird es in der MotoGP-Saison 2017 wieder etwas voller auf dem Grid, der Rückkehr von KTM in die Königsklasse sei Dank. Während der österreichische Hersteller zunächst mit nur einem Team an den Start geht und kein Satellitenteam beliefert, hat Ducati mit drei Kundenteams an der Zahl alle Hände voll zu tun. Mit dem Werksteam sind demnach acht Ducatis in der MotoGP 2017 vertreten. Mit welchen Motorrädern die Satellitenfahrer ausgestattet werden, ist jedoch noch nicht fix.

Titel-Bild zur News: Hector Barbera

Hector Barbera ist in der MotoGP 2016 aktuell der beste Ducati-Fahrer Zoom

"Wir haben eine allgemeine Vorstellung, aber es steht noch nicht zu 100 Prozent fest", verrät Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Interview mit 'Crash.net'. "In den meisten Fällen werden es die Desmosedici von 2016 sein. Aber ich kann es noch nicht genau sagen, weil noch nichts entschieden ist. Alle Teams werden zumindest eim Jahr 2016er-Modell bekommen, so viel ist klar - ohne Winglets!" Die Zusatzflügel sind ab der kommenden Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft verboten.

Dass die aktuelle Situation mit gleich drei Satellitenteams, die von Ducati beliefert werden, ein ganz besondere ist, weiß auch Ciabatti: "Das ist sehr eigentümlich und kann nicht für sehr lange anhalten", sagt er. Für 2018 haben Suzuki und Aprilia bereits eine stärkere Präsenz angekündigt. Beide Marken sind derzeit nur über ein Werksteam in der Weltmeisterschaft vertreten. Doch gerade bei Suzuki geht der Italiener von baldigem Zuwachs aus: "Suzuki ist in der Position, einem zweiten Team konkurrenzfähiges Material zur Verfügung zu stellen."

Paolo Ciabatti: Kundenteams als logistische Herausforderung

Gleiches gelte für Aprilia, "auch wenn ihre Konkurrenzfähigkeit mit der von Suzuki noch nicht mithalten kann". Bei KTM werde alles auf die erste Saison in der MotoGP ankommen: Wie stark kann sich der Hersteller nach anderthalb Jahren intensiver Arbeit an einem Comeback zurückmelden, nachdem er zuletzt 2008 in der Königsklasse unterwegs war? Das allein ist schon schwer genug, wie die Beispiele Suzuki und Aprilia zeigen. Darüber hinaus noch ein weiteres Team auszustatten, ist die Königsdisziplin.

"Das ist nicht einfach. Es bringt eine Menge logistischer Probleme mit sich, denn du musst nicht nur an dich, sondern auch an sie denken", weiß Ciabatti. "Es ist sehr komplex. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, wir sind schließlich nicht die einzigen, die das machen. Aber die Tatsache, dass wir damit zuletzt ziemlich erfolgreich waren, liegt sicherlich daran, dass gutes Material zu einem akzeptablen Preis und mit technischem Support bieten können", lobt der Ducati-Sportdirektor die eigene Kundenbetreuung.


Fotostrecke: MotoGP: Alle Motorräder der Saison 2016

Das kann sich zuweilen aber auch rächen - zumindest für das Werksteam und seine Fahrer. Wirft man nämlich einen Blick auf die WM-Tabelle der MotoGP 2016, rangieren dort nach der Hälfte der Saison nicht etwa Andrea Iannone oder Andrea Dovizioso als beste Ducati-Fahrer ganz oben. Diesen Titel hat sich vorläufig Hector Barbera von Aspar Ducati gesichtet, der mit 66 Zählern und Platz sieben immerhin 3 Punkte und einen Rang vor Werkskonkurrenz Iannone in der Fahrerwertung liegt.

Satellitenteams in der MotoGP - Pro Hersteller ein zweites Team?

"Er ist konstant nah dran an den Top 10, wenn nicht sogar in den Top 10", erkennt Ciabatti diese Leistung an, die auch Teil des eigenen Erfolgs ist. Dieser wird sich bei Ducati in Zukunft aber auf weit weniger Kundenfahrer konzentrieren als aktuell, ist er sich sicher. "Ich denke, in den nächsten drei Jahren wird es wahrscheinlicher, dass wir pro Hersteller vier Motorräder in der Weltmeisterschaft haben - und das ist gut für die Serie." Ciabatti geht also von einem Kundenteam pro Werksteam aus.

Für Ducati hieße das: Ein Satellitenteam bleibt, die anderen werden eingestampft. In dem Fall würde man wohl Pramac den Vorzug geben, wie Ciabatti gesteht: "Pramac hatte immer Priorität. Wir arbeiten schon so viele Jahre zusammen, daher war ihr Status seit jeher ein etwas anderer. Das heißt nicht, dass wir in Pramac mehr investieren als in Avintia oder Aspar. Es hat einfach historische Gründe." Persönlich sei er sowohl mit Paolo Campinoti von Pramac als auch mit Raul Romero von Avintia und Jorge Martinez von Aspar gut befreundet.


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"Aber eines Tages wird eines der Teams eine andere Richtung einschlagen müssen", so Ciabatti. Wann das sein wird und welche Privatiers sich schlussendlich nach anderen Herstellern umsehen müssen, bleibt vorerst offen. Suzuki jedenfalls bestätigte zuletzt, dass es bereits Gespräche mit potenziellen Satellitenteams gegeben habe. Unter anderem fielen die Namen LCR und Aspar. Dabei wächst angesichts der positiven Entwicklung bei Suzuki vor allem das Interesse der privaten Teams an einem Wechsel.

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