Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Bagnaia droht mit Boykott: "Bin nicht bereit, in Valencia zu fahren"
MotoGP-Finale in Valencia trotz Flutkatastrophe? Francesco Bagnaia positioniert sich klar dagegen und droht mit Boykott - Was die anderen MotoGP-Fahrer sagen
(Motorsport-Total.com) - Wann und wo die MotoGP-Saison 2024 enden wird, ist angesichts der Flutkatastrophe in Spanien weiterhin unklar. Noch halten die Serienverantwortlichen an der Idee fest, das Saisonfinale trotz aller Umstände in Valencia stattfinden zu lassen. Doch unter den MotoGP-Fahrern regt sich Widerstand.
© Motorsport Images
Francesco Bagnaia hält ein Saisonfinale in Valencia für falsch Zoom
Allen voran Weltmeister Francesco Bagnaia machte am Trainingsfreitag in Sepang deutlich, dass er davon rein gar nichts hält. Mehr noch: Der Italiener drohte seinen Boykott an, sollte das Finale tatsächlich in Valencia stattfinden.
Auf die Frage, ob sein Team irgendeine Art von Garantie erhalten habe, dass es nach diesem Wochenende in Malaysia ein letztes Rennen geben wird, sagt der zweifache MotoGP-Weltmeister: "Das hängt davon ab, wo es stattfindet, denn ich glaube nicht, dass es auf jeden Fall in Valencia stattfinden wird."
Bagnaia: Auch wenn es mich den Titel kostet ...
"Ich hoffe sehr, dass sie die Tatsache in Betracht ziehen, dass es auf einer ethischen Ebene und mit dem, was passiert, nicht das Richtige ist", argumentiert Bagnaia und stellt klar: "Selbst um den Preis, dass ich mein ultimatives Ziel verliere, nämlich den Titel zu gewinnen, bin ich nicht bereit, in Valencia zu fahren."
Das bedeutet aber nicht, dass der Italiener sein Ziel aus den Augen verliert. "Ich weiß, dass das Wichtigste für mich ist, zu gewinnen. Ich muss gewinnen. Das ist das Ziel. Deshalb wollte ich gut in dieses Wochenende starten und versuchen, in jeder Situation konstant und konkurrenzfähig zu sein", erklärt er.
Das gelang ihm am Freitag mit zwei Bestzeiten. Am Ende lag er mit einer Zeit von 1:57.679 Minuten knapp vor seinem Titelrivalen Jorge Martin an der Spitze des Klassement.
"Das letzte Mal, dass ich beide Freitagssessions angeführt habe, war in Assen. Es ist überhaupt erst das zweite Mal in meiner MotoGP-Karriere", betont Bagnaia. "Aber wir müssen weiter fokussiert bleiben, um das Maximum herauszuholen."
Aktuell liegt er 17 Punkte hinter Martin. Der Spanier sagt mit Blick auf den Titelkampf und die Situation in Valencia: "Ich denke, es ist für alle wichtig zu wissen, ob es ein weiteres Rennen geben wird. Ich gehe mit dem Gedanken ins Rennen, dass es einen letzten Grand Prix geben wird, sei es in Valencia oder woanders."
"Ich werde versuchen, hier zu gewinnen. Wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich sie nutzen, und wenn nicht, werde ich mein Bestes zu geben", erklärt Martin. Was ein Saisonfinale in Valencia angeht, positioniert er sich weniger radikal.
"Es ist eine sehr heikle Situation, sowohl für uns Fahrer als auch die Dorna. Mit dem, was dort passiert ist, ist es für jeden sehr schwierig, nach Valencia zu gehen. Ich hänge von der Entscheidung der Dorna und der Regierung ab. Wenn sie entscheiden, das Rennen dort zu veranstalten, werden wir fahren müssen."
Marc Marquez: "Es geht jetzt nicht ums Geld"
Auch Marc Marquez sagt, angesprochen auf Bagnaias Boykottandrohung: "Bevor man eine solche Entscheidung trifft, muss man alle Aspekte in Betracht ziehen." An der Haltung von Dorna und FIM übt aber auch der Gresini-Pilot Kritik.
"Jetzt über einen Grand Prix in Valencia in zwei Wochen zu sprechen, hat keinen Sinn", betont Marquez. "Auch wenn sie sagen, das würde der Wirtschaft helfen - es geht jetzt nicht ums Geld, es geht um helfende Hände, es geht um Zeit."
"Die Menschen haben alles verloren, in Valencia sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld. Natürlich kann Geld beim Wiederaufbau helfen, aber trotzdem: Die Meisterschaft muss dahingehend noch viel lernen. Ich als Person und als Spanier kann gar nicht darüber nachdenken, dort in zwei Wochen Rennen zu fahren."
© Motorsport Images
Marc Marquez kann sich nicht vorstellen, in zwei Wochen in Valencia zu fahren Zoom
Sein Gresini-Teamkollege und Bruder Alex Marquez äußert sich ähnlich. "Es ist nicht richtig, jetzt über das Rennen dort zu sprechen. Es gibt noch so viele Vermisste. Wir müssen in einer solchen Situation mehr Respekt zeigen", mahnt der Spanier.
"Ich weiß, es geht ums Geschäft. Aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Wenn wir bis Dezember warten müssen, um dort zu fahren, werde ich gerne geduldig warten. Es bringt nichts, sich jetzt in Spekulationen zu verlieren. Es ist ein großes Desaster für die Menschen und wir sollten mehr Respekt zeigen", so Marquez.
Er bringt auch einen Vorschlag seines Bruders ins Spiel: "Wie Marc gestern vorgeschlagen hat: Wir könnten woanders fahren und alle Gewinne an die Region weitergeben. Das wäre eine gute Sache. Aber einfach zu denken, wir müssen dort fahren, es geht ums Geschäft, berücksichtigt nicht das Leid der Menschen."
Wie viel Mitspracherecht haben die Fahrer?
Landsmann Joan Mir findet es "moralisch nicht korrekt", unter den aktuellen Umständen in Valencia zu fahren. "Aber wir müssen die Situation erst noch besser verstehen."
"Wenn wir dort hingehen und damit der Stadt helfen, bin ich natürlich einverstanden. Aber wenn wir damit nur mehr Probleme kreieren und sie von Dingen abhalten, die viel wichtiger sind als ein Rennwochenende, bin ich dagegen", sagt Mir.
Auf die Frage, wie viel Mitspracherecht die Fahrer in dieser Sache haben, meint er: "Wenn wir alle der gleichen Meinung sind, können wir ihnen einen Vorschlag machen. Ob sie ihn annehmen, ist eine andere Sache. So viel können wir nicht tun. Aber als Gemeinschaft sind wir stärker. Also vielleicht können wir mitreden."
Dafür müsse man sich aber erst noch einen besseren Überblick verschaffen, sagt Aleix Espargaro und pflichtet Mir bei: "Es ist schwer zu beurteilen, denn die Situation ist extrem kompliziert. Wir kennen das ganze Ausmaß ja noch gar nicht. Wir wissen nicht, wie viele Menschen ihr Leben verloren haben."
"Für die Dorna wird es schwer sein, die richtige Entscheidung zu treffen. Wie auch immer sie ausfallen wird, hoffentlich werden wir Valencia damit irgendwie helfen können."
Angesprochen auf mögliche Ausweichstrecken wie Barcelona bekräftigt Espargaro: "Selbst wenn wir nach Barcelona gehen, müssen wir sicherstellen, dass wir Valencia unterstützen. Vielleicht kann man das Rennen dort etwas verschieben."
"Damit würde Geld in die Region fließen. Ich kann verstehen, dass man sagt, wir können dort jetzt kein Rennen fahren. Aber es komplett abzusagen, hilft ihnen auch nicht." Diesen Standpunkt verfolgt auch FIM-Präsident Jorge Viegas, der sich am Freitag ausführlich dazu äußerte, warum man an Valencia festhalten will.
Viegas: Ein GP hilft Valencia mehr als kein GP
"Ich bin der Meinung, dass es besser ist, den Grand Prix in Valencia zu veranstalten, als ihn dort nicht zu veranstalten, denn das wird positive wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region und auf kleine Unternehmen haben, die Hilfe und Absatz brauchen."
"Natürlich gibt es auch eine moralische Frage. Ich weiß, dass viele Leute sagen, wir dürfen dort nicht fahren, und es als Affront sehen", reagiert Viegas auf die Kritiker.
"Ich denke, was passiert ist, ist passiert. Wir müssen das respektieren. Aber wir müssen all diesen Menschen helfen. Nochmal: Es ist besser, den Grand Prix für die Wirtschaft der Region zu machen, als ihn nicht zu machen. Aber das geht nur, wenn die Hilfe für die Opfer und die Aufräumarbeiten nicht darunter leiden."
Wenn die örtliche Regierung grünes Licht geben sollte, wird der Grand Prix von Valencia also stattfinden - zum ursprünglichen oder einem späteren Termin. "Aber aus Respekt vor den vielen Opfern werden wir wohl noch ein paar Tage verstreichen lassen, bis wir eine endgültige Entscheidung treffen", sagt Viegas.
Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar