Analyse: Warum Marc Marquez in Australien der Favorit ist

Marc Marquez glänzt mit starken Rundenzeiten, doch er rechnet im Rennen auf Phillip Island mit Jorge Lorenzo - Valentino Rossi ist für den Sieg nicht schnell genug

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag kristallisierte sich auf Phillip Island ein eindeutiger Favorit für den Sieg beim MotoGP Grand Prix von Australien heraus: Marc Marquez. Der Honda-Werksfahrer eroberte im Qualifying souverän seine achte Pole-Position der Saison, doch seine Rundenzeiten im vierten Freien Training lassen interessante Rückschlüsse zu. "Im Rennen könnte es aber eine andere Geschichte werden, denn es sind 27 lange Runden", mahnt der noch amtierende Weltmeister zur Vorsicht. "Man muss hier darauf achten, dass der Hinterreifen nicht überhitzt, weil er stark durchdreht."

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez fuhr im vierten Training als einziger deutlich unter 1:30 Minuten Zoom

Doch auch die Pace von Marquez war der Konkurrenz klar überlegen. In FP4 absolvierte er zunächst einen Versuch von acht Runden. Im dritten und vierten Umlauf blieb er deutlich unter 1:30. Dann legte er eine langsame Runde ein und fuhr anschließend wieder 1:29.6. Nach einem Boxenstopp ging Marquez noch einmal auf die Strecke und fuhr fünf Runden am Stück niedrige 1:29er Zeiten. Kein anderer Fahrer im Feld kam an diese Rundenzeiten heran.

"Marc hat sich deutlich verbessert", merkt Lorenzo zähneknirschend an. "Ich hatte vor allem am Vormittag Mühe mit dem Grip am Hinterreifen. Dann haben wir die Abstimmung modifiziert und im vierten Freien Training und im Qualifying war der Grip etwas besser und ich konnte meinen Rückstand auf Marc etwas reduzieren. Daran müssen wir noch arbeiten, um noch besser zu werden." Das vierte Freie Training deutet nicht darauf hin, dass Lorenzo Marquez den Sieg streitig machen könnte.

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo konnte nicht ganz so schnell wie Marc Marquez fahren Zoom

In seinem ersten Versuch über auch acht Runden blieb Lorenzo nur zweimal hauchdünn unter 1:30. In der Regel pendelten sich seine Runden bei 1:30.0 und 1:30.1 ein. In seinem zweiten Versuch kam Lorenzo überhaupt nicht unter 1:30.3. Marquez will diesen Zahlen aber keinen Glauben schenken, denn er rechnet damit, dass Yamaha am Sonntag im Warmup noch einen großen Fortschritt schaffen wird und zu ihm aufschließen kann. "Jorge wird morgen sicher auch noch einen Schritt machen", ist Marquez überzeugt.

Viel Arbeit wartet auch auf Valentino Rossi, der auf dem siebten Startplatz stehen wird. Seine Rundenzeiten waren in FP4 sehr unregelmäßig und vor allem kam Rossi nicht in die Nähe von niedrigen 1:30er-Zeiten. Im Schnitt fuhr er etwa 1:30.5 und schaffte nur zwei Ausreißer nach unten. "Meine Rundenzeiten sind konstant, aber leider sind sie nicht schnell genug", sieht der WM-Führende seine Situation kritisch.

Valentino Rossi sucht Balance

Rossi weiß auch wo das Problem liegt: "Der neue Asphalt bietet wenig Grip. Deshalb dreht das Hinterrad stark durch. Für die Renndistanz ist das beim Verschleiß kein Problem. Es ist aber wichtiger, die richtige Balance beim Bike zu finden, um das Durchdrehen des Hinterreifens zu verringern". Eine entscheidende Rolle wird am Sonntag auch die Außentemperatur spielen. Wird es noch kühler als die 16 Grad im Qualifying, dann könnten Reifen und Bremsen auskühlen - Stürze könnten die Folge sein.

"Das wird wahrscheinlich der Schlüssel im Rennen sein, denn man muss die Bedingungen verstehen", stimmt Marquez zu und denkt an die vielen Parameter: "Aus welcher Richtung kommt der Wind und wie verhält sich die Temperatur? Als ich im Vorjahr langsamer geworden bin, bin ich gestürzt, weil der Reifen die Temperatur verlor. In diesem Jahr scheint die Situation mit dem asymmetrischen Vorderreifen besser zu sein, weil die mittlere Auflage des Reifens weicher ist."


MotoGP in Phillip Island

Sollte es keinen gravierenden Wetterumsturz geben, dann ist die Reifenwahl für die Factory-Fahrer klar: Vorne wird der asymmetrische Bridgestone-Pneu verwendet und hinten die Medium-Mischung. Auch Ducati wird mit dieser Konfiguration fahren. Der softe Hinterreifen ist für das Rennen kein Thema. "Marc ist heute eine sehr starke Pace gefahren. Diese habe ich nicht", meint Ducati-Pilot Andrea Iannone. Seine Zeiten pendelten sich bei 1:30.3 ein, wobei es dazwischen auch etwas schnellere, aber auch langsamere Zeiten hab. "Ich hoffe, dass ich um das Podium kämpfen kann", so der Italiener.

Suzuki könnte unter Umständen den weicheren Hinterreifen verwenden, obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass Maverick Vinales und Aleix Espargaro auch den Medium-Hinterreifen verwenden werden. Bei Vinales pendelten sich die Rundenzeiten bei 1:31.6 ein. Das wird zu wenig sein, um ein Wort um die Podestplätze mitsprechen zu können. Der Grand Prix über 27 Runden beginnt am Sonntag um 07:00 Uhr MESZ. Regnen soll es morgen nicht.