IntactGP-Fazit: Lob für Agius, Binders Schwankungen schwer zu verstehen

Teamchef Jürgen Lingg freut die Entwicklung von Senna Agius, aber es gibt noch eine kleine Baustelle - Das Auf und Ab bei Darryn Binder war schwierig zu verstehen

(Motorsport-Total.com) - Das IntactGP-Team hält in der Motorrad-Weltmeisterschaft die deutsche Fahne hoch. Die Moto2-Saison 2024 beendete der Rennstall auf dem neunten Platz der Teamwertung, von insgesamt 15 Teams. Höhepunkt war der dritte Platz von Senna Agius bei dessen Heimrennen in Australien.

Titel-Bild zur News: Darryn Binder, Senna Agius

IntactGP beendete die Saison auf Platz neun der Teamwertung Zoom

Nachdem Agius schon in den vergangenen beiden Jahren in einigen Rennen WM-Luft schnuppern durfte, war 2024 seine erste komplette Saison. Es gab einige Highlights. In Barcelona hätte es schon fast mit einem Podestplatz geklappt.

Und trotz einer umstrittene Long-Lap-Strafe kam Agius als Fünfter ins Ziel. In Assen und auf dem Sachsenring wurde er Elfter, in Silverstone Zehnter. Mit Platz sieben in Misano 2 war er ebenfalls im Verfolgerfeld dabei und schließlich das große Highlight auf Phillip Island.

Jürgen Lingg ist mit der Entwicklung des Rookies sehr zufrieden. "Auf jeden Fall", nickt der Teamchef im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Das war eigentlich so, wie wir uns das erwartet und erhofft haben."

"Dass es bei einem Rookie Schwankungen gibt, das ist ganz normal. Wenn eine Kleinigkeit klemmt, dann können sie oft nicht ausfindig machen, woran es liegt. Das sieht dann auf dem Papier oft schlechter aus, als es wirklich ist. Wir sind sehr glücklich mit ihm."

Denn fehlen in der engen Moto2-Klasse zwei Zehntelsekunden auf die Normalform, verliert man im Trainingsklassement auf einen Schlag viele Plätze. Agius ist 19 Jahre jung und gilt als ehrgeiziger, fleißiger und harter Arbeiter.

Das wird von IntactGP grundsätzlich sehr positiv geschätzt, aber Lingg meint auch: "Ich denke, wenn er sich etwas zu viel vornimmt, dann wird es für ihn schwierig. Wenn er locker an alles herangeht, dann ist er super schnell."

Senna Agius

Mit Platz drei bescherte Senna Agius dem deutschen Team wieder ein Podium Zoom

"Das ist eigentlich unsere Hauptbaustelle, damit er ein wenig mit einer anderen Einstellung herangeht." Also nicht ganz so verbissen. Mit Ex-Superbike-Rennfahrer Leon Camier hat Agius einen Manager mit viel Erfahrung an der Seite.

"Genau, Leon hat auch jede Menge Erfahrung. Es ist gut, dass auch er in das selbe Rohr bläst wie wir. Wir sehen alle das Gleiche", sagt Lingg und ist für 2025 zuversichtlich: "Wir sehen bei Senna super Sachen. Es sind Kleinigkeiten, die er ändern muss, aber das kann er umstellen."

Bis zum Saisonfinale kämpfte Agius um den Titel bester Rookie des Jahres. Allerdings gelang ihm in Barcelona nur Platz zwölf, während gleichzeitig Diogo Moreira als Dritter seinen ersten Podestplatz eroberte.

Somit wurde Moreira bester Rookie des Jahres. Agius rutschte in der WM-Wertung noch auf Platz 18 zurück. Damit war er nur noch eine Position vor seinem Teamkollegen Darryn Binder zu finden, der eine schwierige Saison erlebte.

Achterbahnfahrt von Darryn Binder "schwierig zu verstehen"

Für den Südafrikaner war es eine Achterbahnfahrt. In Mugello mischte er zum Beispiel in der absoluten Spitzengruppe mit, bis er stürzte. Es gab gute Top-10-Ergebnisse wie in Silverstone, Spielberg und Aragon. Das beste Resultat war Platz fünf in Indonesien.

Aber an manchen Wochenenden war von Binder wieder nichts zu sehen. "Er ist wirklich einige super Rennen gefahren und hat auch einen tollen Speed gehabt", sagt Lingg über seinen zweiten Fahrer. "Da haben wir gedacht, jetzt haben wir es verstanden."

"Und dann kommt man zum nächsten Event. Das Motorrad ist gleich, das Team ist gleich, aber er hat sich von Anfang an extrem schwergetan. Das war für uns auch schwer zu verstehen und haben wir eigentlich bis heute noch nicht richtig verstanden."

Darryn Binder

Darryn Binder erlebte eine Saison mit Höhen und Tiefen Zoom

"Ich habe das Gefühl", meint der Teamchef, "dass er oft zu schnell aufgegeben hat, wenn es schwierig war. Manchmal haben wir wirklich gedacht, dass wir den Drive gefunden haben und dann kommen Strecken, die ähnlich sind und dann ging es auf einmal nicht mehr."

"Das war für uns schwierig zu verstehen, muss ich ehrlich sagen. Vor allem wenn die Strecke wenig Grip hatte, dann tat er sich extrem schwer. Man kann natürlich [mit der Abstimmung] ein wenig helfen, aber komplett lösen kann man es nicht, weil der Asphalt eben der Asphalt ist."

Mit Manuel Gonzalez holt IntactGP einen Topfahrer

Der Vertrag von Agius wurde für die kommende Moto2-Saison verlängert. Die Zusammenarbeit mit Binder ging nach zwei Jahren zu Ende. Ursprünglich wäre es der Wunsch gewesen, Collin Veijer vom Moto3-Team in die Moto2-Klasse zu befördern.

Aber der Niederländer nahm als Red-Bull-Athlet das Angebot vom Ajo-Team an und wird künftig im von KTM unterstützten Team in der mittleren Klasse an den Start gehen. IntactGP sah sich im Fahrerlager um und einigte sich mit Manuel Gonzalez.

"Man sieht sich natürlich die Topfahrer an und macht sich Notizen", sagt Lingg über die Fahrersuche. "Auch abseits der Strecke ist uns aufgefallen, dass Manuel nicht so im Vordergrund stehen will, sondern seine Arbeit macht und sich auf den Sport konzentriert."

Manuel Gonzalez

Manuel Gonzalez beendete die Moto2-Saison als WM-Dritter Zoom

"Das hat uns bestärkt, dass er der Richtige für uns sein könnte. Dann haben wir ihn kontaktiert und die Gespräche waren positiv und wir haben eine Einigung gefunden. Ich denke, er kann für das Team eine große Hilfe werden."

Ende August gab IntactGP die Zusammenarbeit mit Gonzalez bekannt. Der Spanier fuhr in der abgelaufenen Saison im Gresini-Team. Er eroberte in Portimao die Poleposition und gewann im Herbst sensationell in Motegi, als auch er im Regen auf Slicks gesetzt hat.

Mit insgesamt fünf Podestplätzen und einer konstanten Saison in den Top 10 wurde Gonzalez WM-Dritter. IntactGP hat sich somit einen der derzeitigen Moto2-Spitzenfahrer gesichert. Gresini wiederum besetzte Gonzalez mit Binder nach.

Manuel Gonzalez, Jürgen Lingg

Jürgen Lingg mit seinem neuen spanischen Fahrer Zoom

Anhand der Ergebnisse hat IntactGP beim Fahrerkarussell die bessere Wahl als Gresini getroffen. "Das werden wir dann im nächsten Jahr sehen, aber vom Papier her auf jeden Fall", schmunzelt Lingg. "Das brauchen wir auch."

"Man muss aber auch sagen, dass für Darryn das Vorjahr mit den vielen Verletzungen sehr schwierig war. Es kann schon sein, dass ihm im nächsten Jahr der Durchbruch gelingt. Auf dem Papier her sieht es aber für uns auf alle Fälle gut aus."