• 08.07.2014 09:57

  • von Pete Fink

Sieger Montoya: Folgt jetzt die Titeljagd?

Juan Pablo Montoya hat Lunte gerochen: Kann der Kolumbianer nach seinem Pocono-Sieg zum großen Schlag ausholen und den IndyCar-Titel gewinnen?

(Motorsport-Total.com) - Der Zeitplan wird penibel eingehalten. Im Winter sagte Juan Pablo Montoya, dass seine Wiedereingewöhnungsphase vermutlich bis zum Indy 500 dauern werde. Dort wurde er Fünfter. Anfang Juni kam mit Platz drei auf dem Texas Motor Speedway das erste IndyCar-Podium, ein paar Wochen später folgte ein zweiter Rang in den Straßen von Houston. Nun also der Comeback-Sieg auf dem Tricky-Triangle von Pocono - Montoya ist endgültig wieder da, der Wechsel zurück zu den IndyCars hat sich jetzt schon gelohnt.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya ballt die Siegerfaust: Was kommt 2014 noch alles? Zoom

Nach sieben Jahren NASCAR wieder zurück im alten Business, aber: "Einfach war das nicht", sinnierte der 38-Jährige nach seinem Triumph. "Im Gegenteil. Es war schwieriger als die meisten Menschen vermuten, denn ein Formelauto zu fahren, ist komplett anders als das, was ich die letzten Jahre gefahren bin. Das braucht einfach seine Zeit. Außerdem habe ich mich nicht damit begnügt zu sagen, dass es von alleine kommen wird. Wir haben schon allesamt sehr hart daran gearbeitet."

Montoya wäre aber nicht Montoya, wenn er nach seinem Pocono-Erfolg vom Wochenende nicht Lunte gerochen hätte. "Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir noch eine Schippe drauflegen, denn jetzt befinden wir uns in der Position, dass wir um den Titel mitfahren können." In der Tat: Die doppelten Punkte von Pocono (102) führten dazu, dass er in der Gesamtwertung einen großen Schritt nach vorne machte. Derzeit fehlen ihm nur noch 55 Zähler auf seine punktgleichen Penske-Teamkollegen Will Power und Helio Castroneves.

"Sicher haben wir zuletzt solide Resultate geholt, aber wenn wir eine Titelchance haben wollen, dann müssen wir vor allem auf den Straßenkursen noch einen Zahn zulegen. Außerdem haben wir noch keine kleinen Ovale gefahren, da habe ich also noch keine Ahnung, was da auf uns zukommen wird." Zum Beispiel am kommenden Wochenende in Iowa, Mitte August folgt dann in Milwaukee das zweite aktuelle Short-Track-Rennen der IndyCars. Im Gegensatz zu Pocono verfügt Montoya dann über keine Streckenerfahrung aus der NASCAR.


Fotostrecke: Montoya in der NASCAR

Der Blick auf das Big-Picture

Apropos NASCAR: "NASCAR hat mich gelehrt, auch auf das große Gesamtbild zu blicken", weiß Montoya. "Das habe ich früher nie gemacht und ich denke, dass auch 90 Prozent der Formeljungs nicht darauf achten. Ich habe wahrscheinlich einige Formel-Meisterschaften verloren, weil mir das große Gesamtbild egal war. Insofern ist es schon etwas schade, dass man die Zeit nicht zurück drehen kann, um wieder 20 Jahre alt zu sein und trotzdem über diese Erfahrung verfügen zu können."

Doch die Konkurrenz sollte gewarnt sein, wer da auf der Jagd ist. "Ich hatte ja schon 200 Punkte Rückstand und jetzt sind es ungefähr noch 50. Das ist schon noch etwas, aber die Jungs wissen, dass ich komme und das ist gut so. Ich muss immer im Kopf haben, dass ich deswegen soweit gekommen bin, weil ich klug agiert habe. Zum Beispiel im Duell mit Hawksworth in Houston. Wenn ich da zuviel riskiert hätte, dann wären wir beide in den Reifenstapeln gelandet. Dann wären 20 oder 30 Punkte weg gewesen und am Ende des Jahres hätte ich mir wahrscheinlich gesagt, dass ich besser nicht mit diesem Kerl kämpfen hätte sollen."

Will Power, Juan Pablo Montoya, Helio Castroneves

Sicherlich ein schönes Problem: Dreimal Penske im Titelkampf Zoom

All dies sind klare Zeichen. "Ich habe mich wieder eingewöhnt. Angesichts meiner Leistungen von früher und meiner Vorstellungen in der Formel 1 und bei den Daytona-Prototypen war ich mir sicher, dass ich das schaffen werde. Ich wusste, dass ich etwas Zeit brauchen würde, aber wenn du die Chance hast, für Roger zu fahren, dann ist das unglaublich. Ich habe körperlich und mental hart trainiert und bin jetzt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich bin glücklich."

Roger Penske als Leitfigur

Vor allem in Bezug auf seinen neuen Boss Roger Penske. "Er ist der Mann, er steht über allen und alles, was er anpackt, funktioniert. Und genau deswegen wollen alle so sein wie er. Er ist für alle ein Beispiel, auch für mich. Und ich sage das nicht deshalb, weil ich für ihn fahre. Ich kannte ihn ein wenig, aber jetzt arbeite ich mit ihm und das ist unglaublich. So wie er die Dinge angeht, wundert es mich nicht, dass er - sagen wir es mal so - allen anderen in den Hintern treten kann."

Trotzdem wartet das Penske-Team seit der Saison 2006 (Sam Hornish) auf einen IndyCar-Titel. "Er hat die Meisterschaft verdient. In den letzten drei oder vier Jahren waren sie dicht dran, haben den Sack dann aber nicht zumachen können." Nun könnte neben Power und Castroneves auch Montoya ganz vorne mitspielen. Seine Ansicht dazu lautet: "Wenn es am Ende des Jahres unser Problem sein wird, wer den Titel holt, dann ist das doch ein sehr schönes Problem, oder?"

Brad Keselowski

Roger Penske: Der "Captain" verdient wieder einmal einen Titel Zoom

Und genau dabei will der mittlerweile 38-Jährige nach besten Kräften mitmischen. "Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich in allen Autos, in denen ich gefahren bin, irgendwann einmal gewonnen habe. Aber wenn du nicht in einem siegfähigen Auto sitzt, dann macht das alles einfach keinen Sinn. Und zum jetzigen Zeitpunkt in meiner Karriere kann ich keine Zeit mehr verschwenden." Wie schon gesagt: Montoya is back.