• 15.04.2009 11:31

  • von Pete Fink

Vorschau: Das US-Flagschiff Long Beach

Nach Indianapolis ist Long Beach das zweite Top-Event im IndyCar-Kalender: Favoritensieg oder überraschen die Außenseiter? - 'Premiere' überträgt live

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Long Beach ist neben den 500 Meilen von Indianapolis das zweite große Event im US-amerikanischen Formelsport. Aus gutem Grund: Long Beach ist schlicht und ergreifend ein Rennen mit Kultstatus und einem Flair, das weltweites Interesse auch über die Grenzen Südkaliforniens hinaus hervorbrachte.

Titel-Bild zur News: Start in Long Beach 2006

Long Beach ist nach Indianapolis das zweitberühmteste US-Formelrennen

Auf den Straßen rund um das Convention Center am Hafen von Long Beach, und in Sichtweite der Queen Mary versammeln sich an allen drei Tagen nicht selten über 300.000 Zuschauer, unter denen auch gerne der eine oder andere Prominente aus dem nahegelegenen Los Angeles ein Stelldichein in der Startaufstellung gibt.#w1#

Zwischen 1976 und 1983 wurde das Rennen als Formel-1-Event mit der Bezeichnung Großer Preis der USA West durchgeführt. Klangvolle Namen wie Clay Regazzoni, Carlos Reutemann, Gilles Villeneuve, Nelson Piquet, Alan Jones, John Watson oder Niki Lauda stehen in den Siegerlisten.

Seit 1984 sind die Amerikaner (fast) unter sich. Der eindeutige Rekordmann in Long Beach ist Al Unser Jr., der den Grand Prix alleine sechsmal für sich entscheiden konnte, während Mario und Michael Andretti zusammen fünfmal auf der obersten Stufe des Podiums standen.

Die Rückkehr der IndyCars

"Long Beach ist ein historisches Event", weiß Newman/Haas-Pilot Graham Rahal. "Direkt neben dem Ozean zu sein, das lieben die Leute. Die Atmosphäre in der Stadt ist unglaublich, die Leute feiern eine Riesenparty. Das ist der Grund, warum das Rennen so populär geworden ist."

Blick auf die Strecke

Seit 1984 fahren in Long Beach nur noch die amerikanischen IndyCar-Asse Zoom

In der Tat: Long Beach wurde so populär, dass die über ein Jahrzehnt anhaltende Fehde zwischen CART und der IRL überhaupt so lange andauern konnte. Denn was für Tony George das Indy 500 war, war für Kevin Kalkhoven und Co. Long Beach - das ChampCar-Flagschiff.

Wie elementar dieser Auftritt auch für die IndyCars ist, verdeutlichen die Ereignisse des Vorjahres: Um den Fortbestand dieses Rennen gab es bei der Wiedervereinigung keinerlei Diskussionen. Sogar das seltsame Konstrukt mit zwei Rennen und zwei Fahrerfeldern an einem Wochenende wurde nur wegen Long Beach eingeführt.

Doch dies ist nun nur noch ein unsägliches Kapitel Motorsportgeschichte. Long-Beach-Rekordmann Al Unser Jr. brachte es auf den Punkt: "Ich freue mich ganz besonders darauf, in den Straßen von Long Beach die IndyCars sehen zu dürfen, die später auch das Indy 500 fahren werden. So war es zu meiner Zeit in den 1980er und 1990er Jahren."

Gleiches Feld wie in St. Petersburg

An den Start gehen die gleichen 22 Fahrzeuge, die bereits vor knapp zwei Wochen in St. Petersburg fuhren. Mit anderen Worten: Auch das IndyCar-Comeback von Tomas Scheckter musste erneut verschoben werden. Der Südafrikaner sollte eigentlich für Team 3G starten, die nun mit Hollywood-Stuntman Stanton Barrett nur ein Auto nach Long Beach bringen.

Ryan Briscoe

Ryan Briscoe gewann die letzten beiden Straßenrennen der IndyCars Zoom

Der aktuelle Kurs ist 3,17 Kilometer lang und besitzt elf Kurven. Die ultra enge Haarnadelkurve vor der gebogenen Start-/Zielgeraden ist das Markenzeichen von Long Beach. Hier beschleunigen die Autos aus dem ersten Gang heraus und erreichen am Ende der Geraden Spitzengeschwindigkeiten jenseits der 300 km/h.

12 der 22 Piloten kennen den Kurs aus alten ChampCar-Zeiten. Der Vorjahressieger heißt Will Power, der bei Penske auch in Long Beach wieder Helio Castroneves vertritt. Aber: Der Saisonauftakt in St. Petersburg unterstrich, dass zumindest auf den Nicht-Ovalen der Vorsprung der etablierten IRL-Teams gleich Null ist. Die Top 10 aus Florida bestanden aus nicht weniger als neun verschiedenen Mannschaften.

"Das zeigt, wie eng es in der Meisterschaft zugehen wird", orakelte St.Pete-Sieger Ryan Briscoe, dessen Penske-Team genauso wie Ganassi viermal in Long Beach gewann. Spitzenreiter in dieser Wertung ist natürlich Newman/Haas mit sechs Erfolgen, was aber vor allem daran lag, dass Penske, Ganassi und Andretti/Green frühzeitig in die IRL wechselten.

Long-Beach-Debüt für Danica Patrick

Sébastien Bourdais gewann für Newman/Haas zwischen 2005 und 2007 dreimal in Folge. Justin Wilson holte im Vorjahr die elfte Newman/Haas-Pole, und 2009 sollen Graham Rahal und Robert Doornbos diese Serie fortsetzen. "Long Beach kennen alle Teams sehr gut, egal ob sie in den letzten Jahren hier gefahren sind oder nicht", befürchtet Rahal. "Ich erwarte am Wochenende einen beinharten Kampf."

Danica Patrick

Danica Patrick hat auf den Nicht-Ovalkursen noch einigen Aufholbedarf Zoom

Dabei will auch Tony Kanaan mitmischen. Der Andretti-Green-Routinier feiert seinen 100. IndyCar-Start und stand in Long Beach bereits in der Saison 1999 auf der Pole Position. "Ich habe hier wunderbare Erinnerungen", so der Brasilianer. "Zehn Minuten vor dem Qualifying mussten wir wegen Getriebeproblemen auf das Ersatzauto wechseln. Es war ein großes Risiko, aber es hat sich ausgezahlt."

Gleiches gilt für seine AGR-Teamkollegin Danica Patrick, die vor einem Jahr als frisch gebackene Motegi-Gewinnerin nach Long Beach kam. "Ich habe das Rennen 2008 auf dem Heimweg aus Japan besucht. Das Event mit seinen vielen Fans ist einfach großartig. Es wird mein erstes Mal als IndyCar-Pilotin, ich freue mich darauf."

Doch sportlich gesehen wird Ryan Hunter-Reay für größere Furore sorgen können. In St. Petersburg holte der Vision-Pilot einen überraschenden zweiten Platz, an den er in Kalifornien anknüpfen will: "Wir kommen mit viel Schwung an eine Strecke, die ich gut kenne. Ich liebe Long Beach."

Der 35. Grand Prix von Long Beach startet am Sonntagabend um 22:15 Uhr MESZ. 'Premiere' überträgt die 85 Runden aus Kalifornien live. Die Qualifikation findet am Samstagabend ab 23:10 Uhr MESZ statt.

Die Entry-List von Long Beach:

01. 2 Raphael Matos (Luczo-Dragon Racing)
02. 3 Will Power (Team Penske)
03. 4 Dan Wheldon (Panther Racing)
04. 5 Mario Moraes (KV Racing Technology)
05. 6 Ryan Briscoe (Team Penske)
06. 7 Danica Patrick (Andretti Green Racing)
07. 9 Scott Dixon (Chip Ganassi Racing)
08. 10 Dario Franchitti (Chip Ganassi Racing)
09. 11 Tony Kanaan (Andretti Green Racing)
10. 13 Ernesto Viso (HVM Racing)
11. 14 Vitor Meira (Foyt Racing)
12. 19 Justin Wilson (Dale Coyne Racing)
13. 20 Ed Carpenter (Vision Racing)
14. 21 Ryan Hunter-Reay (Vision Racing)
15. 23 Darren Manning (Dreyer and Reinbold Racing)
16. 24 Mike Conway (Dreyer and Reinbold Racing)
17. 26 Marco Andretti (Andretti Green Racing)
18. 27 Hideki Mutoh (Andretti Green Racing)
19. 34 Alex Tagliani (Conquest Racing)
20. 98 Stanton Barrett (3G Racing)
21. 02 Graham Rahal (Newman/Haas/Lanigan)
22. 06 Robert Doornbos (Newman/Haas/Lanigan)