• 06.05.2015 12:26

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Cal Crutchlow: "Honda ist anstrengender als die Ducati"

Cal Crutchlow kennt die Yamaha M1, die Ducati Desmosedici und die Honda RC213V und erklärt, warum die Honda im direkten Vergleich so speziell ist

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2011 ist Cal Crutchlow Stammpilot in der MotoGP. Nach drei Jahren bei Tech-3-Yamaha wechselte der Brite zu Ducati, verließ das Team aber nach nur einem Jahr in Richtung LCR-Honda. Damit ist Crutchlow neben Valentino Rossi und Andrea Dovizioso einer der wenigen Fahrer, die auf allen drei führenden Motorrädern Erfahrungen sammeln konnten.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow muss mit der Honda mehr kämpfen als mit der Ducati Zoom

Die Honda RC213V fordert einen besonderen Fahrstil, wenn man schnell sein möchte. Da das Motorrad keine hohen Kurvengeschwindigkeiten erlaubt, müssen die Fahrer tief in die Kurven bremsen, das Motorrad schlagartig umlegen, möglichst schnell die Leistung nutzen und aus der Kurve beschleunigen. Weltmeister Marc Marquez hat diesen Stil perfektioniert. Crutchlow hat sich seit dem Wechsel gut angepasst und kommt mit der Honda immer besser zurecht.

"Wir müssen das Motorrad in der Kurve schlagartig umlegen. Deswegen können wir nicht so hohe Schräglagen fahren. Mit der Honda muss man später bremsen. Die Kurvengeschwindigkeiten werden von Runde zu Runde niedriger", berichtet Crutchlow, der sich um die Vorteile der RC213V sorgt. Yamaha hat vor allem beim Bremsen und am Kurveneingang Fortschritte erzielt, seitdem das Seamless-Getriebe auch beim Herunterschalten nahtlos die Gänge sortiert.

Honda fordert speziellen Fahrstil

"Die Yamaha-Piloten bremsen etwa an der gleichen Stelle, halten aber höhere Kurvengeschwindigkeiten. Am Ausgang haben sie eine bessere Traktion als wir. Was sie am Kurveneingang verlieren, machen sie in der Kurve und am Ausgang wieder gut. Wir machen nur beim Bremsen Zeit gut", erklärt Crutchlow. "Deswegen ist Marc so besonders. Er gleicht das alles aus."

"Auf schmierigen Strecken haben die Honda-Piloten Schwierigkeiten. Misano ist ein gutes Beispiel. Dort war es für Marc und Dani (Pedrosa) in den vergangenen Jahren schwierig, mit den Yamaha-Piloten mitzuhalten", erinnert sich der ehemalige Ducati-Werkspilot. "Es liegt am Paket. Es gibt aber auch Kurse, auf denen Honda stärker ist. Marc war im vergangenen Jahr in Malaysia beeindruckend."

Cal Crutchlow

In harten Bremszonen hat die Honda RC213V nach wie vor Stärken Zoom

Durch den geforderten Stil müssen sich die Honda-Piloten stärker anstrengen. "Es ist etwa 30 Prozent anstrengender, die Honda zu fahren", analysiert Crutchlow, der die MotoGP-Maschinen von Honda, Ducati und Yamaha gut kennt. "Die Motorräder haben unterschiedliche Eigenschaften. Ich denke, die Ducati liegt irgendwo zwischen der Honda und der Yamaha. Sie ist der Yamaha ähnlicher als die Honda. Das war selbst zu dem Zeitpunkt der Fall, als ich das Motorrad fuhr."

Redding laut Crutchlow zu verkrampft

"Sie ist nicht so aggressiv, wie jeder denkt", betont Crutchlow, der nur eine Saison auf der Ducati Desmosedici saß und erst gegen Ende mit der Maschine richtig zurechtkam. Mit der Honda wurde Crutchlow schneller warm. In den vergangenen Jahren hatte der Brite oft die Chance, die Charakteristik der RC213V zu verstehen.

"Wenn man mit der Honda etwas weniger pusht, ist man sofort eine Sekunde langsamer. Wenn man es mit der Yamaha ruhiger angeht, wird man eine Sekunde schneller (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt der ehemalige Supersport-Weltmeister, der sich im Winter an Marc Marquez orientiert hat: "Ich habe meinen Fahrstil mittlerweile mehr an den von Marc angepasst. Das ist der Stil, den das Motorrad verlangt. Aber Marc ist einzigartig. Jorge (Lorenzo) hätte mit dem Motorrad Schwierigkeiten. Vielleicht würde es Marc auch schwer fallen, wenn man ihn auf die Yamaha setzt."


Fotos: MotoGP-Test in Jerez


"Ich denke, Scott (Redding) arbeitet zu verkrampft daran, den Stil von Marc zu übernehmen. Es funktioniert nicht. Dani hat einen eigenen Stil und kann auch Rennen gewinnen. Man muss seinen eigenen Weg finden und sich an unterschiedlichen Fahrern orientieren. Diesen Weg verfolge ich zumindest", so der LCR-Pilot, der in den ersten vier Rennen mit der Honda bereits 47 Punkte einfuhr und in der Meisterschaft auf Position sechs liegt.