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  • 30.06.2013 17:43

Bradl: Das Warten auf das erste Podium

In Assen startet der Deutsche aus der ersten Reihe, kann das Tempo der Spitze im Rennen aber nicht mitgehen - Wie lange müssen die deutschen Fans noch warten?

(Motorsport-Total.com/SID) - Mehr als 90.000 Zuschauer waren in die Kathedrale des Motorradsports nach Assen gekommen, und fast geschlossen huldigte die Königsklasse ihrem siegreichen Superstar Valentino Rossi. Deutschlands Hoffnungsträger Stefan Bradl stand nach dem Großen Preis der Niederlande mittendrin, doch dem 23-Jährigen war nicht nach Lobhudeleien zumute - zu groß war die Enttäuschung über das eigene, eigentlich doch recht ordentliche Ergebnis.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl fiel bei der Dutch TT von Startplatz drei auf Position sechs zurück Zoom

"Platz sechs ist kein Weltuntergang", bemerkt der Honda-Pilot nach dem Rennen am Samstag ins 'Sport1'-Mikrofon, "aber wir laufen sicher nicht mit dem größten Lächeln durchs Fahrerlager. Wir haben uns mehr erwartet." Erstmals war Bradl in der MotoGP aus der ersten Startreihe ins Rennen gegangen, die Hoffnung auf das ersehnte erste Podium seit dem Aufstieg in die Königklasse war groß.

Die Geschichte des Tages war aber Rossis Sieg, der 80. des neunmaligen Weltmeisters in der Königsklasse, sein erster seit Oktober 2010. Die Podestplätze ergatterten Marc Marquez (Honda) und Cal Crutchlow (Yamaha). Der sechste Platz war da nur ein schwacher Trost für Bradl. Auch am Abend hatte sich daran nichts geändert. Mit dem Flieger war er gleich nach Mainz gereist, zum 'Aktuellen Sportstudio' des 'ZDF'.

"Ich wäre lieber an seiner Position gewesen", erklärt Bradl dort, angesprochen auf Rossi, mit einem Lächeln: "Ich bin enttäuscht, mein Saisonziel ist das Podium." Erst seit dem vergangenen Jahr fährt Bradl in der MotoGP, und dass er mit dem bislang Erreichten nicht gänzlich zufrieden ist, ist Ausdruck seines großen Ehrgeizes. Rookie des Jahres war er 2012, auch in dieser Saison bestätigt er seine Leistungen, "wir sind nicht sehr weit weg von der Spitze", sagt er. Der stärkste Deutsche seit Jahrzehnten in der Königsklasse ist er ohnehin bereits, lange mussten Bradls Landsleute auf derartige Ergebnisse warten. In Assen war Startreihe eins ein solcher Meilenstein, 1998 hatte das Ralf Waldmann zuletzt geschafft.


Fotos: MotoGP in Assen


Dass dies erst der Anfang ist, da sind sich die Fachleute weitgehend einig. Denn Bradl sitzt noch nicht auf einer Werksmaschine, als Fahrer eines Satelliten-Teams hat er einen gewissen technischen Rückstand auf Piloten wie Rossi, Weltmeister Jorge Lorenzo oder den starken Rookie Marquez, der am Samstagabend mit Bradl im TV-Studio saß. "Viel schlechter ist mein Motorrad ja nicht", sagt Bradl diplomatisch und erklärt: "Das Werksteam ist mit den neuen Entwicklungsteilen aus Japan immer als erstes versorgt." Erst danach sind Rennställe wie Bradls mit der LCR-Honda an der Reihe. Bis er selbst die Chance auf einer Werksmaschine bekommt, wird er sich daher häufig anstellen müssen.

Stefan Bradl

Nahezu identisch: Die LCR-Honda entspricht der Werks-Maschine Zoom

Hinter Fahrern wie Rossi beispielsweise. Seinen Erfolg hatte der Italiener herbeigesehnt. "Das ist einer der schönsten Siege meiner Karriere - weil ich so lange darauf warten musste", erklärt Rossi. 32 Monate nach seinem letzten Erfolg waren durchaus Selbstzweifel aufgekommen. "Diese Frage hatte mich zuletzt fast aufgefressen", räumte er ein, "kann ich es noch? Kann ich noch siegen?" Der hochverdiente Erfolg in Assen war die Antwort.

Und auch mit einem weiterhin starken Bradl rechnet der Italiener in naher Zukunft. "In zwei Wochen", sagt Rossi, "wird er wieder alles für ein gutes Ergebnis geben." Dann macht die Motorrad-WM in Deutschland Station. Beim Heim-Grand-Prix am 14. Juli Sachsenring geht Bradl erneut auf die Jagd nach dem ersten Podestplatz.