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Reaktion auf Wilson-Tragödie: IndyCar-Boliden werden sicherer

Die IndyCar-Verantwortlichen reagieren auf die Pocono-Tragödie um Justin Wilson und auf die Überschläge in Indy: Neue Sicherheitsfeatures für Chassis und Motoren

(Motorsport-Total.com) - Wie so oft im Motorsport braucht es ein tragischen Präzedenzfall, um für die Zukunft Maßnahmen zu ergreifen, die eine Wiederholung verhindern sollen. Jüngstes Beispiel ist der tödliche IndyCar-Crash von Justin Wilson.

Titel-Bild zur News: Tony Kanaan, Will Power, Juan Pablo Montoya

Auf großen Ovalen wie Pocono werden Nase und Frontflügel durch Seile gesichert Zoom

Wilson wurde am 23. August dieses Jahres beim ABC Supply 500 auf dem Pocono Raceway von einem Trümmerteil eines anderen Autos am Helm getroffen. Es handelte sich um die Crashstruktur der Fahrzeugnase des Ganassi-Chevrolet von Sage Karam.

Wilson erlitt beim Aufprall des Kevlarteils auf seinen Helm schwerste Kopfverletzungen, denen er tags darauf im Krankenhaus erlag. Als Reaktion auf die Pocono-Tragödie wird ab der IndyCar-Saison 2016 die Verbindung zwischen bestimmten aerodynamischen Komponenten und dem Chassis verstärkt. Aus Zylon gefertigte Halteseile sollen klar definierte Aero-Teile auch im Falle eines Aufpralls am Fahrzeug halten. Der Kunststoff Zylon hat eine Reißfestigkeit, die eineinhalb mal so hoch ist wie jene von Kevlar.

Bei den definierten Teilen, die durch die neuen Zylonseile gesichert werden, handelt es sich um den Aufprallschutz für die Hinterräder und um den Beam-Wing (Zusatzflügel am Heck, der je nach Abtriebslevel der Strecke zum Einsatz kommt). Bei den Rennen, die auf Ovalen von mindestens 1,5 Meilen Länge ausgetragen werden (2016: Indianapolis Motor Speedway, Texas Motor Speedway und Pocono Raceway) wird zudem der vordere Teil der Fahrzeugnase und das Hauptelement des Frontflügels mittels der Zylonseile gesichert.

Will Power

Auch am Heck kommen neue Sicherheitsmechanismen zum Einsatz Zoom

Bislang gab es spezielle Halteseile bereits für das Hauptelement des Heckflügels und für die Räder. Dass diese Technik nicht uneingeschränkt funktioniert, zeigten schwere Unfälle wie etwa der Überschlag von Ryan Briscoe in Fontana. Dennoch wurde durch die Haltemechanismen eine Erhöhung der Sicherheit erwirkt. Davonfliegende Räder gibt es seit Einführung der Halteseile längst nicht mehr so häufig zu beobachten wie es vorher der Fall gewesen war. Eine erhöhte Sicherheit versprechen sich die IndyCar-Verantwortlichen nun auch von den neuen Halteseilen für die genannten Aero-Teile.

Darüber hinaus wurden im Hinblick auf die IndyCar-Saison 2016 weitere sicherheitsrelevante Beschlüsse gefasst. Orientiert am Prinzip der Dachklappen (Roof-Flaps) in der NASCAR, wird es nun auch in der IndyCar-Serie einen Mechanismus geben, der verhindern soll, dass die Boliden im Falle eines Drehers Unterluft bekommen. So wird es künftig eine verpflichtend vorgeschriebene Klappe am Heckflügel geben, die sich öffnet, sobald das Auto eine Drehbewegung von 90 Grad und mehr eingeleitet hat.

Genau wie die Zylonseile an Frontflügel und Nase, so wird auch die Heckflügelklappe nur auf den drei Ovalen zum Einsatz kommen, die mindestens 1,5 Meilen lang sind: Indianapolis Motor Speedway, Texas Motor Speedway und Pocono Raceway. Auslöser für diese Maßnahme waren die Überschläge von Helio Castroneves, Josef Newgarden und Ed Carpenter an den Trainingstagen zum diesjährigen Indy 500. Bei Testfahrten, die am 6. April ebenfalls in Indianapolis stattfinden, haben die IndyCar-Teams erstmals die Möglichkeit, die Heckflügelklappe zu testen.

Danica Patrick

Das NASCAR-Konzept der Roof-Flaps wird abgewandelt auf die IndyCars übertragen Zoom

Neben den neuen Sicherheitsfeatures am Chassis gibt es in der am 13. März in St. Petersburg (Florida) beginnenden IndyCar-Saison 2016 auch neue Sicherheitsmechanismen im Umfeld der Motoren. Die Einheitselektronik (ECU) wird künftig so konfiguriert, dass ein Losrollen der Fahrzeuge beim Boxenstopp verhindert wird, solange der Tankschlauch noch im Stutzen steckt. Verhindert wird das Losrollen, indem die Elektronik in einem solchen Fall automatisch den Leerlauf einlegt, sollte dies der Fahrer nicht ohnehin getan haben. Eine weitere Anpassung, die die ECU betrifft: Hinsichtlich des Drucks auf das Bremspedal wird künftig ein definiertes Maximum einprogrammiert. Wird dieses Maximum überschritten - beispielsweise im Falle einer Vollbremsung - schaltet die Elektronik automatisch in den Leerlauf.

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