Auch Lorenzo von Fingerbremse für Hinterrad nicht überzeugt

Jorge Lorenzo experimentiert bei den Wintertests mit einem Fingerhebel für die Hinterbremse - Im Rennen wird dieses System nicht zum Einsatz kommen

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr experimentierte Marc Marquez bei einem privaten Test in Brünn mit einer Daumenbremse an seiner Honda. Das Fazit war nicht positiv, weshalb das System bei keinem Rennen zum Einsatz kam. "Ich war damit nicht sehr glücklich, denn das Gefühl war nicht gut", sagte der Spanier im vergangenen Sommer. "Es veränderte sich auch das Gefühl mit der normalen Hinterradbremse."

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Auch Jorge Lorenzo ist von der Daumen/Fingerbremse nicht überzeugt Zoom

Auch Yamaha experimentierte mit einem ähnlichen System. Jorge Lorenzo testete im Vorjahr ebenfalls mit einer Daumenbremse und kam zu einem ähnlichen Eindruck wie Marquez. Nun probierte Yamaha bei den Wintertests in Malaysia einen kleinen Hebel für die Hinterradbremse aus. Dieser Hebel war vor dem Griff auf der linken Seite des Lenkers zusätzlich zum Kupplungshebel montiert. Betätigt wird der kleine Bremshebel mit dem Zeigefinger.

Aber auch diese Lösung befand Lorenzo nicht für optimal, wie Teammanager Wilco Zeelenberg erklärt: "Das Problem mit der Daumen- und der Hebelbremse ist, dass die Fahrer so stark neben dem Motorrad hängen und die Schräglagen so extrem sind, dass sie sie mit der Hand nicht betätigen können"; erklärt Zeelenberg bei 'Crash.net'. "In der Vergangenheit hingen die Fahrer nicht so sehr neben dem Motorrad, also war es in Ordnung."

Die extremen Schräglagen von bis zu 60 Grad und der Umstand, dass sich die Fahrer in den Kurven stark neben das Motorrad lehnen, führt zu dem Problem, dass der normale Hebel für die Hinterradbremse mit dem rechten Fuß kaum betätigt werden kann. In maximaler Schräglage ist in Rechtskurven kaum Platz zwischen Motorrad und Asphalt, um den Fuß ausreichend bewegen zu können.

Deshalb wurde mit Daumen- und Fingerbremsen experimentiert. Die Hinterradbremse wird in erster Linie nicht dafür verwendet, um das Motorrad vor Kurven abzubremsen, sondern um das Hinterrad in der Kurve zu stabilisieren und auch um etwas zu lenken. Die großen Schwachpunkte der Yamaha M1 gegenüber der Honda RC213V waren im Vorjahr die Bremsphase und das Verhalten am Kurveneingang. Hauptsächlich in diesem Bereich machte Marc Marquez den entscheidenden Unterschied.


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Yamaha will das Verhalten der M1 beim Bremsvorgang ruhiger gestalten. Das neue Seamless-Getriebe, dass auch beim Runterschalten nahtlos die Gänge wechselt, soll diesbezüglich ein Fortschritt sein. Die Daumen- beziehungsweise Fingerbremse ist nur in der Theorie ein Vorteil. Ein Renneinsatz ist derzeit nicht geplant. "Ich sehe das nicht passieren", bestätigt Zeelenberg. "Es ist eine gute Idee und es ist immer interessant, etwas Neues zu probieren. Das System ist aber sehr kompliziert."

"Diese Motorräder haben viel Performance und in jedem Gang viel Power. Man kann eine schnelle Kurve im zweiten Gang fahren, aber auch eine langsame. Das Motorrad verhält sich immer anders. Manchmal braucht man hinten die Bremse, damit das Motorrad lenkt. Es wäre schön, wenn man das mit der Hand kontrollieren könnte, aber es ist nicht so einfach das zu machen."