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  • 11.05.2017 09:55

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Aprilia-Offensive: Neues Getriebe und neuer Rahmen

Aleix Espargaro und Sam Lowes dürfen sich bald über grundlegende Neuerungen freuen: Espargaro erklärt, welche Probleme Aprilia damit lösen möchte

(Motorsport-Total.com) - Die Entwicklung der Aprilia RS-GP schreitet in großen Schritten voran. Das Anfang 2016 vorgestellte MotoGP-Bike erhielt im Winter einen neuen Motor, der seine Kraft bald über ein neues Getriebe weiterleitet. Und auch beim Thema Fahrwerk tut sich was. Aprilia hat auf die Wünsche von Aleix Espargaro reagiert und arbeitet an einem neuen Rahmen, der mehr Freiheiten bei der Gewichtsverteilung ermöglichen soll.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Kann die Aprilia mit dem neuen Getriebe deutlich besser beschleunigen? Zoom

Die Schwachstelle der Aprilia ist unverändert. Werkspilot Espargaro erklärt, was ihn momentan einbremst: "Die Beschleunigung ist nach wie vor unsere größte Schwäche. Ich denke, die Aprilia ist kein schlechtes Motorrad. Auch der Motor ist ziemlich gut, doch unsere Topspeeds sind nicht gut", kritisiert der Spanier.

"Wenn ich hinter einem anderen Fahrer bin und aus einer Kurve beschleunige, in der man mit dem ersten oder zweiten Gang fährt, dann fehlen mir viele Meter, bevor wir im vierten Gang sind. Dann im fünften oder sechsten Gang ist der Unterschied zum Beispiel im Vergleich mit den Hondas oder Yamahas nicht groß. Wir verlieren dann nur zwei oder drei km/h. Das ist nichts und darf nicht unsere Ausrede sein", betont Espargaro.

Warum ist die Aprilia so träge?

"Diese zwei oder drei km/h machen keinen Unterschied aus bei der Rundenzeit. Doch die Beschleunigung bereitet mir große Schwierigkeiten, wenn ich alleine unterwegs bin. Das Motorrad ist sehr träge, bis man im vierten oder fünften Gang ankommt. Das ist unser größtes Problem", analysiert der Soanier. Doch was sind die Gründe für die vergleichsweise schwache Beschleunigung? Konzentrierte sich Aprilia bei der Entwicklung des Motors zu sehr auf die Spitzenleistung und vernachlässigte das Drehmoment im niedrigen und mittleren Drehzahlbereich?

Aleix Espargaro

Aleix Espargaro kann sich nicht erklären, warum das Motorrad so schwerfällig ist Zoom

"Schwierig zu sagen. Ich bin kein Ingenieur. Aber ich weiß, dass unser Motorrad sehr hoch dreht. Wenn wir beschleunigen, dann sind die Drehzahlen zu niedrig. Es ist wie bei einem Zweitakter. Die Ingenieure meinen aber, dass es nicht das Problem ist", grübelt Espargaro, der an den Rennwochenenden immer wieder neue Mappings und Elektronikeinstellungen von Aprilia erhält. "Wir probieren Wochenende für Wochenende viele Dinge. Uns gelingen kleine Fortschritte", bemerkt er.

Vielleicht ist das neue Getriebe die passende Antwort für die Probleme. "Das ist eine der wichtigsten Aufgaben für den Rest der Saison", kommentiert Espargaro. "Das neue Getriebe ist deutlich leichter und wechselt viel schneller die Gänge. Die Gangwechsel erfolgen nahtlos. Es ist fast fertig. Sie testen es bereits auf dem Prüfstand. Der Plan ist, es in Mugello oder Barcelona einsetzen zu können. Doch das ist noch nicht ganz fix."


Fotos: Aprilia, MotoGP in Jerez


Mehr Gewicht in Richtung Vorderrad

"Vielleicht arbeitet es richtig gut, wenn das Testteam damit ausrückt. Vielleicht gibt es aber auch Probleme. Wir müssen es auf der Strecke ausprobieren", erklärt der Aprilia-Pilot, der sich aber auch um das Handling seiner Maschine sorgt: "Ich habe kein perfektes Gefühl für das Vorderrad. Wir änderten die Balance der Maschine beim Le-Mans-Test."

"Wir haben den Schwerpunkt deutlich verschoben. Wir sind am Limit. Deswegen bauen wir einen neuen Rahmen. Ich denke, das ist eine sehr interessante Sache", so Espargaro. "Sie arbeiten schnell. Der neue Rahmen unterscheidet sich stark und erlaubt uns, mehr Gewicht zu verschieben und die Balance der Maschine zu verändern. Es wäre schön, wenn wir ihn in Mugello haben. Das ist eine interessante und wichtige Strecke", betont der ehemalige Suzuki-Pilot, der nach vier Rennen auf Platz 13 der Fahrerwertung liegt. Teamkollege Sam Lowes konnte bisher noch keine WM-Punkte einfahren.