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Tech-3-Boss über Ende des Moto2-Projekts: "Bereue nichts!"
Herve Poncharal spricht im exklusiven Interview über das Ende der Mistral und die Umstellung auf KTM - "Man braucht große Eier für so eine Entscheidung"
(Motorsport-Total.com) - 2019 beginnt für Tech 3 ein neues Kapitel. Gemeinsam mit Hersteller KTM wird das Team von Herve Poncharal in der MotoGP und der Moto2 neu angreifen. Damit endet gleichzeitig auch die Ära von Tech 3 als Hersteller in der mittleren Klasse. Mit gemischten Gefühlen blickt der Franzose auf diese Zeit zurück, bereut aber keine Sekunde. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' spricht der Teamchef über die bevorstehende Herausforderung.

© LAT
#87 Remy Gardner fährt die Mistral in der Saison 2018 Zoom
2010 wurde die neue Moto2-Klasse zum Leben erweckt und löste damit die 250er-Klasse ab. Poncharal war mit seinem Team bereits seit 1990 in der Motorrad-Weltmeisterschaft vertreten und hat bei der Umstellung auf die 600er-Maschinen die Chance ergriffen, eigene Bikes zu bauen. "Wir haben mit verschiedenen Teams zu dieser Zeit gesprochen und alle meinten, dass es doch aufregend wäre, würden wir alle ein eigenes Chassis produzieren. Wir waren dann die einzige Mannschaft, die das auch wirklich durchgezogen hat", muss er im Nachhinein schmunzeln. "Als die anderen die harte Arbeit sahen, gaben sie einfach auf."
Nachsatz: "Man braucht große Eier für so eine Entscheidung. Aber wir haben daran festgehalten, obwohl wir aufgeben hätten können." Darauf ist Poncharal bis heute stolz. "Wir haben dadurch viel gelernt. Leider haben wir nur ein einziges Rennen damit gewonnen. Wir sind ein paar Mal auf das Podium gefahren. Ich glaube, dass das Bike immer noch konkurrenzfähig ist." 2010 gewann Yuki Takahashi auf der Mistral 610 in Barcelona, außerdem wurde er Zweiter in Brünn. 2011 schaffte der aktuelle KTM-Pilot Bradley Smith außerdem drei Podestplätze auf der Maschine.

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Herve Poncharal ist stolz auf sein Moto2-Projekt Zoom
Ein Nachteil des Eigenbaus wurde bei der Fahrersuche sichtbar: "Es ist schwierig, einen Spitzenfahrer davon zu überzeugen, an einem Bike zu arbeiten, das anders ist als die anderen. Fabio Quartararo hat es in diesem Jahr versucht und hat damit (auf einer Speed Up; Anm. d. Red.) ein Rennen gewonnen. Das ist toll. Generell ist es aber schwierig, weil die meisten Jungs entweder KTM oder Kalex haben wollen." Poncharal kann das bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehen.
Nun hat er die Ära mit Honda-Motoren und eigenem Chassis abgeschlossen, 2019 tritt Tech 3 mit dem Triumph-Einheitsmotor und dem KTM-Chassis an. "Wir können zurückblicken und uns denken, dass wir es manchmal besser hätten machen können. Aber es sind gemischte Gefühle, wir können traurig, aber auch stolz sein. Ich bin aber sehr glücklich, dass wir nun ein neues Kapitel eröffnen. Es ergibt Sinn, da wir mit KTM einen Deal gemacht haben." Vor allem für Sponsor Red Bull und Hersteller KTM sei die Verstärkung wichtig.
"Die wollen einen Weg bis in die MotoGP vorgeben. Es beginnt im Rookies Cup, geht über ein paar Engagements in der Moto3, über die Moto2, bis zu den bald zwei Teams in der MotoGP. Diesen Weg wollen wir mitgehen", bekräftigt Poncharal. Der Ex-Rennfahrer möchte allerdings betonen: "Ich bereue gar nichts. Im Leben ist es niemals gut, wenn man etwas bereut. Aus Fehlern sollte man immer lernen. Jeder macht schließlich hin und wieder Fehler. Aber unser eigenes Bike zu entwickeln war definitiv kein Fehler."
"Ich wäre eher enttäuscht von mir selbst gewesen, wenn wir nach zwei oder drei Jahren aufgehört hätten. Wir sind aber bis zum Schluss dran geblieben und wir haben viel gelernt. Wir haben das Chassis selbst gebaut, was uns manchmal bei der Abstimmung hilft. Diese Entwicklungsarbeit hat den Ingenieuren im Moto2- und MotoGP-Team geholfen, cleverer zu denken", zieht er einen positiven Schlussstrich und wiederholt mit Nachdruck: "Ich bereue es wirklich nicht."


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