Bradl: "Es war ein Rennunfall"

Stefan Bradl kennt das Risiko im Motorsport und Unfälle können passieren - Sein Vater Helmut meint: "Entweder man macht weiter oder man hört auf"

(Motorsport-Total.com) - Stefan Bradl hätte mit einem Sieg in Sepang bereits Weltmeister werden können. Der zweite Platz hinter Tom Lüthi hat die WM-Entscheidung in der Moto2 bis Valencia hinausgezögert. In Spanien muss der Deutsche mindestens 13. werden und er hat den Titel in der Tasche. Nach dem Moto2-Rennen herrschte beim Deutschen Freude, über das gute Resultat und die Ausgangsposition. Der tragische Tod von Marco Simoncelli im anschließenden MotoGP-Rennen überschattete dann alles. Auch der Zahlinger ist geschockt von den Ereignissen, dennoch wird es weitergehen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl war ebenfalls vom schrecklichen Unfall in Sepang geschockt

"Natürlich sind wir alle Gegner auf der Strecke, aber irgendwie sind wir auch eine komplette Familie. Wir kennen uns alle, deshalb ist das schon brutal. Zumal seine Freundin auch dabei war und sein Papa, die habe ich dann im Fahrerlager gesehen, das war für mich das Schlimmste", wird Bradl von der 'Zeit' zitiert. "Ich kannte ihn, wie man sich im Fahrerlager halt kennt. Wir haben uns gegenseitig sehr respektiert und mal ein kurzes Pläuschchen gehalten, aber mehr auch nicht. Ich kannte ihn nicht so gut wie Valentino Rossi. Die zwei waren ja Freunde."

Die Sicherheit rückt nach jedem schweren Unfall wieder in den Fokus. Bradl selbst hat vor einem Jahr den Tod von Shoya Tomizawa miterlebt, der ebenfalls überrollt wurde. Dennoch ordnet er Simoncellis Todessturz in die Kategorie Rennunfall. "Mir fällt nichts ein, was man verbessern kann", sagt der Kiefer-Pilot über die Sicherheit. "Das war ein Rennunfall. Marco hat versucht, seinen Vorderradrutscher abzufangen und nicht runterzufallen."

"Dann hat das Motorrad sich wieder ein bisschen gefangen und ist statt nach außen wieder zur Fahrbahninnenseite gerutscht. Die nachfolgenden Fahrer hatten keine Chance mehr auszuweichen. Mann kann sich viel darüber unterhalten, aber mir fällt nichts ein, wie man das hätte vermeiden können. Dann müsste man einen Ganzkörper-Airbag bauen, der sofort aufgeht und einen umschlingt."

"Aber so etwas gibt es noch nicht. Wir haben zwar einen Airbag in der Lederkombi, der Schultern und Nacken schützt. Aber das nützt im Fall von Marco auch nichts. Zwei Fahrer haben ihn mit über 130 km/h erwischt, zweimal 250 Kilo mit voller Wucht, das ist nicht ohne. Es ist halt passiert. Ich denke schon, dass irgendwas passiert, dass sich irgendwas ändert, aber ich kann nicht sagen, was. Die Leute, die dafür verantwortlich sind, machen sich jetzt bestimmt schwer Gedanken."

Sein Vater Helmut war selbst aktiver Motorradfahrer. Er kennt das Risiko und weiß, dass es auch seinen Sohn jederzeit treffen könnte. "Natürlich hat man Sorgen, wenn der Bua fährt. Er hatte ja auch schon seine Stürze", wird Helmut Bradl von der 'Abendzeitung' zitiert. "Aber es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder man macht weiter oder man hört auf. Langsamer fahren, das funktioniert nicht. Und 100 Meter Sicherheitsabstand kann man auch nicht lassen. Wenn man das im Rennen nicht ausblenden kann, sollte man es lassen. Aber das kann kaum einer, denn den Rennsport hast du im Blut."

Das Saisonfinale in Valencia wird ganz im Zeichen der Trauer über Simoncelli stehen. Gleichzeitig geht es für Bradl um den WM-Titel und den größten Erfolg in seiner Karriere. Keine leichte Aufgabe. Wie wird er das Wochenende angehen? "Das weiß ich jetzt noch nicht. Das hängt von den Umständen ab, vom Wetter, wie ich reinkomme ins Wochenende, wie es läuft. Und dann werde ich das wahrscheinlich im Rennen entscheiden."