Moto2-Dominanz: Bekommt Kalex nicht genug Anerkennung für die Erfolge?

Kalex ist die Benchmark in der Moto2-WM und beliefert in der MotoGP und WSBK namhafte Hersteller: Remy Gardner schwärmt von der Arbeitsweise der Deutschen

(Motorsport-Total.com) - Kalex hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur mit dominanten Siegen in der Moto2-Weltmeisterschaft einen Namen gemacht. Die Expertise des Unternehmens aus Bobingen in Bayern wurde zuletzt auch von Herstellern in der MotoGP und in der Superbike-WM genutzt. Honda ließ neben einer Schwinge auch einen Rahmen von Kalex bauen. BMW gab eine Schwinge für das WSBK-Bike in Auftrag.

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Kalex beliefert seit einigen Jahren den Großteil des Moto2-Feldes Zoom

Auch wenn Kalex die Moto2-WM dominiert und mit seinen Entwicklungen einige namhafte Hersteller unterstützt, bekommt das deutsche Unternehmen rund um Alex Baumgärtel nicht die nötige Anerkennung, meint Ex-Moto2-Weltmeister Remy Gardner.

Gardner arbeitete während seiner Grand-Prix-Karriere viele Jahre direkt mit Kalex zusammen und gewann 2021 die Meisterschaft mit einer Kalex. "Sie sind wirklich beeindruckend", schwärmt der Australier im Exklusiv-Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Ich hatte eine enge Verbindung zu Kalex. Es entstand eine Freundschaft. Die Arbeit, die sie leisten, ist wirklich unglaublich. Man gibt ihnen Feedback und schlägt einen Weg vor, sie befassen sich sofort damit und bringen beim nächsten Mal ein neues Teil mit. Dann hat man exakt das, was man sich gewünscht hat", berichtet Gardner.

"Es ist absolut beeindruckend, was sie geschaffen haben", so der Moto2-Champion von 2021, der mittlerweile das Fahrerlager gewechselt hat und in der Superbike-WM mit Yamaha antritt. Doch auch in der seriennahen Meisterschaft beliefert Kalex einige Hersteller mit Expertise.

Remy Gardner

Remy Gardner gewann 2021 mit seiner Kalex die Moto2-WM Zoom

"Hier sind sie mit der BMW-Schwinge vertreten. Zudem verwendet Honda in der MotoGP deren Schwinge. Wenn jemand weiß, was man beim Chassis und der Schwinge machen muss, dann ist es Kalex. Sie sind richtig clever und ich habe großen Respekt", so Gardner.

Kalex-Schwinge

Die Kalex-Schwinge an der BMW M1000RR Zoom

Vor einigen Jahren gab es Überlegungen für einen MotoGP-Einstieg mit einem eigenen Chassis. Doch daraus wurde nichts. "Und jetzt steigen sie mit Honda in die MotoGP ein (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt Gardner und stellt fest: "Schlussendlich haben sie es geschafft."

Honda RC213V mit Kalex-Chassis

Die Honda RC213V mit Kalex-Chassis Zoom

Moto2-WM wurde über die Jahre zum Kalex-Cup: Gut oder schlecht?

In der Moto2-WM gibt Kalex ganz klar den Ton an. In den Top 20 der Fahrerwertung vertrauen aktuell 18 Fahrer auf Kalex, inklusive dem WM-Führenden Tony Arbolino. Sah man zu Beginn der Moto2-Ära noch viele verschiedene Hersteller, so hat sich die Meisterschaft über die Jahre zu einem Kalex-Cup mit wenigen Fremdfabrikaten entwickelt.

"Es gibt zwei Sichtweisen. Einerseits ist es immer toll, wenn es zwischen mehreren Herstellern einen technischen Wettbewerb gibt. Doch für die Fahrer ist es toll, wenn jeder mit dem gleichen Motorrad, mit dem gleichen Motor und den gleichen Reifen fährt", kommentiert Gardner.

Remy Gardner

Remy Gardner nennt die Vorteile und die Nachteile der Kalex-Dominanz Zoom

"Für einen Fahrer ist das richtig gut, weil man dann an sich selbst arbeiten muss. Schlussendlich gewinnt der beste Fahrer. Für mich als Fahrer ist das perfekt. Doch aus Sicht des Fans ist es natürlich toll, wenn es mehr unterschiedliche Hersteller und einen technischen Wettbewerb gibt", zeigt Gardner Verständnis für die Kritiker, die mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sind.

Dass sich die Moto2-WM so entwickelt hat, erleichtert den MotoGP-Teammanagern die Arbeit, denn unterschiedliche Motorräder müssen bei der Suche nach neuen Fahrern nicht mehr so stark berücksichtigt werden. "Es macht es für die Hersteller in der MotoGP leichter, die richtigen Fahrer zu verpflichten, weil der beste Fahrer gewinnt", so Gardner.

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