Der Chirurg von Marc Marquez erklärt: Warum die Genesung so lange dauert

Warum das Risiko eines Starts in Jerez für Marc Marquez zu groß gewesen wäre - Sein Arzt erklärt die Hintergründe zur komplizierten Verletzung des Handknochens

(Motorsport-Total.com) - Nach Argentinien und den USA muss Marc Marquez auch sein Heimrennen in Spanien auslassen. Ein Comeback in Jerez wäre "zu riskant" gewesen, denn der operierte Mittelhandknochen beim rechten Daumen ist noch nicht komplett verheilt. Eine weitere Verletzung hätte auch die "Karriere gefährden" können.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez muss sich voraussichtlich noch zwei Wochen gedulden Zoom

Deshalb hörte der sechsmalige MotoGP-Weltmeister auf den Rat der Ärzte und verlängerte seine Pause. Am Dienstag vor dem Grand Prix von Frankreich gibt es eine weitere Untersuchung. Dann wird entschieden, ob er Mitte Mai in Le Mans sein Comeback geben kann.

Der Unfall ist beim Saisonauftakt in Portimao passiert. Marquez wurde damals am Sonntag noch am gleichen Tag in der Ruber-Klinik in Madrid operiert. Den Eingriff führte das Team von Doktor Roger de Ona durch. Er leitet die Abteilung für Handchirurgie.

"Marcs Bruch ist als Bennett-Fraktur bekannt", erklärt Ona im Gespräch mit 'Motorsport.com' Spanien. "Das ist anders als eine diaphysäre Fraktur, die wir mit Schrauben oder einer Platte fixieren hätten können."

"In seinem Fall war nur noch ein kleines Knochenfragment am richtigen Platz, der Rest des Daumens war verschoben. Deshalb muss der Knochen gut verheilen, weil ein MotoGP-Motorrad hohe Kräfte auf diesen Bereich [der Hand] ausübt."

"Für einen Athleten, der diesen Bereich oft benutzt, wie ein Quarterback, ein Basketballspieler oder ein Rennfahrer, beträgt die Heilungszeit zwischen sechs und acht Wochen. Wenn Marc schon nach vier Wochen wieder fahren hätte können, wäre das außergewöhnlich gewesen."

"Wir konnten das Risiko nicht eingehen, dass der Knochen am Ende der Geraden bei 350 km/h bricht und er nicht mehr bremsen kann." Die Einschätzung von Ona wurde auch von den Spezialisten in der Mayo Klinik in den USA und den Fachärzten von Red Bull geteilt.


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Wäre Marquez in Jerez gefahren und hätte er sich den Knochen erneut verletzt, dann wäre eine weitere Operation sehr kompliziert gewesen. Die Ärzte hätten nicht garantieren können, dass man wieder eine optimale Funktion des Daumens wiederherstellen könnte.

"Die Knochenstücke hätte man nicht mehr richtig platzieren können. Die Chance auf Folgeschäden wäre viel größer gewesen. Außerdem hätte die Rehabilitation dann mehrere Monate gedauert. Dieses Risiko war es nicht wert", hält Ona fest.

Seiner Einschätzung nach ist ein Comeback in zwei Wochen in Le Mans realistischer. Spätestens beim Grand Prix von Italien in Mugello Anfang Juni sollte Marquez auf alle Fälle wieder auf seine Honda steigen können.

"In Le Mans werden es sieben Wochen nach der Operation sein. Wir sind zuversichtlich, dass er in Le Mans fahren wird können. Wenn sich die normale Evolution, die wir bisher gesehen haben, fortsetzt, dann sollte er bereit sein." Ona ist außerdem überzeugt, dass Marquez keine Folgeschäden haben wird, sobald der Knochen gut verheilt ist.

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