Ducati: Dank Audi und starker Fahrer an die Spitze?

Teammanager Vittoriano Guareschi analysiert den Aufschwung bei Ducati und erklärt, warum er zuversichtlich auf die kommende Saison blickt

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Ducati in den vergangenen beiden Jahren lange Zeit vergeblich nach Möglichkeiten gesucht hatte, das Motorrad zu verbessern, scheint das Team aus Bologna nun den Stein der Weisen gefunden zu haben. Seit dem Rennen in Misano, wo Valentino Rossi Zweiter wurde, zeigt das Team eine deutliche Leistungssteigerung, die in Aragon wegen des Fahrfehlers von Rossi und des Sturzes von Nicky Hayden nicht in ein entsprechendes Ergebnis umgesetzt werden konnte. Ein neues Chassis war das Erfolgsrezept bei der Bekämpfung des Hauptproblems der GP12.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Nicky Hayden

Kämpfen die Ducati-Piloten im kommenden Jahr wieder um Siege? Zoom

"Wir haben den Reifenverschleiß im Rennen stark reduziert, das war bisher unser Schwachpunkt", erklärt Teammanager Vittoriano Guareschi im Gespräch mit 'GPOne.com'. Der neue Rahmen der GP12 komme vor allem Rossi entgegen. "Die Abstimmung, die Rossi nun verwendet, ist ähnlich der, die Nicky immer schon eingesetzt hat. Mit dem alten Rahmen kam Nicky zwar mit dieser Abstimmung zurecht, Valentino jedoch nicht", erklärt Guareschi. "Mit dem neuen Rahmen wurde dieses Problem gelöst, wodurch wir viel mehr Möglichkeiten bei der Abstimmung haben."

Lange Vorlaufzeit bei Neuentwicklungen

Allerdings verwundert die Tatsache, dass Ducati die Probleme erst vergleichsweise spät in der Saison in den Griff bekam. Die begründet Guareschi mit den Teamstrukturen des im Vergleich zu den Großkonzernen Honda und Yamaha kleinen Ducati-Werks: "Bei der Herstellung neuer Komponenten sind wir von externen Zulieferern abhängig, daher benötigen wir eine längere Vorlaufzeit", so der Teammanager.

"Während unsere Gegner in der Lage sind, innerhalb von zwei oder drei Wochen einen neuen Rahmen herzustellen, ist das für uns nicht möglich", so Guareschi. Ducati benötigte hingegen drei Monate, um das Chassis für den Renneinsatz vorzubereiten: "Wir haben die Arbeit am neuen Chassis nach dem Test in Aragon begonnen, der nach dem Rennen in Barcelona stattfand (Anfang Juni, Anm. d. Red.). Früher wäre es nicht verfügbar gewesen", erklärt der Italiener.

Bringt der Audi-Einfluss Ducati voran?

Guareschi hofft jedoch, dass sich das durch den neuen Eigentümer Audi, der Ducati vor Kurzem übernommen hat, in Zukunft ändern wird. "Sie haben die Kenntnisse und Einrichtungen, um uns in dieser Beziehung zu helfen, das wäre ein großer Schritt vorwärts." Die Zusammenarbeit mit der Motorsport-Abteilung in Ingolstadt sei bereits erfolgreich angelaufen: "Wir stehen in ständigem Kontakt und treffen uns häufig. Audi hat im Motorsport auf höchster Ebene eine Menge Erfahrung, ihre Unterstützung ist daher wichtig. Wenn wir unsere Fähigkeiten kombinieren, können wir große Ziele erreichen", ist sich der Italiener sicher.


Fotos: Ducati, MotoGP in Aragon


Nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch fahrerisch sieht der Teammanager seine Mannschaft für das kommende Jahr deutlich besser aufgestellt. Zwar verliert das Team Rossi an Yamaha, jedoch konnte mit Andrea Dovizioso adäquater Ersatz verpflichtet werden. Hinzu kommen die beiden nächstjährigen Pramac-Piloten Ben Spies und Andrea Ianone, die ebenfalls Werksmotorräder erhalten. Die Ausweitung des Kaders auf vier Piloten sieht Guareschi als klaren Vorteil. "Dadurch stehen uns mehr Daten zur Verfügung, was vor allem bei den Wintertests einen Unterschied machen wird."

Auch von der Mischung des Fahrerkaders zeigt sich der Italiener überzeugt: "Wir haben alle Fahrertypen abgedeckt", meint Guareschi. "Hayden hat eine Menge Erfahrung auf der Ducati. Spies ist ein harter Arbeiter und sehr schnell. Dovizioso ist auch schnell, kennt sowohl die Honda als auch die Yamaha und kann uns daher wichtige Informationen liefern. Und schließlich mit Ianone einen jungen Fahrer, der aus den Möglichkeiten, die sich ihm bieten, das Beste machen will." Unter dem Strich sieht Guareschi Ducati für die Zukunft gut aufgestellt und sagt daher voller Überzeugung: "Ich freue mich auf 2013."