• 13.02.2007 12:09

Jacque: "Damit geht ein Traum in Erfüllung"

Olivier Jacque im Interview über seinen Kawasaki-Vertrag, seine Ziele für die MotoGP-Saison 2007 und sein aufregendes Leben in London

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Olivier, wie hast du nach zwei Jahren als Testfahrer bei Kawasaki reagiert, als sie dir angeboten haben, 2007 die gesamte MotoGP-Saison zu bestreiten?"
Olivier Jacque: "Damit geht ein Traum in Erfüllung! Es war eine Überraschung, aber eine angenehme. Ich hatte schon 2006 gehofft, Rennfahrer bei Kawasaki zu werden, aber sie nahmen stattdessen einen Youngster, was ich auch verstehen konnte. Ende 2005 waren meine Leistungen nicht so stark, daher machte es Sinn, einen Jungen für die Zukunft zu verpflichten. Dieser Rennvertrag ist jetzt aber wie ein Neuanfang für meine Karriere."

Titel-Bild zur News: Olivier Jacque

Olivier Jacque möchte sich mit Kawasaki 2007 in der MotoGP gut verkaufen

Frage: "Du warst 2006 als Testfahrer Teil der Kawasaki-Familie, aber hast du jemals den Glauben daran verloren, dass es mit dem Renncomeback wieder klappen wird?"
Jacque: "Nicht wirklich, aber ich war zufrieden mit dem Job als Testfahrer, denn das war eine interessante Erfahrung. Allerdings wurde es mir langweilig. Ich fuhr viele, viele Runden, was für Kawasaki wichtig war, um das Motorrad zu verbessern, aber es ist nicht dasselbe wie ein Rennen. Aus einem Rennen schöpft man Befriedigung. Als dann Shinya Nakano das Team verließ, sagte ich ihnen, dass ich gerne bereit wäre, wieder Rennen zu fahren."#w1#

Jacque wollte nicht mehr Testfahrer sein

Frage: "Du hast den Glauben an ein Comeback also nie verloren?"
Jacque: "Nein. Ich wollte unbedingt wieder Rennen fahren und ich wollte bei Kawasaki fahren, weil ich es mag, wie sie die MotoGP angehen. Außerdem ist Kawasaki ein relativ neues Team - und mit den 800er-Regeln könnte es interessant werden. Außerdem war es verlockend, wieder mit den Leuten aus meiner 250er-Karriere zusammenzuarbeiten, zum Beispiel Ichiro Yoda, der mir vertraut. Das Grand-Prix-Team ist jung mit guten Zielen. Das gefällt mir."

"Die Erfahrung ist von Vorteil für mich, weil ich die Entwicklungsrichtung des Motorrads nun besser verstehen kann." Olivier Jacque

Frage: "Glaubst du, dass dir dein Hintergrund als Test- und Entwicklungsfahrer auch als Rennfahrer helfen wird?"
Jacque: "Ja, die Erfahrung ist von Vorteil für mich, weil ich die Entwicklungsrichtung des Motorrads nun besser verstehen kann."

Frage: "Und was hältst du von der neuen 800er-MotoGP?"
Jacque: "Ich mag das Konzept, es ist eine aufregende neue Regel für die MotoGP."

Frage: "Gibt es beim Fahrstil Unterschiede zwischen den 800er- und den früheren 990er-Bikes?"
Jacque: "Ich glaube nicht. Als die 800er aufkamen, wurden viele Vergleiche mit den 250er-Zweitaktern aufgestellt, aber jetzt denke ich, dass das nicht richtig ist. Zu Beginn war es vielleicht der Mangel an Power gegenüber den 990ern, der diese Vergleiche provozierte, aber das ist jetzt anders."

Frage: "Wie schätzt du das Potenzial der 800er-Ninja-ZX-RR und das des Kawasaki-Teams ein?"
Jacque: "Ich denke, wir haben gutes Potenzial und werden einige Leute überraschen. Als ich die 800er-Ninja-ZX-RR erstmals bei den Testfahrten fuhr, war es schon ein gutes Bike, aber im Winter entwickelten wir eine gute Basis für die Saison. Es gab keine gravierenden Probleme, aber im Racing ist es immer schwierig, Prognosen im Vergleich zur Konkurrenz aufzustellen, bevor die Saison beginnt. Sicher ist, dass wir hart arbeiten werden, um unsere Performance zu verbessern."

Frage: "Die Elektronik ist nun weniger ausgeprägt als bei den 990er-Maschinen. Welche Auswirkungen hat das auf euch Fahrer?"
Jacque: "Das stimmt. Ich denke, dass die Hersteller dadurch enger beisammen liegen werden. Wir Fahrer müssen uns mit weniger Elektronik herumschlagen, das Fahren an sich gewinnt dadurch an Bedeutung - speziell auf eine Renndistanz gesehen."

Frage: "Dein Teamkollege ist Randy de Puniet, ebenfalls ein Franzose. Was hältst du von dieser französischen Fahrerpaarung?"
Jacque: "Für mich ist das eine sehr gute Situation, denn ich komme gut mit Randy aus. Wir verstehen uns gut, haben auch schon gute Zeiten miteinander verbracht, zum Beispiel in Japan. Auf der Rennstrecke gehen wir sehr professionell miteinander um. Wir können über das Bike reden, unsere Informationen vergleichen und gemeinsam versuchen, schneller zu werden. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre, das ist wichtig."

Frage: "Wie hast du dich auf die neue Saison vorbereitet?"
Jacque: "Sobald bestätigt war, dass ich wieder in der MotoGP fahren werde, begann ich mit hartem Training. Ich will Kawasaki beweisen, dass ich mir diese Chance verdient habe. Vor allem war ich im Fitnesszentrum. Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern setze ich mich zum Trainieren nicht auf eine Motocrossmaschine, denn ich fahre während der Saison eh genug Motorrad."

Rennen sind anders als Testfahrten

Frage: "Lange und harte Testtage gehören in der MotoGP zur Saisonvorbereitung. Geht man unterschiedlich an Tests und Rennen heran?"
Jacque: "Beim Testen muss man die Erfahrung einsetzen und auf eine andere Weise arbeiten, um die Performance des Bikes zu maximieren - und man hat mehr Zeit. An einem Grand-Prix-Wochenende hat man nur zwei Stunden pro Tag vor dem Rennen, daher konzentriert man sich da mehr auf die Rundenzeiten und darauf, für das Rennen bereit zu sein. Das ist intensiver."

"Der neue Werksvertrag ist ein Meilenstein!" Olivier Jacque

Frage: "Du kannst auf eine lange Karriere zurückblicken, warst 2000 250er-Weltmeister. Was waren deine persönlichen Highlights?"
Jacque: "Da kommt natürlich die 250er-WM an erster Stelle, das war sehr zufrieden stellend. Dann der China-Grand-Prix in Shanghai 2005 - ein schöner Moment, den ich mit Kawasaki teilen durfte. Es war ein Regenrennen und ich wurde Zweiter, was damals Kawasakis bestes Resultat in der MotoGP war. Und dann ist natürlich auch der neue Werksvertrag ein Meilenstein!"

Frage: "2007 werden 18 Rennen gefahren, mehr als je zuvor. Was sagst du dazu?"
Jacque: "Das werde ich dir am Saisonende verraten, aber es bedeutet jedenfalls viel Arbeit!"

Frage: "Was würdest du tun, wenn du kein Profirennfahrer wärst?"
Jacque: "Ich würde eine Sushibar aufmachen, denn ich liebe japanisches Essen. Und ich würde in irgendeiner Form Motorradsport machen, vielleicht im technischen Bereich bei einem Team."

Frage: "Du lebst in London. Wie gefällt es dir dort?"
Jacque: "Ich mag London sehr, auch wenn es im Winter sehr kalt sein kann. Es gibt auch einige gute Sushirestaurants und Clubs, in die ich mit meinen Freunden gehen kann. Es gibt auch tolle Plätze abseits der Touristenregionen, zum Beispiel Portobello, und ich mag Musicals. Ich lebe nahe der King's Road in Chelsea, nahe der Sloane Street. Dort gibt es immer etwas Interessantes zu tun."

Frage: "Du verwendest ein neues Helmdesign. Steckt da eine Bedeutung dahinter?"
Jacque: "Nein, nicht wirklich. Ich saß mit meinem Designer zusammen und wir wollten einfach etwas anders machen."

Frage: "Mit welchen Zielen gehst du in die Saison 2007?"
Jacque: "Ich will mein Bestes zeigen und das Beste aus meiner Kawasaki ZX-RR herausholen - das ist alles. Wenn ich das schaffe, kommen die guten Resultate von selbst."