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Bradl lobt Rossis Abgeklärtheit und Zarcos Aggressivität

Die MotoGP verfolgt Stefan Bradl seit 2017 nur noch im TV: Vor dem Europaauftakt analysiert der Deutsche das Geschehene und nennt die bisherigen Überraschungen

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP gastiert am Wochenende erstmals in der laufenden Saison in Europa. Traditionell ist das Rennen in Jerez der Auftakt der Europasaison. Erstmals seit 2012 fehlt Stefan Bradl im Feld der MotoGP. Der Deutsche wechselte im vergangenen Winter von der Königsklasse in die Superbike-WM und hat aus deutscher Sicht mit Jonas Folger einen vielversprechenden Nachfolger.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl, Valentino Rossi

Stefan Bradl lieferte sich in der MotoGP einige Duelle mit Valentino Rossi Zoom

An der Spitze tobt aktuell ein Dreikampf zwischen Valentino Rossi, Maverick Vinales und Marc Marquez. Rossi stand bei allen drei Rennen auf dem Podium, konnte aber noch kein Rennen gewinnen. Vinales sicherte sich zwei Siege, stürzte aber beim vergangenen Rennen in Austin. Und Marquez gewann in Texas, fiel aber in Argentinien aus und verpasste in Katar das Podium.

"Rossi, der alte Fuchs, stand bei allen Rennen auf dem Podium. Das ist sehr stark einzuschätzen", lobt Bradl im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "In Austin war Jorge Lorenzo in meinen Augen die große Überraschung. Im Rennen fiel er zurück, anstatt nach vorn zu kommen", wundert sich der Zahlinger. Lorenzo konnte die überragenden Topspeeds seiner Ducati Desmosedici bisher nicht in gute Ergebnisse umwandeln.

"Gott sei dank bestehen die Rennstrecken nicht nur aus Geraden. Die Ducati ist sehr schwer zu fahren, wie man bei Lorenzo sieht. In Austin wurde er Neunter. Petrucci holte ihn noch kurz vor Schluss ein. Und Miller war knapp dahinter. Es war keine gute Leistung", stellt Bradl fest und grübelt: "Ich denke, er wird nicht zufrieden sein. Lorenzo hat Probleme, mit der Ducati zurechtzukommen."


Fotos: MotoGP in Austin, Girls


Mehr Beständigkeit ab Jerez?

Überbewerten möchte Bradl die ersten drei Rennen der Saison aber nicht. "Ab Jerez kann man alles besser beurteilen. Die beiden ersten Rennen sind immer verrückt. Zudem war es in Katar vom Wetter ziemlich chaotisch, in Argentinien war es ebenfalls wechselhaft. Ich würde meinen, dass sich alles in Austin ein bisschen normalisiert hat und in Jerez wird es sich noch mehr stabilisieren", analysiert der ehemalige Moto2-Champion.

Bradl muss nicht lange überlegen, wer die größte Überraschung der Saison ist. Der Bayer schaut in Richtung Tech-3-Yamaha und staunt, was Folgers Teamkollege bei den bisherigen Rennen zeigte: "Zarco ist für mich eine große Überraschung. Er ist im kompletten Rennen stark. Seine Körpersprache ist eindeutig. Er geht sehr selbstsicher in die Zweikämpfe und meistert die Rennen sehr gut", stellt Bradl fest.

Jorge Lorenzo

Hinter den Erwartungen: Jorge Lorenzos Leistungen enttäuschen Stefan Bradl Zoom

Hat sich der Franzose bei Tests zurückgehalten, um nicht im Fokus zu stehen? "Wenn man es genau beobachtet hat, fiel bereits bei den Tests auf, dass Zarco schneller ist als Jonas. Jonas war über eine Runde schneller, aber nicht konstant schneller", erklärt Bradl. "Zarco ist eine starke Nummer. Mich erinnert es an seine Moto2-Zeit. Damals fuhr er auch viele schnelle Runden, nicht immer die schnellste, aber sehr viele richtig gute. Und das ist es, was in den Rennen den Ausschlag gibt."

Zarcos Entschlossenheit begeistert Bradl

Zum Vorfall in Austin, als Zarco in einem beherzten Manöver Valentino Rossi herausforderte, hat Bradl eine klare Meinung: "Ich kann verstehen, dass Rossi ein bisschen sauer war, aber wenn sich Zarco für das Manöver entscheidet, muss er es auch durchziehen. Hätte Zarco gezögert, wären beide gestürzt. Es ging gut aus. Mir gefiel seine Aggressivität. Das ist gut. Er hätte auch zurückschrecken können, doch er macht es meiner Meinung nach richtig. Solche Fahrer braucht die MotoGP. Vinales zieht auch vor nix zurück", betont Bradl.

Johann Zarco, Valentino Rossi

Yamaha-Duell: Johann Zarco und Valentino Rossi gerieten in Austin aneinander Zoom

In der Meisterschaft rechnet der ehemalige Grand-Prix-Pilot mit einem Dreikampf zwischen den beiden Werks-Yamahas und Weltmeister Marc Marquez. "Ich möchte mich nicht festlegen", grübelt Bradl, als wir nach dem Favorit für den Titel fragen. "Jerez ist eine Strecke, auf der Honda und Yamaha in etwa gleich stark sind. Rossi ist stark in Jerez. Warum sollen wir uns mit Prognosen aufhalten? Warten wir es ab!"