• 05.09.2022 14:11

  • von Tobias Ebner, Co-Autor: David Malsher-Lopez

Vor IndyCar-Finale: Fehlende Penske-Order in Portland überrascht Scott Dixon

Will Power darf in Portland nicht gewinnen, sehr zur Verwunderung von Scott Dixon - Welches Szenario den Penske-Piloten zum IndyCar-Champion macht

(Motorsport-Total.com) - Ein Rennen steht in der IndyCar-Saison 2022 noch aus: Das Finale in dieser Woche in Laguna Seca. Will Power reist als Tabellenführer mit 20 Punkten Vorsprung nach Kalifornien, nachdem er am Sonntag beim Grand Prix von Portland Zweiter hinter Penske-Teamkollege Scott McLaughlin geworden ist.

Titel-Bild zur News: Scott McLaughlin

Scott McLaughlin blieb in Portland vor Penske-Teamkollege Will Power Zoom

Doch der Abstand zu den beiden Gesamtzweiten Josef Newgarden und Scott Dixon hätte noch größer sein können. Denn Power gibt zu, in Portland "über Funk nach [Teamanweisungen] gefragt" zu haben. Doch der Penske-Kommandostand tat dem IndyCar-Champion von 2014 den Gefallen nicht und verzichtete auf eine Stallregie.

Für Power hätten ein Tausch der Positionen mit McLaughlin und ein damit verbundener zweiter Saisonsieg zehn Punkte mehr bedeutet. Dass es nicht dazu gekommen ist, sorgt auch für Verwunderung bei der Konkurrenz. "Ich habe es zehn Runden vor Schluss gesagt: 'Ich bin überrascht, dass sie noch nicht gewechselt haben'", erklärt Dixon.

"In Situationen wie heute mit der McLaughlin und Power hätte ich gedacht, dass das ein klarer Fall ist", so der sechsfache Champion weiter. Der Ganassi-Pilot selbst kämpfte sich in Portland einmal mehr unauffällig, aber effektiv durch das IndyCar-Feld und belohnte sich mit P3. Dixon betont, dass bei Chip Ganassi Racing alle an einem Strang ziehen würden.

Scott Dixon: Hätte gedacht, das ist ein klarer Fall

"Wir arbeiten immer als Team, um das Beste zu erreichen, und wenn wir [einem] unserer Teamkollegen helfen können, werden wir das definitiv tun", sagt der Neuseeländer. Und McLaughlin, der sich durch seinen Portland-Sieg ebenfalls noch im Titelrennen hält? "Ich wusste nicht, dass [Will] um Teamorder gebeten hat", meint er.

"Aber das kann ich nicht kontrollieren. Ich bin einfach mein Rennen gefahren und ich bin ein Teamplayer. Ich werde tun, was immer ich tun muss." Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass McLaughlin in Portland äußerst dominant aufgetreten ist. Von 110 Runden hat der Penske-Pilot aus Neuseeland deren 104 angeführt.


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Darauf beruft sich McLaughlin, wenn er sagt: "Jeder wusste, dass ich [im Falle einer Stallregie] der wahre Sieger sein würde." Und auch Teamkollege Power zeigt Verständnis für McLaughlins Lage: "Ich verstehe die Situation, in der sich Scott befindet. Ich habe das auch schon erlebt, und man will einen Sieg nicht aufgeben."

Will Power und vier Gegner können noch Meister werden

So führt Power die Gesamtwertung vor dem letzten Rennen in Laguna Seca die Gesamtwertung mit 523 Punkten an, während Newgarden und Dixon 503 Zähler auf dem Konto haben. Dazu haben auch McLaughlin (482) und Dixons Ganassi-Teamkollege Marcus Ericsson (484) noch theoretische Chancen auf die IndyCar-Meisterschaft 2022.

Inklusive aller Bonuspunkte (einen für die Pole, eine für eine Runde an der Spitze, zwei für die meisten Runden in Führung) gibt es noch maximal 54 Punkte zu vergeben. Punkte für die Top 10 werden nach dem Schlüssel 50-40-35-32-30-28-26-24-22-20 verteilt. Power reicht somit der dritte Platz in Laguna Seca (ohne Extrapunkte), um den zweiten Titel zu feiern.

Dixon, Newgarden, Ericsson und McLaughlin dagegen müssen auf jeden Fall auf Sieg fahren. Die beiden Erstgenannten brauchen zusätzlich zu einem Sieg möglichst viele Bonuspunkte, sonst würde Power im Extremfall auch P6 inklusive aller Extrazähler reichen.


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Ericsson und McLaughlin brauchen ein Wunder

Noch schwieriger gestaltet sich das Unterfangen Titelgewinn für die Außenseiter Ericsson und McLaughlin. Selbst wenn einer von beiden die volle Punktzahl inklusive Bonuszähler abräumt, reicht Power auf jeden Fall der 14. Platz, um in der Endabrechnung vor beiden Fahrern zu landen. Im Vergleich mit McLaughlin würde Power sogar ein 16. Rang genügen.

Neben einem Power-Ausrutscher muss Ericsson darauf hoffen, dass Newgarden das Podium verfehlt und keine Bonuspunkte holt. Und um gegen Ganassi-Kollege Dixon die Nase vorn zu haben, darf der Neuseeländer ohne Extrazähler maximal Dritter werden. McLaughlin ist sogar darauf angewiesen, dass sowohl Newgarden als auch Dixon das Podium verfehlen und ohne Bonuspunkte bleiben.

Angesichts dieser Ausgangslage verwundert es nicht, wenn Power mit Blick auf das Finale sagt: "Zehn Punkte [mehr] wären großartig. Wir würden ziemlich zuversichtlich in das Rennen gehen, dass wir es schaffen können. Bei 20 [Punkten Vorsprung] ist es immer noch ein großer Kampf." Oft genug hat Power in solch einem Fall noch den Kürzeren gezogen ...