Crewchief: Was Ducati der Konkurrenz von Yamaha voraus hat

Pramac-Crewchief Daniele Romagnoli arbeitete viele Jahre für Yamaha und ist seit 2014 bei Ducati: Laut dem Italiener hat Ducatis Rennsport-Philosophie einige Vorteile

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP treffen drei japanische Hersteller auf drei europäische Herausforderer. Abgesehen von der Saison 2007, als Casey Stoner mit Ducati die Meisterschaft dominierte, war die MotoGP seit der Umstellung zu den Viertaktern fest in japanischer Hand. Yamaha und Honda machten die Titel in den vergangenen Jahren unter sich aus. Ist es die japanische Rennsport-Philosophie, die für die Erfolge verantwortlich ist?

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Danilo Petrucci, Andrea Dovizioso, Marc Marquez

Yamaha, Ducati und Honda liegen in der laufenden Saison beinahe gleichauf Zoom

Pramac-Ducati-Crewchief Daniele Romagnoli kennt die Arbeitsweisen von Yamaha und Ducati gut. Das MotoGP-Urgestein arbeitete viele Jahre für Yamaha und wechselte mit Cal Crutchlow Ende 2013 von Tech 3 zu Ducati. "Es gibt viele Unterschiede. Zuerst einmal die Mentalität der Leute, die hinter dem Hersteller stehen", vergleicht er im Gespräch mit 'Crash.net' und stellt fest: "Die Philosophien sind sehr unterschiedlich."

"Jede Philosophie hat ihre eigenen Vorteile. Wenn es darum geht, Dinge zu vereinfachen, dann sind die Japaner sehr gut. Sie halten alles sehr einfach. Die Motorräder sind einfach konstruiert und leicht zu warten", lobt Romagnoli und erkennt: "Doch die Japaner sind langsam, wenn es darum geht, Dinge zu verändern. Ducati ist diesbezüglich vielleicht ein bisschen zu schnell. Ich würde behaupten, sie sind zu schnell."


Fotos: MotoGP am Sachsenring, Girls


Laut dem erfahrenen Ingenieur hat jedes Motorrad seinen eigenen Charakter: "Die Yamaha hat ein gutes Chassis. Die Stärken sind das Handling und die Kurvengeschwindigkeiten. Bei Ducati dreht es sich eher um die Geschwindigkeiten und die Leistung des Motors. Das sind die Stärken", erklärt er.

Danilo Petrucci

Seit 2015 ein Team: Danilo Petrucci mit Crewchief Daniele Romagnoli Zoom

"Was ich an Ducati liebe, ist die Leidenschaft, wie sehr die Leute bei Ducati involviert sind. Sie arbeiten pausenlos. Sie möchten neue Teile bringen, Probleme beheben und sich immer weiter verbessern. Auch das Niveau der Leute, der Ingenieure, ist großartig. Bei Ducati ist man stärker involviert", schildert Romagnoli und kritisiert: "Bei Yamaha ist man ein bisschen weiter entfernt."

"Man hat keine direkte Verbindung zum Werk. Man ist mit Leuten verbunden, doch diese Verbindung ist nicht so stark. Es ist wie eine Art Filter. Bei Ducati ist man direkter verbunden. Das ist aus vielerlei Hinsicht interessant. Man lernt sehr viel", berichtet der Crewchief von Danilo Petrucci und stellt fest: "Ich kann behaupten, dass ich bei Ducati mehr gelernt habe als bei Yamaha. Das steht fest."