"Schwieriger als erwartet": Quartararo im Barcelona-Sprint chancenlos

Fabio Quartararo kommt im MotoGP-Sprint von Barcelona nicht über Platz 18 hinaus - Warum er auf einer seiner Paradestrecken mit stumpfen Waffen kämpft

(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr gewann Fabio Quartararo das MotoGP-Rennen in Barcelona von Startplatz drei aus, und das mit sechs Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Jorge Martin. In der aktuellen Saison ist der Yamaha-Pilot sowohl von dieser Startposition als auch von diesem Rennergebnis meilenweit entfernt.

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo

Der Joker-Spezialhelm brachte Quartararo am Samstag im Sprint kein Glück Zoom

Nachdem er sich nur als 17. qualifiziert hatte, waren im Sprintrennen am Samstag zwar keine Wunder zu erwarten. Dass es für den Franzosen am Ende aber nur zu Platz 18 reichen sollte, kam auch für ihn selbst etwas überraschend.

"Es war schwieriger als erwartet, insbesondere heute. Im vergangenen Jahr war der Freitag auch nicht leicht. Ich glaube, wir lagen damals auf Platz elf", erinnert er sich.

"Ich rechnete damit, dass die Gripverhältnisse heute besser sein würden. Aber am Morgen wurde mir sofort klar, dass das nicht der Fall ist. Wir leiden sehr darunter", erklärt Quartararo und gibt sich auch selbstkritisch: "Bei niedrigem Griplevel ist es mit dem Fahrstil, den ich habe, schwierig. Ich muss etwas sanfter sein."

Quartararo: "Das Motorrad lässt das nicht zu"

"Am Start habe ich versucht, etwas später zu bremsen, machte einen Fehler und war Letzter. Aber es hätte sich auch ohne den Fehler nicht viel am Ergebnis geändert", will der Weltmeister von 2021 nichts beschönigen. Auf Sprintsieger Aleix Espargaro verlor er im Verlauf der zwölf Rennrunden gut 17 Sekunden.

"Ich habe das Motorrad etwas zu sehr überfahren. Ich versuchte, später zu bremsen, mit mehr Geschwindigkeit in die Kurven zu fahren. Aber das Motorrad lässt das nicht zu. Daraus entstehen Fehler und ich fahre nicht geschmeidig genug."

"Heute war einer dieser Tage, an dem ich nicht das Gefühl hatte, dass Motorrad und ich eine Einheit bilden. Es ist schade, denn wir haben viel ausprobiert, um eine Lösung zu finden. Aber es ist seit mehr oder weniger drei Jahre dasselbe Bike. Wir kennen unsere Basis. Aber wir versuchen etwas zu finden, das nicht da ist."


Fotos: Fabio Quartararo, MotoGP: Grand Prix von Katalonien (Barcelona) 2023


Dass Yamaha auf der Stelle tritt, wird vor allem im Vergleich zur Konkurrenz deutlich. "Im zweiten Freien Training bin ich die gleiche Zeit gefahren wie vergangenes Jahr", hielt Quartararo am Freitag fest. "Die Zeit, die die anderen bei diesen Grip-Bedingungen fahren, ist ein klares Zeichen dafür, dass wir keine Lösung finden."

"Ich denke, dass es kurzfristig eine Lösung geben muss, oder zumindest für das nächste Jahr, denn wir haben nicht immer die besten Streckenbedingungen. Natürlich, wenn der Grip auf der Strecke super hoch ist, ist das eine andere Geschichte."

In dem Zusammenhang verweist Quartararo auf Assen: "Ich habe mich dort als Vierter qualifiziert, mit zwei Zehnteln Rückstand. Das ist in Ordnung. Aber wenn der Grip nur sehr durchschnittlich ist und es sehr heiß ist, geraten wir ins Hintertreffen."

Kritik an Yamaha: Hat die Entwicklung verschlafen

Auf die Frage, wie er den Unterschied zum vergangenen Jahr zusammenfassen würde, sagt der Yamaha-Pilot: "Ganz einfach, die anderen haben besser gearbeitet als wir."

"Wir stagnieren, haben uns nicht verbessert. Wir haben keinen Unterschied gemacht. In diesem Punkt waren die anderen besser, sie waren aggressiver. Sie haben große Fortschritte gemacht. Wir haben ein paar Details verbessert, aber sehr viel verloren."

Ähnlich äußert sich Teamkollege Franco Morbidelli, im Sprint am Samstag 15., über die Yamaha M1: "Ich habe das Gefühl, dass zwischen letztem und diesem Jahr nur einen sehr kleinen Unterschied gibt. Die Rundenzeiten sind ähnlich."

"Sicherlich hat sich dieses Jahr etwas geändert, zum Beispiel der Motor. Wir mussten eine andere Basis finden, um mit diesem stärkeren Motor zurechtzukommen. Und es scheint, dass diese Basis weniger Spielraum bei der Abstimmung lässt."

Franco Morbidelli

Morbidelli kam im Sprint ebenfalls nicht in die Nähe der Punkteränge Zoom

Das führt in Barcelona dazu, dass Yamaha praktisch überall verliert. "Es gibt viele Bereiche, die man wählen kann", sagt Morbidelli auf die Frage, wo er am meisten zu kämpfen habe. "1,4 Sekunden sind einfach weg! Man kann auf einen beliebigen Punkt auf der Strecke und wird nicht daneben liegen. Die Lücke ist riesig."

Situation der Japaner bereitet Quartararo Sorgen

Ähnlich geht es Honda. Der japanische Hersteller belegte am Freitag direkt hinter Yamaha die letzten vier Plätze. Am Samstag im Sprint schaffte es lediglich Marc Marquez unter die Top 12. Seine Markenkollegen bildeten abermals das Schlusslicht.

Auf die Krise der Japaner angesprochen, sagt Quartararo: "Natürlich mache ich mir Sorgen. Wir versuchen, sehr hart zu arbeiten und die Mentalität der japanischen Ingenieure ein wenig zu ändern. Allerdings bin ich nicht so ganz zuversichtlich."

"Ich versuche daran zu glauben, dass wir für nächstes Jahr das Maximum aus dem Motorrad herausholen können. Es wird sehr wichtig sein, geduldig zu bleiben."

Das fällt in der aktuellen Situation freilich schwer. Leidensgenosse Marc Marquez erklärte am Freitag, dass er versuche, "sich gar nicht auf die Ergebnisse oder Positionen zu konzentrieren, sondern nur bei sich zu sein". Das probiere er auch, sagt Quartararo. "Aber letzten Endes ist es keine Sache der Reihenfolge."

"Du hast Leute vor dir, die du nach zwei Runden schon nicht mehr siehst", erklärt der Franzose die Situation. "Ich kenne mein Potenzial auf dieser Strecke und im Allgemeinen, aber ich kann nicht mit den anderen kämpfen. Und das ist frustrierender als die Position an sich, weil ich es auf dem Motorrad nicht genießen kann."

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