• 27.03.2010 15:34

  • von Lennart Schmid

MZ: Moto2-WM als ideale Werbeplattform

Der ehemalige Grand-Prix-Fahrer Martin Wimmer verfolgt mir der Traditionsmarke MZ ehrgeizige Ziele: "Wir haben große Pläne"

(Motorsport-Total.com) - "Jetzt wieder am Rennsport teilzunehmen, setzt ein Zeichen, dass wir wieder da sind, dass wir große Pläne haben und ehrgeizige Ziele verfolgen." Dies sagt Martin Wimmer, ehemaliger 250er-Pilot und seit März 2009 Mitbesitzer und Geschäftsführer der Motorenwerke Zschopau (MZ). Die Traditionsmarke aus dem Erzgebirge hatte Ende 2008 die Produktion eingestellt und wurde vor rund einem Jahr von Wimmer und Ralf Waldmann, einem weiteren ehemaligen Grand-Prix-Helden, aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Titel-Bild zur News: Anthony West

Anthony West ist der einzige Pilot im MZ-Racing-Team

Nun soll in der neuen Moto2-Weltmeisterschaft ein neuer Anlauf im Rennsport gewagt werden. Mitte März erhielt man als Nachrücker einen Startplatz. "Das ist die ideale Plattform für uns, auf der wie diese Entwicklung vorantreiben können", so Wimmer. "Die Klasse ist relativ kostengünstig, liefert unserem Unternehmen aber dennoch den nötigen Werbeeffekt. MZ hat eine großartige Erfolgshistorie im Rennsport."#w1#

In der Moto2 werden Einheitsmotoren von Honda eingesetzt, um die jedes Team sein eigenes Chassis konstruieren darf. Viele Teams greifen in der Premierensaison auf das Modell des Schweizer Konstrukteurs Eskil Suter, aber auch deutsche Firmen wie Kalex engagieren sich in der neuen Klasse. Kalex beliefert das Team des Spaniers Sito Pons. MZ geht einen eigenen Weg und tritt mit einem Ein-Mann-Team um Anthony West an.

"Manche Werke wie Aprilia haben ihre Teilnahme abgesagt, weil sie den Motor als Herzstück ihrer Rennmaschinen begreifen und in der Fahrwerksentwicklung nicht viel Spielraum sehen", meint Wimmer. "Für uns ist es genau umgekehrt. Wir wollen eine neue Fahrwerkstechnologie entwickeln. Wir wollen ein Gabel-System, das ich für mein Wimmer-Mountainbike gebaut und patentiert habe, in den Motorrad-Rennsport bringen und am Ende auch die Straßenmotorräder von MZ damit ausrüsten."

"Mit unserem System können wir die Geometrie schnell ändern." Martin Wimmer

Bis jetzt setzt MZ allerdings noch eine konventionelle Vordergabel von Öhlins ein. In den kommenden zwei Monaten möchte man aber die Eigenkonstruktion einführen. Das Besondere daran: Die obere Gabelbrücke stützt sich dann über ein Kugelgelenk am Steuerkopf, die untere Gabelbrücke über eine Schwinge direkt am Hauptrahmen ab. Davon verspricht man sich ein einfaches Verschieben der unteren Gabelbrücke, was wiederum eine wirkungsvolle Änderung von Steuerkopfwinkel und Nachlauf bedeutet.

"Bei einem herkömmlichen Fahrwerk kannst du die Geometrie natürlich auch verändern, doch jede Änderung kostet Zeit. Du musst das Motorrad auseinandernehmen, und wenn die Modifikationen nachteilig sind, ist das Training gelaufen", so Wimmer. "Mit unserem System können wir die Geometrie schnell ändern, aber auch sofort wieder zum vorherigen Setup zurückkehren." Zudem könne man mit diesem System einen leichteren Rahmen bauen, "weil die Kräfte der Vordergabel über einen größeren Bereich, über ein größeres Dreieck ins Chassis eingeleitet werden."

Vom Erfolg dieses System dürfte für MZ vieles abhängen. Im vergangenen November wurde die Produktion des Elektrorollers Charly wieder aufgenommen, der Viertakter MZ 125 kann allerdings noch nicht gebaut werden. Wimmer gibt zu: "Vorläufig haben die Banken hier in Sachsen unsere Kreditanträge zurückgewiesen." Dies könnte sich ändern, sollte MZ in der Moto2-WM für Furore sorgen.