Jürgen Lingg: Wie er die bisherige Moto2-Saison von Lukas Tulovic bewertet

IntactGP-Teamchef Jürgen Lingg erklärt, warum sich Lukas Tulovic diese zweite WM-Chance verdient hat - Und warum die Leistungen des Deutschen schwankend sind

(Motorsport-Total.com) - Mit Lukas Tulovic gibt es 2023 nur einen deutschen Fixstarter in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Für den 23-Jährigen ist es seine zweite Chance in der Moto2-Klasse, nachdem er 2019 bereits ein Jahr für das Kiefer-Team gefahren ist. Damals erreichte er einmal die WM-Punkteränge.

Titel-Bild zur News: Lukas Tulovic

Sechs WM-Punkte hat Lukas Tulovic in der bisherigen Saison gesammelt Zoom

Über die Moto2-Europameisterschaft und die MotoE arbeitete sich Tulovic zurück. In der Elektrorennserie konnte er 2021 ein Rennen gewinnen. Im vergangenen Jahr dominierte er mit IntactGP die Moto2-EM und wurde souverän und überlegen Meister.

Wie stark hat sich Tulovic seit 2019 als Fahrer weiterentwickelt? "Extrem", lobt IntactGP-Teamchef Jürgen Lingg im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir waren etwas überrascht als er zu uns gekommen ist, dass doch noch viel Arbeit vor uns liegt, weil er ja schon in der WM gefahren ist."

"Er hat sich vom technischen Verständnis extrem verbessert. Seine persönliche Vorbereitung und das Training sind viel, viel besser geworden. Das erste Jahr [in der EM] war nicht so ganz einfach, das zweite Jahr war schon ganz gut und im vergangenen Jahr hat es jeder gesehen."

"Deswegen haben wir gesagt, dass er sich auf jeden Fall eine zweite Chance verdient hat. Ich stimme zu, dass es damals [2019] viel zu früh für ihn war. Das war eher kontraproduktiv für ihn." Denn laut Lingg ist Tulovic ein "super Typ und ein anständiger Typ".

"Was mir am meisten gefällt, ist seine Vorbereitung. Er stellt wirklich für seinen Rennsport alles hinten an. Genau so muss es sein. Es gibt viele Talente, die nur auf ihrem Talent herumreiten, aber nicht arbeiten."


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"Lukas ist ein Arbeiter. Er ist immer perfekt organisiert. Ich denke, wenn jemand alles dafür gibt, dann hat er sich diese Chance verdient. Und er hat ja auch Ergebnisse geliefert. Er hat die Europameisterschaft sehr eindrucksvoll gewonnen."

Sieben Siege und vier zweite Plätze bei elf Rennen sprachen im Vorjahr eine deutliche Sprache. Das Moto2-WM-Comeback verlief bisher schwierig. Zunächst verpasste Tulovic die ersten beiden Rennen wegen Nachwirkungen einer Verletzung im rechten Handgelenk.

Bei den folgenden sechs Rennen fuhr der Deutsche in Jerez und in Le Mans in die WM-Punkteränge. In Le Mans schaffte er zudem erstmals den Q2-Einzug und legte mit Startplatz 15 den Grundstein für Rang elf im Rennen, seinem bisher besten Einzelergebnis.

Was Tulovic noch besser machen muss

"Es ist etwas schwankend", bewertet Lingg die Leistungen seines Fahrers. "Bei manchen Veranstaltungen war er voll in dem Bereich, den ich mir erhofft habe. Mugello und Austin waren etwas schwieriger, dort war er etwas unter den Erwartungen."

"Aber im Großen und Ganzen ist es okay. Wir haben gewusst, es wird schwer. Lukas war immer sehr, sehr optimistisch. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass er im vergangenen Jahr einen super Job gemacht hat, aber es hier eine andere Welt ist."

Denn der Sprung von der Moto2-EM in die WM ist doch groß. "Er ist dort gute Rundenzeiten gefahren, aber hier findet das unter anderen Umständen statt", geht Lingg ins Detail. "Deswegen kann man das auch nicht so ganz vergleichen."

Lukas Tulovic

Jürgen Lingg lobt Lukas Tulovic als harten Arbeiter Zoom

"Dort werden am Donnerstag und Freitag viel mehr Kilometer gefahren. Es gibt viel mehr Zeit, um sich auf das Wochenende vorzubereiten. Wenn man hier ankommt, muss man sofort abliefern. Und dabei tut er sich noch schwer."

Denn diesen Trainingsrhythmus mit mehr Fahrzeit muss Tulovic noch ablegen. "Er muss sofort auf einem höheren Level anfangen, damit das Ergebnis am Sonntag besser wird", sagt Lingg. "Daran arbeiten wir."

"Er ist super happy mit seinem Motorrad und seiner Crew. Das passt alles. Er ist auch schneller als im vergangenen Jahr, aber die ganze Moto2 ist in diesem Jahr schneller geworden. Das kam auch für uns etwas überraschend, wie alle zugelegt haben."

"Was viele andere Fahrer können, kann er auch. Es ist ein hartes Business. Wir müssen eine klare Tendenz sehen, aber es sieht gut aus. Im Großen und Ganzen entspricht es schon unseren Erwartungen. Man hofft natürlich insgeheim, aber es ist einfach die Realität. Es ist noch Potenzial da, aber es wird nicht einfach."

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