Die Vor- & Nachteile eines Gewichtslimits

In Jerez wurden Diskussionen über die Einführung eines Gewichtslimits in der MotoGP laut - Das würde aber einige Vor- und Nachteile aufwerfen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Wochen sind in der MotoGP-Szene Diskussionen über ein Mindestgewicht aufgekommen. In der 125er-Klasse werden Fahrer und Maschine zusammen gewogen, damit es durch die Körpergröße keine Vor- und Nachteile gibt. Im Vergleich zur MotoGP verfügt die kleine Klasse über viel weniger Leistung. Zudem befinden sich viele Fahrer noch im Wachstum. Was für einen Sinn hätte es, wenn man in der Königsklasse ein Gewichtslimit einführen würde?

Titel-Bild zur News: Daniel Pedrosa

Dani Pedrosa (26) hat schon oft den Sprint zur ersten Kurve gewonnen

Ein kleiner und leichter Fahrer wie Dani Pedrosa hat durch seine Körpergröße Vor, aber auch Nachteile. Genauso verhält es sich bei groß gewachsenen Piloten. Speziell der Spanier ist beim Start extrem gut. Zusammen mit seiner RC212V wiegt er 202 Kilogramm, während Valentino Rossi zusammen mit der Ducati 217 Kilo auf die Waage bringt. Marco Simoncelli ist der größte und schwerste Fahrer im Feld und bringt es auf 222 Kilo. Speziell beim Beschleunigen aus dem Stand hat Pedrosa hier klar Vorteile, weil der Motor weniger Gewicht anschieben muss.

Ein Motorradfahrer sitzt aber nicht starr auf seiner Maschine, sondern bewegt sich viel. Selbst wenn Pedrosa körperlich topfit ist, wird er immer schwächer sein als seine größeren Gegner, die die Maschinen mit mehr Kraft herumwerfen können. Wenn ein Pilot mehr Gewicht auf dem Motorrad bewegen kann, wirkt sich das auch bei der Traktion, der Bremskraft und dem Reifenverschleiß aus. Wird das Gewicht nach vorne gelagert, können Wheelies vermieden werden. Pedrosa hat in diesen Punkten wieder Nachteile.


Fotos: MotoGP in Jerez, Girls


Um es in Zahlen auszudrücken, wiegt der Vizeweltmeister ungefähr 25 Prozent des Gesamtpaketes, während es bei Simoncelli 33 sind. Würde man ein Mindestgewicht einführen, stellt sich die Frage, ob das eher die leichteren oder die schwereren Fahrer bevorzugen würde. Würde man theoretisch ein Ballastgewicht montieren, damit ein Fahrer zusammen mit der Maschine ein bestimmtes Gewicht erreicht, müsste Pedrosa in den Kurven mit einem höheren Gewicht kämpfen als Simoncelli.

Die zweite Frage wäre, welches Material man als Ballast verwenden könnte. In der Formel 1 sind die Piloten fest angeschnallt im Auto, bewegen sich kaum und sind in das Gesamtkonzept integriert. Wolfram-Platten werden an tiefen Punkten montiert, um den Schwerpunkt so tief wie möglich zu halten. Doch wo könnte man bei einem Motorrad diese Gewichte unterbringen?

Die Designs für die 2012er-Maschinen sind soweit fixiert. Ducati testet bereits mit dem neuen Prototypen und auch Honda hat das erste Rollout absolviert. Die übrigen Hersteller werden demnächst nachziehen. Nachträglich ein Ballastgewicht von zum Beispiel 20 Kilo zu integrieren ist äußerst schwierig. Die Ingenieure investieren viel Geld in die Entwicklung und setzen auf hochgestochene Technik. Ob sie für ein Ballastgewicht ihre Maschinen umkonstruieren würden, ist fraglich.

Selbst Pedosa hat sich gegen die Einführung eines Mindestgewichts ausgesprochen. Wenn man die Körpergewichte der Viertakt-Ära seit 2002 betrachtet, dann hat kein extrem schwerer, oder extrem leichter Pilot einen WM-Titel gewonnen. Rossi (67 kg), Hayden (69 kg), Stoner (60 kg) und Lorenzo (65 kg) befinden sich in der Mitte der Skala. Da sich auch die Mehrheit der Fahrer gegen ein Mindestgewicht ausgesprochen hat und die Konzepte der neuen Maschinen fertig sind, wird auch künftig aller Voraussicht nach alles beim alten bleiben.