Bartholemy: "Neustart für Kawasaki in der MotoGP"
Michael Bartholemy, Sportchef des neu formierten Kawasaki-Werksteams, über Veränderungen, Ziele und Erwartungen für die Saison 2007
(Motorsport-Total.com) - Nach drei Jahren als Teamkoordinator unter dem alten Regime steigt Michael Bartholemy in dieser Saison auf und übernimmt die Rolle des Sportchefs innerhalb Kawasakis neuer MotoGP-Organisation. Keine leichte Aufgabe unter normalen Umständen, aber Bartholemy war der Antreiber, der es ermöglichte, die neue Organisation innerhalb von drei Monaten von der Papierform hin zu einer realen Erscheinung im Paddock zu wandeln.
© Kawasaki
Der 38-jährige Belgier brachte alles zusammen, das Personal, die Ressourcen und die Ausrüstung, um sicherzustellen, dass Kawasaki mit dem stärksten Team in die Saison 2007 geht, seitdem der japanische Hersteller 2003 wieder vollständig in den Grand-Prix-Sport einstieg.#w1#
Kawasaki Motor Racing als neue Organisation
Frage: "Michael, Kawasaki hat ein neues, werkseigenes Team gemeldet, das die MotoGP-Weltmeisterschaft 2007 bestreiten wird. Kannst du die zurechtgelegte Struktur erklären?"
Michael Bartholemy: "Dies ist ein komplett neuer Start für Kawasaki in der MotoGP, mit dem Werksteam als Teil der so genannten Kawasaki Motor Racing, wie die neue Organisation benannt sein wird. Beginnend vom 1. April diesen Jahres wird Kawasaki Motor Racing die Organisation sein, welche das MotoGP-Team betreibt, obgleich Kawasaki Motor Racing in Zukunft die Fähigkeit haben wird, auch in anderen Motorradrennserien mitzuwirken. Wie auch bei anderen Herstellern ist das MotoGP-Team jetzt auch ein werkseigenes."
Frage: "Kannst du die Gründe hinter der neuen Strategie erklären, die Kawasaki in seiner jetzt fünften MotoGP-Saison einführt?"
Bartholemy: "Die Strategie wurde von Kawasaki Heavy Industries ausgegeben, und dies ermöglicht es dem Konzern, die Kontrolle über das Team in allen Bereichen zu behalten, inklusive Budgets, Ausrüstung, Ressourcen und dem Management. Es ist ja völlig normal, wenn Kawasaki Heavy Industries das ganze MotoGP-Projekt unterstützt, dass sie auch die Kontrolle über das Geschäftliche haben."
Frage: "Hat Kawasaki einen längerfristigen Plan für die MotoGP?"
Bartholemy: "Ja, und da ist viel Unterstützung innerhalb des Konzerns für eine längerfristige Beteiligung in der MotoGP, welche ja die Königsklasse aller weltweiten Motorradrennserien ist. Es gibt schon einen Fünfjahresplan bis 2011, das zeigt ganz deutlich, was für ein wichtiges Marketingorgan die MotoGP für den Konzern darstellt."
Frage: "Wo wird das neue Team beheimatet sein?"
Bartholemy: "Unsere europäische Basis wird in den Niederlanden sein, genauer in Herleen, etwas südlich von Amsterdam. Dort werden wir unser Büro, Lagerhallen und Werkstattgebäude haben. Dies wird die operationale und logistische Basis für die MotoGP sein, obwohl all das Technische, das Design und die Herstellung der Rennmotorräder bei Kawasaki in Japan geschehen werden."
Kawasaki derzeit mit 70 Mitarbeitern
Frage: "Wie werden all die Mitarbeiter in das Team integriert sein?"
Bartholemy: "Jetzt wird der ganze MotoGP-Betrieb zu einer Gruppe, inklusive den Ingenieuren in der Fabrik. Ich denke, wir haben momentan so ungefähr 70 Mitarbeiter, die an dem Projekt beteiligt sind. In der Vergangenheit waren das Rennteam und die Fabrik voneinander getrennt, aber jetzt sind wir innerhalb des Konzerns wie eine Familie."
Frage: "Es gab offensichtlich einen großen Wechsel innerhalb einer kurzen Zeit, um das neue Team aufzustellen. Was hat alles dazu beigetragen?"
Bartholemy: "Ja, es war harte Arbeit und schwer umzusetzen. Wir können sagen, dass das, was eine Gruppe von Leuten in den letzten zwei Monaten des vergangenen Jahres geleistet hat, nahezu unfassbar ist. Als wir am 8. November mit der Arbeit begannen, das Werksteam zu formen, hatten wir noch nicht einmal einen einzigen Schraubenzieher. Wir übernahmen keinerlei Infrastruktur von den vorherigen Jahren. Nichts von alldem hätte ohne engagierte Arbeit, und zwar nicht nur von den Teammitgliedern, sondern auch von den Leuten, die von Japan nach Europa kamen, geklappt."
Frage: "Es wurden einige neue Stellen innerhalb des Teams geschaffen. Was wird deine Rolle als Sportchef bei Kawasaki Motor Racing sein?"
Bartholemy: "Die Rolle des Sportchefs wurde von Kawasaki schon vor einiger Zeit geschaffen, sogar schon vor den Umbrüchen am Ende der Saison 2006. Das Konzept dahinter war, jemanden zu haben, der die Rennaktivitäten kontrolliert, die Verwaltung übernimmt und das ganze Teammanagement - eben jemanden, der die ganzen Schlüsselpositionen koordiniert und so einen reibungslosen Ablauf garantiert. In Zukunft wird meine Rolle vielleicht noch auf andere Rennserien ausgeweitet, aber momentan ist es nur die MotoGP."
Kawasaki will ein Spitzenteam werden
Frage: "Was sind ihre Ziele, die du 2007 gerne erreichen würdest?"
Bartholemy: "Generell ist es unser Ziel, zu beweisen, dass Kawasaki in der MotoGP ganz vorne mitfahren kann und dass wir am Ende der Saison hoffentlich das beste Ergebnis für Kawasaki seit dem Eintreten in die MotoGP 2003 einfahren können. Am Ende der letzten Saison sahen wir uns einiger Kritik bezüglich unserer Performance und Organisation ausgesetzt, aber ich bin mir sicher, dass jetzt jeder sehen wird, auf was für einem hohen Level das Team arbeitet."
Frage: "Beide Fahrer für diese Saison kommen aus Frankreich, Randy de Puniet und Olivier Jacque. Gibt es einen besonderen Grund für diese Fahrerpaarung?"
Bartholemy: "Die Fahrerwahl hängt nicht mit irgendeiner speziellen Strategie zusammen, etwa dem Marketing oder der Promotion, und einige Leute könnten auch sagen, es sei besser, zwei Fahrer aus verschieden Ländern zu nehmen. Mit dem neuen Motorrad für 2007 brauchten wir einen Fahrer, der uns sowohl im Rennen als auch bei der Entwicklung hilft, und Olivier Jacque hat für uns in den letzten zwei Jahren als Testfahrer einen guten Job gemacht. Randy de Puniet hatte bereits einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Ich denke, wir haben eine gute Balance gefunden mit unseren Fahrern."
Frage: "Wenn Randy de Puniet jetzt seine zweite Saison in der MotoGP in Angriff nimmt, was erwartest du dir von ihm?"
Bartholemy: "Sicherlich ist Randy einer der aufsteigenden jungen Stars der MotoGP und er wird viel profitieren von dem, was er letzte Saison als Rookie gelernt hat. Er hatte ein paar verletzungsbedingte Probleme, aber auch seine Rennperformance war nicht immer so konstant, wie sie hätte sein können. Aber er zeigte, dass er im Qualifying schnell war. Er muss jetzt nur mal diese Leistungen aus den Qualifyings in gute Rennresultate umwandeln und dann habe ich keine Sorgen, dass er sein Potential diese Saison nicht voll abrufen könnte."