TV-Quoten USA: Selbst das Indy 500 zieht nicht mehr

Sowohl für IndyCar als auch für NASCAR kommt es im Fernsehen äußerst dick: Rekordtiefs in Hülle und Fülle für Amerikas Top-Motorsportserien

(Motorsport-Total.com) - Während die NASCAR-Quoten seit Jahren im Sturzflug sind und keine Überraschung mehr darstellen, hat der Minustrend des amerikanischen Motorsports mittlerweile auch die IndyCar-Serie erreicht. Ausgerechnet mit den neuen Aerokits, mit denen alles besser werden sollte, hagelt es Negativ-Ratings, an die man sich bei NASCAR bereits gewöhnt hat. Wie für alle Sportarten gilt, dass der Rückgang im linearen Fernsehen auch auf das immer stärkere Aufkommen von On-Demand-Plattformen zurückzuführen ist.

Titel-Bild zur News: Ed Carpenter, Will Power, Simon Pagenaud, Sebastien Bourdais

Das Indy 500 verbuchte 2018 einen Negativrekord im Fernsehen Zoom

Am schlimmsten hat es das Indianapolis 500 erwischt, das seine schlechteste Quote seit Beginn der Aufzeichnungen einfuhr. Das mag nicht überraschen, weil der Abschied von ABC nach über einem halben Jahrhundert bereits feststand und der Sender die IndyCar-Übertragungen seitdem äußerst stiefmütterlich behandelte.

Vor diesem Hintergrund ist es fast schon ein Wunder, dass das vorerst letzte IndyCar-Rennen auf ABC, das zweite Rennen des Detroit-Doppels, ein Plus von zwei Prozent einfuhr. Der Indianapolis Grand Prix hingegen war das Rennen mit der geringsten Sehbeteiligung auf ABC seit Mid-Ohio 2012. Immerhin: Das Qualifying zum Indy 500 erreichte mit 1,33 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 0,9 Prozent ein Rekordhoch.

Alarmierend ist allerdings, dass auch die NBCSN-Übertragungen im Minus sind und das deutlich, denn hier schaut das Kernpublikum. Die ohnehin schon niedrigen Werte aus den vergangenen Jahren, die immerhin seit 2013 langsam stiegen, wurden nicht einmal ansatzweise erreicht. Manche Rennen verloren gar fast die Hälfte der Zuschauer. Ein wirklicher Grund für diesen schockierenden Rückgang lässt sich nicht ausmachen.

IndyCar-Quoten 2018

ABC: Zuschauer in Mio/Marktanteil (prozentuale Veränderung zum Vorjahr):
Auftakt St. Petersburg: 1,14/0,8 (-5%/0)
Indianapolis Grand Prix: 0,78/0,6 (-19%/-14%)
Indianapolis 500: 4,9/3,1 (-10%/-9%)
Detroit 1: 0,75/0,55 (-11%/-4%)
Detroit 2: 0,93/0,6 (+2%/0)

NBCSN: Zuschauer (prozentuale Veränderung zum Vorjahr):
Phoenix: 253.000 (-26%)
Birmingham: Wegen Regens auf Montag verschoben
Fort Worth: 336.000 (-40%)
Elkhart Lake: 322.000 (-43%)

NASCAR weiter im Sturzflug

Damit erreichen die IndyCar-Übertragungen wie aus dem Nichts NASCAR-Qualität. Und das ist nicht positiv gemeint, denn es hagelt ein Rekordtief nach dem anderen. Mit den Gründen dafür beschäftigen sich mittlerweile ganze Youtube-Kanäle und Wirtschaftsmedien. NASCAR gerät - Klimawandel-Leugner Donald Trump hin oder her - vom Zeitgeist immer mehr unter Druck. IndyCar versucht sich dem mit der Verwendung kleinvolumiger Turbomotoren und umweltfreundlichem E85-Kraftstoff zu entziehen, NASCAR verbrennt nach wie vor überwiegend aus fossilen Brennstoffen bestehenden E15-Kraftstoff.

Kurt Busch, Joey Logano, Brad Keselowski

NASCAR wird von den Zuschauern weiter abgestraft Zoom

Nur zwei Rennen konnten bislang ein Plus verzeichnen und dieses lässt sich einfach erklären: Sowohl Chicago als auch Michigan wurden auf dem reichweitenstarken terrestrischen Hauptsender von FOX übertragen. Das terrestrische Fernsehen ("Broadcast") ist in den USA deutlich weiter verbreitet als das Kabelfernsehen ("Cable"). Zu Letzterem gehört Fox Sports 1 (FS1), auf dem die Werte kleiner sind. Das erklärt auch den monumentalen Zuschauerverlust in Fort Worth - hier wurde der umgekehrte Weg gegangen. Außerdem debütierte in Chicago Dale Earnhardt jun. als TV-Experte, der trotz seines Rücktritts noch immer der beliebteste NASCAR-Fahrer ist.

In Kansas-Stadt egalisierte NASCAR den Negativrekord für alle Rennen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000, vermutlich sogar noch wesentlich länger. Es führt nun gemeinsam die "Schwarze Liste" mit dem zweiten Richmond-Rennen aus 2017 an. Das Kurzoval erreichte erneut einen Negativrekord und egalisierte das Negativ-Rating für das terrestrische Fernsehen vom zweiten Charlotte-Rennen 2017.

NASCAR-Quoten 2018

FOX/FS1: Zuschauer in Millionen/Marktanteil (prozentuale Veränderung zum Vorjahr)
Daytona 500: 9,3/5,3 (-22%/-20%) - FOX
Atlanta: 5,6/3,3 (-15%/-13%) - FOX
Las Vegas: 4,7/2,9 (-21%/-19%) - FOX
Phoenix: 4,6/2,8 (-15%/-15%) - FOX
Fontana: 4,0/2,4 (-22%/-25%) - FOX
Martinsville: Auf Montag verschoben wegen Schneefalls

Fort Worth: 2,82/1,7 (-38%/-37%) - FS1 (2017 FOX)
Bristol: Zweigeteilt wegen Regens
Richmond: 3,0/1,8 (-34%/-38%) - FOX
Talladega: 4,7/2,9 (-20%/-17%) - FOX
Dover: 2,8/1,7 (-17%/-19%) - FS1
Kansas-Stadt: 2,04/1,2 (-22%/-25%) - FS1

Charlotte: 4,1/2,3 (-12%/-18%) - FOX
Long Pond: 2,7/1,6 (-25%/-27%) - FS1
Brooklyn: 3,7/2,2 (+18%/+19%) - FOX (2017 FS1)
Sonoma: 2,3/1,4 (-28%/-30%) - FS1
Chicago: 2,55/1,6 (+10%/+14%) - FOX (2017 FS1)

Nicht zur Meisterschaft zählende Rennen:
Daytona Clash: 2,3/1,35 (k.A.) - FS1 (2017 FOX)
All-Star-Rennen: 2,5/1,5 (-14%/-14%) - FS1

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