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"Sind etwas nervös geworden": Lingg über schwankende Leistung von Intact

IntactGP-Teamchef Jürgen Lingg blickt auf die bisherige Moto2-Saison und die Gründe für die Performance-Schwankungen: "Es ist noch viel, viel drin"

(Motorsport-Total.com) - Das deutsche IntactGP-Team zählt zu den besten Rennställen in der Moto2-Klasse und führt auch nach elf Rennen 2019 die Teamwertung knapp vor Pons an. Vor allem zu Saisonbeginn waren Tom Lüthi und Marcel Schrötter stark unterwegs. Beim dritten Grand Prix in Austin gab es den ersten Doppelsieg der Teamgeschichte. Intact war optimal vorbereitet in die neue Moto2-Ära mit Triumph-Motoren und Elektronik von Magneti Marelli gestartet. Seit Beginn der Europa-Saison schwankt die Performance allerdings.

Titel-Bild zur News: Tom Lüthi, Marcel Schrötter

In Austin feierten Tom Lüthi (12) und Marcel Schrötter (23) einen Doppelsieg Zoom

"Am Anfang war für alle alles neu. Wir haben als ganze Truppe einen guten Job gemacht und sehr analytisch gearbeitet", blickt Teamchef Jürgen Lingg im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zurück. "Das Resultat war, dass wir die ersten drei, vier Rennen sehr konkurrenzfähig waren." Man hatte sich unter anderem im Bereich der Motorbremse einen Vorteil erarbeitet. Mittlerweile sind die anderen Teams nachgezogen.

Eine Zäsur war der größere Hinterreifen, den Dunlop seit dem vierten Rennen in Jerez verwendet. Das hat nicht nur Intact vor Probleme gestellt. "Dann kam der neue Reifen und hat unsere Fahrer schon ziemlich beschäftigt. Die Einstellung vom Motorrad hat sich doch sehr stark geändert", hält Lingg fest. "Bis heute sind sie noch nicht so happy wie vorher." Auch ein Lorenzo Baldassarri, der drei der ersten vier Rennen gewonnen hat, konnte dann nicht mehr an seine Performance anknüpfen.

"Aber es ist für alle gleich, das ist keine Entschuldigung", hält Lingg fest. "Andere kommen mit dem Reifen auch klar. Wir müssen weiterarbeiten. Die anderen Teams haben natürlich auch aufgeholt, das muss man auch klar sagen. Wir waren vielleicht zu Beginn ein wenig schneller. Es ist meiner Meinung nach eine Kombination. Es ist nicht nur die Technik, sondern auch die Fahrer sind etwas nervös geworden. Sie müssen einfach wieder ruhiger werden."


Fotos: MotoGP in Spielberg, Girls


Lingg: "Müssen uns auf uns konzentrieren"

Lüthi eroberte in der bisherigen Europa-Saison einen dritten Platz in Mugello und einen zweiten in Barcelona. Schrötter schaffte beim Heimrennen auf dem Sachsenring mit Rang drei ein Highlight. Gleichzeitig hat Alex Marquez seit Jerez fünf Siege und einen zweiten Platz gefeiert. Somit hat der Spanier nach elf Rennen 43 WM-Punkte Vorsprung auf Lüthi, der immer noch WM-Zweiter ist. Schrötter ist auf Rang sechs zurückgefallen und hat 67 Zähler Rückstand auf Marquez.

"Wir sind alle etwas nervös geworden und das müssen wir abstellen, denn das ist für mich der Hauptgrund, warum die Performance etwas schlechter geworden ist", sagt Lingg in seiner Rolle als Teamchef. "Wenn wir das abstellen und wieder an uns selber glauben, dann ist noch sehr viel drin. Der WM-Titel ist für mich in weite Ferne gewandert. Darüber will ich gar nicht nachdenken. Das habe ich auch im Teammeeting gesagt. Wir machen jetzt Session für Session, Rennen für Rennen. Und in Valencia schauen wir dann wo wir stehen."

Jürgen Lingg

Über einen Sieg und sechs weitere Podestplätze durfte sich Lingg freuen Zoom

"Natürlich kommt dann auch ein gewisser Druck dazu, wenn man die Teamwertung anführt. Und wenn man mit beiden Fahrern in der WM permanent in den Top 5 ist, dann will man natürlich mehr. Von außen wird natürlich auch mehr erwartet. Und man muss mit diesem Druck umgehen, was auch nicht so einfach ist. Ich denke, teilweise haben sich unsere Fahrer auch zu sehr auf die Konkurrenz fokussiert anstatt auf sich selber. Das müssen wir jetzt so schnell wie möglich abstellen."

Rückstand ist nicht unaufholbar

"Wir schauen jetzt wirklich, dass wir aus jeder einzelnen Session das Bestmögliche herausholen. Es ist noch viel, viel drin. Ich denke, wenn wir wieder ruhig werden, dann geht es wieder nach vorne. Wir sind nicht weit weg. Es ist nicht so, dass jetzt andere schneller sind. Wenn in der Moto2 mal ein, zwei Zehntel fehlen, spricht man schon von einer Krise, weil es auf dem Papier so aussieht. Es ist nicht so, dass der Rückstand nicht unaufholbar ist."

In der Moto2 entscheiden Kleinigkeiten. So verlor beispielsweise Lüthi zuletzt in Spielberg im Duell mit Remy Gardner den Rhythmus. Das kostete die entscheidende Zeit beziehungsweise Positionen, um ganz vorne eine Rolle zu spielen. Gute Startplätze spielen auch eine Rolle. Zu Saisonbeginn war Schrötter mit zwei Pole-Positions und einem zweiten Startplatz ein Meister des Qualifyings. Dann folgte noch in Mugello eine Pole und in Deutschland ein Platz in der ersten Reihe.

Thomas Lüthi

In der Fahrer-WM ist Tom Lüthi nach elf Rennen Zweiter Zoom

Schrötter nicht mehr so stark im Qualifying

Die schwankenden Qualifying-Ergebnisse Schrötters sind bezeichnend für die aktuelle Situation. "Er hat sich am Anfang extrem wohlgefühlt, aber seit Jerez ist das nicht mehr da", sagt Lingg. "Alex Marquez hat in Jerez im Interview gesagt, dass er jetzt endlich den Reifen hat, den er haben wollte. Für ihn war es gut, für uns war das schlecht. Wir müssen einfach mehr auf uns selber schauen, damit wir weiterhin so analytisch und akribisch arbeiten, um die Abstimmung etwas besser hinzukriegen, damit sie sich wohler fühlen."

Denn der Zeitrückstand ist gering. Mit konstanten Startplätzen in den ersten zwei Reihen wäre man im Rennen von Beginn an in der Spitzengruppe dabei. Dass Lüthi und Schrötter eine konstante Pace haben, haben beide regelmäßig bewiesen. "Machen wir unsere Trainings besser oder starten wir von weiter vorne, sind wir dabei", ist Lingg überzeugt. Deswegen glaubt er, dass in dieser Saison noch einige Erfolge möglich sein können. Zumindest der aktuelle Transfermarkt bringt Ruhe ins Team, denn Schrötter und Lüthi haben Verträge für 2020.

Marcel Schrötter

Drei Pole-Positions hat Marcel Schrötter in dieser Saison schon erobert Zoom

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