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Bagnaia bereut Reifenwahl im Sprint - Quartararo-Sturz war "Glück für mich"
MotoGP-Tabellenführer Francesco "Pecco" Bagnaia verliert im Valencia-Sprint sieben seiner 21 Punkte Vorsprung auf Jorge Martin: Woran es lag und was die Gegner sagen
(Motorsport-Total.com) - Obwohl er im Sprint am Samstag des MotoGP-Finalwochenendes in Valencia aus der ersten Startreihe losgefahren ist, kam Francesco "Pecco" Bagnaia nach den 13 Runden nur als Fünfter ins Ziel. Weil sein WM-Rivale Jorge Martin im kurzen Samstagsrennen den Sieg eingefahren hat, ist die Entscheidung im Kampf um den MotoGP-Titel 2023 auf den Grand Prix am Sonntag vertagt.

© Motorsport Images
Der Sprint am Samstag lief für "Pecco" Bagnaia in Valencia nicht optimal Zoom
Mit seiner Fahrt auf den fünften Platz hat Bagnaia am Samstag sieben Punkte von seinem 21-Punkte-Vorsprung eingebüßt. Mit jetzt nur noch 14 Punkten Polster würde der Ducati-Werkspilot und Vorjahresweltmeister mit einer Top-5-Platzierung am Sonntag die erfolgreiche Titelverteidigung schaffen.
Denn sollte Pramac-Ducati-Pilot Martin im Grand Prix erneut triumphieren und damit am Valencia-Wochenende die Idealpunktzahl von 37 Zählern einfahren, dann reichen Bagnaia die elf Punkte für P5 gerade so, um mit Punktegleichstand Weltmeister zu werden. Hinsichtlich der Grand-Prix-Siege in dieser Saison kann Bagnaia am Sonntag von Martin nicht mehr übertroffen werden.
Kurz ausgedrückt: Kommt Bagnaia am Sonntag in den Top 5 ins Ziel ODER Martin schafft es nicht auf das Podium, dann steht Bagnaia als Weltmeister 2023 fest. Für den Fall, dass Bagnaia die Top 5 verpasst, gibt es im MotoGP-Titelkampf 2023 für den Sonntag noch jede Menge weitere Rechenspiele.
Enges Duell Bagnaia vs. Martin in erster Runde des Sprints
Im Sprint am Samstag kam Bagnaia von P2 gestartet zwar zunächst gut weg. Noch nach dem, wie er selber sagt "besten Start aller Ducati-Piloten im Feld" fiel der WM-Spitzenreiter noch im Verlauf der ersten Runde bis auf die fünfte Position zurück. Einer derjenigen, die an ihm vorbeikamen, war ausgerechnet der von P6 gestartete Martin. Die Szene trug sich zu, nachdem Bagnaia aus Kurve 11 heraus Schwung verloren hatte.
In eben dieser Kurve 11 hatte Martin eine Attacke auf Bagnaia gestartet, die aber nicht abschließen können. Allerdings war nicht Martin, sondern Bagnaia derjenige, der dabei am meisten Schwung verlor. Auf dem Weg zu Kurve 12 zogen Brad Binder (KTM), Marc Marquez (Honda) und schließlich doch noch Martin am Ducati-Werkspiloten vorbei.
Anschließend wurde Martin von Bagnaia nicht mehr gesehen, denn der Pramac-Pilot ging auch noch an Polesetter Maverick Vinales (Aprilia) und an KTM-Pilot Binder vorbei und fuhr schließlich seinen neunten Sprint-Sieg nach Hause. Bagnaia hingegen konnte letztlich sogar froh sein, dass er Fünfter wurde.
Bagnaia bereut Wahl des Medium-Hinterreifens
Im Gegensatz zu Martin, der sich am Hinterrad seiner Ducati GP23 des Pramac-Teams für die weiche Reifenmischung entschieden hatte, was seiner eigenen Aussage zufolge "ziemlich am Limit" war, bestritt Bagnaia den Sprint mit der Medium-Mischung am Hinterrad. Aber diese Reifenwahl war seiner Meinung nach erst recht nicht die optimale.
"Wir haben bei der Wahl der Reifenmischung für das Hinterrad danebengegriffen", sagt Bagnaia und erläutert: "Der Reifen an sich war ein normaler Reifen, kein schlechter. Es war einfach nur so, dass es keine gute Wahl war. Ich glaube, die Soft-Mischung wäre heute besser gewesen. Den Medium haben wir deshalb gewählt, weil ich damit am Vormittag ein großartiges Gefühl hatte."
Ausgehend von dem großartigen Gefühl aus dem zweiten Freien Training gibt Bagnaia nach dem Sprint am Nachmittag zu: "Ich hatte mir mehr davon versprochen. Was ich bisher gehört habe, sagen alle, die den Medium drauf hatten, das Gleiche. Deshalb glaube ich, dass der Soft die bessere Wahl gewesen wäre. Wir haben da einfach einen Fehler gemacht."
Quartararo überholt Bagnaia mit Sturz: "WM-Kampf kümmert mich nicht"
In der fünften der 13. Runden hatte Bagnaia Glück. In Kurve 6 wurde er von Fabio Quartararo, seinem letztjährigen WM-Gegner, überholt. Bei dem Manöver aber stürzte der Yamaha-Pilot. Es fehlte nicht viel und auch Bagnaia wäre in den Sturz verwickelt worden.
"Das war wirklich knapp", erinnert sich Bagnaia und sagt über Quartararo: "Ich konnte es erst gar nicht glauben. Er war sehr aggressiv und war in der Lage, sehr schnell auf mich aufzuholen. Ich glaube, er hätte auch die Spitzengruppe noch einholen können und vielleicht sogar gewinnen können. Sein Manöver gegen mich war aber ein ganz schwieriges. Dass er gestürzt ist, das war Glück für mich."
Quartararo beschreibt die Szene so: "Ich kümmere mich nicht darum, wer um den WM-Titel kämpft. In Katar bin ich mit einem ganz engen Manöver an Martin vorbeigegangen, heute an 'Pecco'. Ich finde es einfach wichtig, dass wir unser eigenes Rennen fahren."
"Ob es am Ende 'Pecco' oder Jorge ist, der sich durchsetzt, das ist mir egal", so Quartararo. "Ich will einfach mein Bestes geben und versuchen, in jeder Situation das Maximum aus unserem Motorrad herauszuholen. Genau das habe ich heute getan. Leider bin ich dabei gestürzt, aber das kann halt passieren, wenn einem so viel auf die Spitze fehlt."
Di Giannantonio und Bezzecchi dicht an Bagnaia dran, aber ...
Nicht an Bagnaia vorbeigekommen, aber ihm dicht auf die Pelle gerückt sind ihm die Ducati-Markenkollegen Fabio Di Giannantonio und Marco Bezzecchi. Der Gresini- und der VR46-Pilot kamen wenige Zehntelsekunden hinter dem WM-Spitzenreiter auf dem sechsten und siebten Platz ins Ziel.
"Eigentlich wollte ich heute in die Top 3 fahren und ich glaube, das wäre auch möglich gewesen", sagt Di Giannantonio. "Ich habe es wirklich probiert, 'Pecco' zu überholen. Aber um das zu schaffen, hätte ich zu viel riskieren müssen. Im langen Rennen hätte es bestimmt funktioniert. In diesem halben Rennen heute wäre das aber einfach zu riskant gewesen."
Warum? "Ich hatte heute große Traktionsprobleme", erklärt der Gresini-Pilot und merkt mit Verweis auf Bagnaia an: "Wenn man sich die Aufnahmen aus der Hubschrauberperspektive anschaut, ist es wirklich verrückt, wie viel besser die Traktion seines Motorrads im Vergleich zu meinem war. Aus diesem Grund habe ich auf der Geraden viel Zeit verloren und habe immer die komplette Runde gebraucht, um wieder heranzukommen."

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Nach Quarataros Sturz waren Bezzecchi und Di Giannantonio die nächsten, die drückten Zoom
"Natürlich wollte ich für mich selber und für mein Team das Maximum erreichen, aber das war heute eben nur die sechste Position", so "Diggia", der zugibt: "Ehrlich gesagt wurmt mich das ein bisschen. Im Qualifying heute Vormittag hatte ich ein merkwürdiges Gefühl für das Vorderrad, weshalb ich überhaupt nicht pushen konnte. Deshalb musste ich von weit hinten losfahren. Das Potenzial für mehr wäre vorhanden gewesen, aber ich konnte es heute nicht zeigen."
Und Bezzecchi berichtet mit Bezug auf Bagnaia: "Als ich direkt hinter Fabio [Quartararo] lag, wollte ich eigentlich an beiden vorbei, um mein eigenes Rennen zu fahren. Aber als Fabio gestürzt ist, wurde ich von 'Diggia' überholt. Dann sind mir zwei Fehler unterlaufen. In Kurve 4 und Kurve 5 ist mir zweimal das Hinterrad weggerutscht. So habe ich fünf Runden gebraucht, um wieder heranzukommen. Insgesamt hatte ich eine gute Pace. Vielleicht wäre ein bisschen mehr drin gewesen, aber das wäre riskant gewesen."
Bagnaia sieht Erfahrung aus Titelkampf 2022 als Vorteil
Weil von den Reifendruck-Strafen im Valencia-Sprint weder Jorge Martin noch Francesco Bagnaia betroffen sind, geht Bagnaia mit 14 Punkten Vorsprung auf Martin in das Saisonfinale am Sonntag. In diesem Zusammenhang erinnert sich "Pecco" an den WM-Kampf gegen Fabio Quartararo vor einem Jahr. Damals ging der Ducati-Pilot mit 23 Punkten Vorsprung auf den Yamaha-Piloten ins Valencia-Rennen und setzte sich im Titelkampf letztlich durch.
"Ich muss sagen, dass ich im vergangenen Jahr, obwohl ich damals einen neun Punkte größeren Vorsprung hatte, nervöser war als ich es jetzt bin", so Bagnaia. "Vielleicht habe ich aus der Erfahrung des vergangenen Jahres einfach gelernt. Das ist sicherlich ganz wichtig. Trotzdem wird es bestimmt auch morgen so sein, dass zehn Minuten vor dem Start die Nervosität spürbar sein wird." (Francesco Bagnaia vs. Jorge Martin: Alle WM-Szenarien für den Sonntag in Valencia)

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Vor dem Finale am Sonntag durch 14 Punkte getrennt: Francesco Bagnaia und Jorge Martin Zoom


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