Crutchlow: "Noch nie in meiner Karriere so langsam"

Cal Crutchlow gesteht, dass er mit der Ducati Desmosedici GP14 nicht zurechtkommt, bereut seinen Wechsel nach Italien aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Kurz nach Halbzeit seiner ersten (und letzten) Saison im Ducati-Werksteam gibt Cal Crutchlow zu, "noch nie in meiner Karriere so langsam oder so schlecht" gewesen zu sein. Die Umstellung auf die delikate Desmosedici fiel und fällt dem im Winter von Tech-3-Yamaha gekommenen Briten sichtlich schwer.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow und die Ducati werden wohl keine richtige Einheit mehr werden Zoom

Doch mit diesem Schicksal ist Crutchlow beileibe nicht der einzige. Auch seine Ducati-Vorgänger Nicky Hayden, Valentino Rossi und Marco Melandri kamen mit dem italienischen Bike nie an die Performance heran wie sie Casey Stoner zeigte. Der Australier gewann in der Saison 2007 auf der Desmosedici GP7 auf Anhieb den MotoGP-Titel und stand in seinen vier Ducati-Jahren bis Ende 2010 insgesamt 23 Mal ganz oben auf dem Siegerpodest.

Rossi brachte es in seinen zwei Ducati-Jahren (2011 und 2012) auf zwei zweite und einen dritten Platz, Hayden in seinen fünf Jahren im italienischen Werksteam (2009 bis 2013) auf drei dritte Plätze und Melandri in seiner einzigen Ducati-Saison (2008) auf einen siebten Platz als Highlight. Crutchlows bisher beste Platzierung im Sattel der GP14 ist Platz sechs, den er beim Saisonauftakt in Doha an Land zog.

Erstes Ducati-Jahr für jeden Fahrer schwierig?

"Wenn man in der Geschichte einmal zurückblickt, stellt man fest, dass das erste Jahr auf der Ducati für jeden Fahrer ein schwieriges war", betont Crutchlow gegenüber 'MotoGP.com', vergisst dabei aber Stoners erste Ducati-Saison 2007, die von zehn Siegen und dem WM-Titel gekennzeichnet war.

Casey Stoner

Casey Stoner errang in seinem ersten Ducati-Jahr auf Anhieb den WM-Titel Zoom

"Ich glaube, es braucht einfach ein Jahr, um sich an dieses Motorrad zu gewöhnen. Ich selbst war noch nie in meiner Karriere so langsam oder so schlecht", hält Crutchlow für sich selbst fest und führt an, dass eine Anpassung seines Fahrstils an die italienische "Diva" nicht so einfach ist: "Ich fuhr drei Jahre lang so wie Jorge (Lorenzo; Anm. d. Red.), der einer der schnellsten Fahrer in der Weltmeisterschaft ist. Doch damals saß ich eben noch auf einer Yamaha. Inzwischen habe ich meinen Fahrstil geändert, keine Frage, doch es ist nicht so einfach, das, was man drei Jahre lang gemacht hat, über den Haufen zu werfen."

Keine Reue bei Crutchlow

Teamkollege Andrea Dovizioso, der seine zweite Ducati-Saison fährt und im Gegensatz zu Crutchlow auch 2015 für das in Borgo Panigale beheimatete Team antreten wird, hat die Umstellung von der Tech-3-Yamaha auf die Desmosedici besser hinbekommen als Crutchlow. Der Italiener fuhr mit der Desmosedici bei seinen 29 bisherigen Starts 28 Mal in die Top 10, zweimal davon aufs Podest. Nur ein einziges Mal musste sich "Dovi" das Ende eines Rennens aus der Ducati-Box ansehen: In Silverstone 2013 stürzte er kurz vor Schluss.

"Sie haben mich zu 100 Prozent unterstützt und mir hinreichende Möglichkeiten gegeben, an der Spitze mitzufahren." Cal Crutchlow über das Ducati-Team

Während sich Dovizioso mit seinen Leistungen den Respekt von Ducatis MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti erarbeitet hat, zieht Crutchlow die Reißleine und geht in der kommenden Saison für LCR-Honda an den Start. Seinen Wechsel zu Ducati bereutet der 28-jährige Brite dennoch nicht: "Sie haben mich zu 100 Prozent unterstützt und mir hinreichende Möglichkeiten gegeben, an der Spitze mitzufahren. Es war bisher einfach ein schwieriges Jahr, sowohl für das Team als auch für mich. Wäre ich geblieben, hätte ich mit Sicherheit bessere Leistungen gezeigt. Daran muss ich einfach glauben, schließlich bin ich Motorradrennfahrer."