powered by Motorsport.com

Moto2-Zukunft: Mit Triumph wird sich viel verändern

Kalex-Mitbesitzer Alex Baumgärtel analysiert die neue Moto2-Klasse mit Triumph-Motoren - Kalex, KTM und NTS absolvieren wichtigen Test in Aragon

(Motorsport-Total.com) - Die Moto2-Klasse bereitet sich auf den großen Neustart ab der Saison 2019 vor. Im nächsten Jahr wird mit Dreizylinder-Einheitsmotoren von Triumph gefahren. Dazu kommt eine neue Elektronik von Magneti Marelli. Die Chassis-Hersteller müssen ein komplett neues Motorrad entwickeln. Nach ersten Rollouts wurde am Dienstag und Mittwoch dieser Woche im MotorLand Aragon getestet. Am ersten Tag fuhren Julian Simon und Ricky Cardus für KTM. Alex de Angelis war für NTS und Jesko Raffin für Kalex im Einsatz.

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Die Moto2-Klasse startet 2019 mit Triumph-Motoren in eine neue Ära Zoom

Anschließend stieg am Mittwoch Alex Marquez auf die neue Kalex-Triumph und verschaffte sich einen Eindruck. Ende Februar hatte Kalex in Valencia das erste Rollout mit Standardspezifikationen durchgeführt. Danach wurde es ruhig, denn die neue ECU erhielt man erst am Wochenende des Mugello-Rennens. "Wir sind als Hersteller von den Testtagen limitiert", begründet Kalex-Mitbegründer Alex Baumgärtel im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Deswegen machen nur qualitativ wertvolle Tests Sinn."

Die voraussichtliche Rennspezifikation des Triumph-Motors gab es ebenfalls erst bei diesem Test in Aragon. Somit wurde der Test in Spanien ein Rollout für Motor und Elektronik. "Das erste Rollout im Februar verlief problemlos, deswegen mach wir mit dieser Chassis-Spezifikation weiter", so Baumgärtel. "Wir müssen uns im Moment darauf verlassen, was wir in die Finger bekommen. Erst wenn das Paket geschnürt ist, kann man wirklich an den letzten Zehnteln feilen."

Motorrad muss komplett neu entwickelt werden

Durch den Motorwechsel müssen die Chassis-Techniker fast mit einem weißen Blatt Papier beginnen. "Ich denke, ja. Im ersten Spec haben wir nur die Hauptsachen angepasst, aber es fängt an bei Verkleidung, Kühler und Tank. Man hat andere Steifigkeiten und der Motor hat eine andere Kraftentfaltung. Es wird sich der Fahrstil verändern, denn durch das höhere Drehmoment wird man die Kurven spitzer fahren, um die Beschleunigung durch das Drehmoment zu nutzen. Ich glaube, es wird sich sehr viel verändern."

Eine große Rolle wird auch die Elektronik, die eine eine abgespeckte Version der MotoGP ist, spielen. Da alle die gleiche Spezifikation haben, kann in Absprache mit den technischen Delegierten festgelegt werden, welche Parameter verstellt werden dürfen und welche nicht. Die neue Elektronik ist für die Moto2-Teams ein komplexes Thema, denn bisher fährt die mittlere Klasse praktisch ohne Elektronik. Für die Teams wird es teurer und komplizierter, aber auch die Vorbereitung für die Königsklasse wird besser.

Wie schnell darf die Moto2 werden?

Mit mehr Leistung und einer guten Elektronik sollten die Rundenzeiten schneller werden. "Denke ich auch, solange wir dürfen", merkt Baumgärtel an. "Ich glaube nicht, dass wir im Vergleich zur MotoGP schneller werden dürfen. Es gäbe eine ganz einfache Maßnahme, nämlich die Reifen eine Stufe härter zu machen." Dunlop wird voraussichtlich keine neuen Reifen entwickeln. "Momentan ist nur ein Options-Vorderreifen geplant. Das wird auch langsam Zeit, denn es ist nicht WM-würdig, wenn man auf allen Strecken mit dem gleichen Vorderreifen fährt. Aber hinten scheint es kein Ansinnen zu geben, etwas zu verändern."

Für die Teams wird eine Moto2-Saison teurer werden. Neben dem neuen Material muss auch ein Elektronik-Experte an Board geholt werden. Um wie viel eine Kalex teurer wird, kann Baumgärtel noch nicht abschätzen: "In den vergangenen Jahren hatten wir recht stabile Preise. Es hängt auch davon ab, mit wie viel Investment wir testen müssen. Früher oder später wird das umgeschlagen. Aber ich schätze, dass es für die Teams im nächsten Jahr schon etwas teurer wird. Wir müssen im nächsten Jahr weitere Testfahren machen. Die Elektronik wird mit Sicherheit auch nicht günstiger."

Hinter den Kulissen müssen die Verträge mit den Teams über den Sommer verhandelt werden. "Spätestens Ende August muss ich es fixieren", sagt Baumgärtel. "Nur wenn wir alle bedienen können, wird es vom 21. bis 23. November in Jerez einen Test für alle geben. Wenn wir dann nicht alle bedienen können, wird der Test für alle abgesagt." Dieser Test betrifft alle Chassis-Hersteller. Auch KTM, NTS, Speed Up und MV Agusta müssen für diesen Test bereit sein, damit alle Teams vor der Weihnachtspause Testkilometer abspulen können.

Alex Baumgärtel

Alex Baumgärtel kümmert sich bei Kalex um alle Belange Zoom

Mit den technischen Veränderungen startet die Moto2 in eine neue Ära, denn seit 2010 fuhr man praktisch unverändert. Als Techniker breitet Baumgärtel die Herausforderung viel Spaß: "Ich freue mich tierisch drauf. Man fängt wieder mit größeren Schritten an. In den vergangenen zwei, drei Jahren hat man nur poliert - und hoffentlich in die richtige Richtung, weil man nicht mehr den großen Schritt findet. Jetzt kann man wieder ein Konzept aus unterschiedlichen Richtungen betrachten. Für einen Ingenieur ist das ein Freudentag."

Neueste Kommentare

Folgen Sie uns!