• 18.08.2016 12:07

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Boxen-Kommunikation: Rossi und Marquez sind sich uneinig

Valentino Rossi begrüßt die Idee der Informationsübertragung ins Cockpit und wünscht sich Boxenfunk - Marc Marquez fürchtet Zustände wie in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen des Österreich-Grand-Prix in Spielberg kündigte die Dorna an, ein System zu entwickeln, um den Fahrern Informationen ins Cockpit zu übertragen. Vorrangig soll es um Meldungen gehen, die relevant für die Sicherheit sind. Von einem möglichen Boxenfunk nehmen die Verantwortlichen nach wie vor Abstand. Beinahe alle MotoGP-Piloten begrüßen die Ideen der Dorna, lediglich Marc Marquez wehrt sich dagegen.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Marc Marquez, Valentino Rossi

Marquez möchte selbst bestimmen, Rossi wünscht sich Hilfe von der Box Zoom

Spielberg-Sieger Andrea Iannone fürchtet, dass es nicht einfach sein wird, beim Fahren genau zu erkennen, was die Crew mitteilt: "Es ist schwierig, beim Fahren die Nachrichten zu verstehen. Es könnte aber eine große Hilfe sein", grübelt der Italiener. Teamkollege Andrea Dovizioso vertritt eine ähnliche Meinung, warnt aber vor einer Informationsflut.

"Ich begrüße es ebenfalls. Es gibt Nachrichten, die sehr wichtig sind, zum Beispiel wenn ein Fahrer stürzt. Die Streckenposten können manchmal nicht schnell genug reagieren. Ich bin aber dagegen, zu viele Informationen zu übertragen, weil es beim Fahren schwierig ist, das alles zu lesen. Es ist wichtig, sich nur auf die Meldungen zu konzentrieren, die der Sicherheit dienen. Rundenzeiten und ähnlich sollte man weglassen", bemerkt Dovizioso.

Rossi orienitert sich an der Formel 1

Landsmann Valentino Rossi outete sich nach der Strategiepanne am Sachsenring als Befürworter des Boxenfunks, um eine bessere Übersicht zu bekommen und mit seiner Crew beidseitig zu kommunizieren. Die Idee der Informationsübertragung ins Cockpit gefällt dem "Doktor": "Ich begrüße es. Ich wünsche mir auch den Boxenfunk, denn während des Rennens könnte es hilfreich sein, besonders bei einem Flag-to-Flag-Rennen", erklärt der Routinier.


Fotos: MotoGP in Spielberg, Girls


"Es würde die Sicherheit verbessern, denn man könnte gewarnt werden, wenn es einen Sturz, eine gelbe Flagge oder einen Motorschaden mit Ölverlust gab. Ich traf immer die falschen Entscheidungen (lacht; Anm. d. Red.). Vielleicht wäre es durch die Nachrichten im Cockpit einfacher", scherzt Rossi.

Marquez will selbst Entscheidungen treffen

WM-Leader Marc Marquez vertritt eine komplett andere Meinung als Rossi und wünscht sich komplette Selbstbestimmung: "Im Motorradsport ist es einer der besten Aspekte, dass der Fahrer alleine ist. Sicher steht auch immer ein Team dahinter, doch der Fahrer muss die Entscheidungen selbst treffen."

Marc Marquez

Am Sachsenring machte Strategiefuchs Marc Marquez die Konkurenz nass Zoom

"Die Teams bezahlen uns Fahrer dafür, Entscheidungen zu treffen, möglichst schnell und fit zu sein. Einer der Aspekte, den ich an der Formel 1 nicht mag, ist, dass die Teams die Rennen gewinnen. Wenn man vor dem Rennen die richtigen Dinge in den Meetings klärt und sich im Rennen clever verhält, dann ist es okay", erklärt Marquez entschlossen.

Suzuki-Pilot Aleix Espargaro sieht die Idee der Nachrichtenübertragung ins Cockpit ebenfalls kritisch: "Es hängt davon ab, was sie darüber mitteilen. Ich finde, es ist nicht gut, alle Informationen zu übertragen. Sicherheitsthemen, wie rote Flaggen, Durchfahrtsstrafen oder Öl wäre fantastisch. Andere Dinge, wie 'überhole den Fahrer' oder so was, finde ich nicht gut."

Cal Crutchlow lehnt eine Informationsflut ebenfalls ab: "Einige Fahrer setzen sich dafür ein. Ich habe keine Ahnung, welche Fahrer das sind. Es wird sich also durchsetzen. Aber es ist schwierig, beim Fahren eine Antwort zu tippen", scherzt der Brite und fügt hinzu: "Die Information vom Fahrer zum Crewchief ist wichtiger als die vom Crewchief an den Fahrer. Die Leute an der Box sitzen nicht auf dem Motorrad und können die Situation nicht so gut einschätzen wie der Fahrer. Ich bezweifle, dass es eine gute Sache ist. Wenn es alle nutzen, dann muss man das auch tun. Es ist wie bei allen anderen Sachen auch."