Aprilia-Duo staunt über Bagnaias "extreme Pace" im Barcelona-Sprint
P1 und P3 für Aleix Espargaro und Maverick Vinales am Katalonien-Samstag, aber Francesco Bagnaia hält als einziger Ducati-Pilot mit - Fragezeichen für Sonntag
(Motorsport-Total.com) - Das MotoGP-Wochenende zum Grand Prix von Katalonien 2023 in Barcelona wird bisher von Aprilia bestimmt. Am Freitag hatte es sich bereits abgezeichnet, dass es Aleix Espargaro und Maverick Vinales auf dem Kurs mit seinen langgezogenen Kurven ernsthaft mit Ducati aufnehmen können. Am Samstag folgte die Bestätigung.

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1. Aleix Espargaro, 2. Francesco Bagnaia, 3. Maverick Vinales Zoom
Im Sprint über zwölf Runden setzte sich Espargaro durch, Teamkollege Vinales wurde Dritter. Der einzige Ducati-Pilot, der in der Lage war, die Aprilia-Pace mitzugehen, war Weltmeister und WM-Spitzenreiter Francesco Bagnaia. Er wurde von der Pole gestartet letztlich Zweiter, hatte auf Espargaro aber einen Rückstand von knapp zwei Sekunden.
Wenngleich es kein Grand-Prix-Sieg ist, so ist es für Espargaro dennoch der erste Sieg auf seiner Heimstrecke. Dass "Pecco" Bagnaia trotzdem so gut mithalten konnte, und zwar als einziger Ducati-Fahrer, davon zeigt sich der Spanier in Aprilia-Diensten durchaus überrascht.
"Die ersten zwei Runden waren ein kleiner Schock für mich", gibt Espargaro zu, "denn die Pace von 'Pecco' war extrem. Ich hatte eigentlich nicht geplant, mit niedrigen 1:39er-Runden anzufangen. Weil er aber so gepusht hat, habe ich zu mir selber gesagt: 'Okay, dann lass es uns austragen. Schauen wir mal, wer der Schnellere ist und wer den Hinterreifen früher zerstört.'"
Bekommt Aprilia am Sonntag Reifenprobleme?
Letzten Endes blieb der Hinterreifen im Verlauf der zwölf Runden sowohl an der Aprilia von Espargaro als auch an der Ducati von Bagnaia intakt. Beide hatten sich für die weiche Mischung entschieden. Das entscheidende Überholmanöver setzte Espargaro eingangs der siebten Runde am Ende der langen Start/Ziel-Gerade.

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Im Sprint hatte Aprilia drei Fahrer in den Top 6, der Grand Prix ist doppelt so lang Zoom
Für den Grand Prix am Sonntag (24 Runden) kommt der weiche Hinterreifen aber nicht in Frage. Nahezu das gesamte Feld hat bereits durchblicken lassen, mit dem Medium-Hinterreifen zu fahren. Die spannendere Frage wird sein, welche Mischung am Vorderrad aufgezogen wird.
Die Medium-Mischung ist laut Espargaro "für das lange Rennen ein bisschen grenzwertig". Teamkollege Vinales gibt zu: "Um den Vorderreifen mache ich mir ein bisschen Sorgen." Und Miguel Oliveira, der im RNF-Team ebenfalls eine Aprilia RS-GP fährt und den Sprint auf P6 abgeschlossen hat, sagt: "Der harte Vorderreifen kommt für uns nur dann in Frage, wenn es richtig heiß ist, so um die 50 Grad (Celsius Asphalttemperatur; Anm. d. Red.)."
Im Qualifying am Vormittag, das die Startaufstellung für sowohl den Sprint als auch den Grand Prix bestimmt, hatte sich Espargaro um 0,104 Sekunden gegen Bagnaia geschlagen geben müssen. "Das war bitter und ehrlich gesagt hatte ich da ein bisschen das Gefühl, der Verlierer zu sein", sagt Espargaro. "Ich habe alles gegeben, aber 'Pecco' war besser. Er ist Streckenrekord gefahren. Das ist erstaunlich. Weil ich ein bisschen sauer war, wollte ich es im Sprint unbedingt beweisen."
Bagnaia bestätigt den Eindruck seiner Ducati-Kollegen
Ducati-Pilot Bagnaia wurde im Sprint am Samstagnachmittag zwar von Aleix Espargaro geschlagen. Für "Pecco" ist es aber schon die neunte Top3-Platzierung in bisher elf stattgefundenen Sprints. Lediglich in Termas de Rio Hondo und in Silverstone, wo die Sprints in beiden Fällen bei Regen stattfanden, hat er eine Medaille verpasst.
Nach dem Barcelona-Sprint sagt Bagnaia: "Ich bin zufrieden, denn mehr als das war heute unmöglich. Ich habe einfach so hart es ging gebremst, aber in der ersten Phase der Beschleunigung war [Espargaro] einfach stärker." Damit bestätigt der WM-Leader den Einruck, den seine Ducati-Markenkollegen Marco Bezzecchi und Jorge Martin schon am Freitag hatten.

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Auch "Pecco" Bagnaia lobt die starke Traktion der Aprilia RS-GP Zoom
Hat Bagnaia den Sprint gegen Espargaro deshalb verloren, weil er in den ersten Runden derart auf die Tube gerückt hat? "Vielleicht habe ich auf den ersten zwei, drei Runden zu stark gepusht. Ich glaube aber nicht, dass es nur das war. Ich denke, die Strategie war korrekt. Ich habe versucht, Aleix zu folgen, aber das war heute nicht möglich", so der Ducati-Werkspilot.
Schlussduell: Bagnaia hatte "Angst", Vinales zollt Respekt
Im Gegenteil: Anstatt Espargaro zu attackieren, musste sich Bagnaia in der Schlussphase gegen dessen Aprilia-Teamkollege Maverick Vinales verteidigen. Als Zweiter ins Ziel kam "Pecco" mit gerade mal 0,051 Sekunden Vorsprung.
"Ich habe einfach versucht, in der jeder Bremsphase perfekt zu sein, sodass ich ihm keine Chance gebe, sich vor mich zu setzen", sagt Bagnaia und gibt zu: "Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst, dass so etwas wie in Barcelona 2009 zwischen 'Vale' [Rossi] und [Jorge] Lorenzo passiert."

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Eine Schlussattacke à la Rossi 2009 gelang Vinales nicht mehr Zoom
Der Drittplatzierte Vinales spricht von "einem richtig guten Rennen", in dem er sich zu Beginn mit Jorge Martin duellierte. Dieses Duell gibt für Vinales rückblickend den Ausschlag, dass er "nur" Dritter wurde: "Ich hatte eine Schrecksekunde mir Jorge. Da ging mir der Windschatten von Aleix und 'Pecco' verloren. Und als ich die Lücke wieder schließen wollte, habe ich den Vorderreifen zu stark beansprucht und ziemlich zerstört."
Zum Schlussduell mit Bagnaia sagt Vinales: "Das hat Spaß gemacht. Er war sehr clever und hat die Tür zugemacht. Ich musste mir etwas ausdenken, wo ich ihn packen könnte. Aber seine letzte Runde war abermals richtig gut. Ich hatte keine Chance. Für Aprilia ist es aber bisher ein richtig gutes Wochenende."
Mit Blick auf das 24-Runden-Rennen am Sonntag sagt Samstagssieger Aleix Espargaro abschließend nur noch: "Hoffentlich wird 'Pecco' nicht wieder mit niedrigen 1:39er-Runden loslegen."


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