• 21.04.2008 01:10

  • von Pete Fink

Power gewinnt ChampCar-Finale in Long Beach

Will Power dominierte das ChampCar-Finale von Long Beach, Franck Montagny empfahl sich als Zweiter für ein IndyCar-Cockpit - Tracy und Wilson im Pech

(Motorsport-Total.com) - Will Power (KV Racing) heißt der letzte ChampCar-Sieger der Geschichte. Der Australier kam in Long Beach zu keinem Zeitpunkt des Rennens in Gefahr und dominierte mit einem klaren Start-/Zielsieg. Franck Montagny (Forsythe) und Mario Dominguez (PCM) belegten die Plätze - viel Pech hatten dagegen Paul Tracy, sowie die beiden Newman-Haas-Panoz von Justin Wilson und Graham Rahal.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power gewann in Long Beach das letzte ChampCar-Rennen der Geschichte

Das 20-köpfige Fahrerfeld zum historischen ChampCar-Finale von Long Beach war bunt gemischt: Routiniers wie Jimmy Vasser oder Tracy traten gegen die neue Fahrergeneration von Rahal und Co. an. Piloten, deren Fokus auf den Meisterschaftspunkten für die IndyCar-Serie lag, kämpften gegen Fahrer, die nur um den Rennsieg fuhren, weil sie keine komplette IndyCar-Saison bestreiten werden. Und: Natürlich gab es einige Kandidaten, die Long Beach dazu benutzen wollten, um sich für ein IndyCar-Cockpit zu empfehlen.#w1#

Einer aus der eher jüngeren Generation war am Sonntagabend der klare Dominator: Will Power spielte bereits beim stehenden Start förmlich mit seinen Gegnern, denn der Australier katapultierte seinen KV-Panoz von Startplatz vier bis zur ersten Linkskurve auf Position eins nach vorne, während weiter hinten im Feld sein Teamkollege Oriol Servia weniger Glück hatte. Der Katalane würgte sein Fahrzeug ab und löste so bereits nach wenigen Sekunden eine erste Gelbphase aus.

Immer noch in der recht turbulenten Anfangsphase erwischte es kurz danach mit Paul Tracy und Justin Wilson zwei prominente ChampCar-Piloten. Tracy lag auf Platz vier, als er in der Zielkurve die innere Streckenbegrenzung berührte. Am Ende der Start-/Zielgerade war die Felge seines rechten Hinterreifens dann kaputt und der Kanadier musste eine komplette Runde um den Kurs humpeln. Später hatte der Forsythe-Pilot noch ein kleines Problem mit der Antriebswelle und beendete Long Beach auf Position elf.

Wilson out - Power und Tagliani bestimmen

Justin Wilson Will Power

Justin Wilson und Will Power bekämpften sich nur in der Anfangsphase Zoom

Nach einem harten Mauerkontakt von Mario Moraes (Dale Coyne) hatte auch Polesetter Wilson Pech: Der lange Brite fiel kurz nach dem Restart mit einem Motorschaden an dem ansonsten so zuverlässigen Cosworth-Triebwerk frühzeitig aus - kein Erfolg, und damit auch kaum Meisterschaftspunkte für den ehemaligen Newman-Haas-Panoz von Sébastien Bourdais, der 2007 in Long Beach noch so dominiert hatte.

So war das Long-Beach-Klassement bereits nach wenigen Runden kunterbunt durcheinander gewürfelt: Will Power führte vor Alex Tagliani (Walker) und dem Franzosen Franck Perera (Conquest). Vierter war dessen Namensvetter und Landsmann Franck Montagny im besten Forsythe vor St-Petersburg-Sieger Graham Rahal im zweiten Newman-Haas-Panoz.

Das gesamte ChampCar-Finale von Long Beach fand unter dem ChampCar-Reglement der Saison 2007 statt, obwohl die Punkte für die aktuelle IndyCar-Meisterschaft zählten. Das bedeutete also keine festgelegte Rundenzahl, sondern eine Rennzeit von 1:45 Stunden.

Power und Tagliani gaben unterdessen an der Spitze ein etwas ungewöhnliches Bild ab. Beide Panoz DP01 waren in dem Grün-Gelb von Team Australia gehalten, obwohl nur noch der Australier von Sponsor Craig Gore unterstützt wurde. Tagliani und Walker Racing hingegen mussten für Long Beach andere Geldgeber auftreiben, doch aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit fuhr Walker Racing ebenfalls in den Team-Australia-Farben von 2007, obwohl sich die heftig zerstrittenen Ex-Partner Derrick Walker und Gore im Bälde wahrscheinlich vor Gericht wiedersehen werden.

Rahal übermütig - Power souverän

Graham Rahal

Graham Rahal ging in Long Beach etwas zu aggressiv zu Werke Zoom

Auch nach den ersten Tankstopps behielt Power seine Führung vor Tagliani und Montagny, der an der Box - genauso wie Graham Rahal - eine Position gut machen konnte. Perera kappelte sich derweil mit dem immer stärker auftrumpfenden Mario Dominguez (Pacific Coast Motorsports) um Platz fünf.

Dann kam es zu dem befürchteten Zweikampf zwischen einem Einzelstarter und einem Punktefahrer, denn es krachte zwischen Montagny und Rahal im Kampf um Platz drei. Indirekter Auslöser war der überrundete ChampCar-Veteran Roberto Moreno (HVM-Minardi), der Montagny ein wenig im Weg herum stand, weswegen Rahal dicht aufschließen konnte.

Beim folgenden Überholversuch hatte der Franzose jedoch keinen Grund zurückzustecken und der St-Petersburg-Sieger wurde so in einen Dreher geschickt. Rahal humpelte zurück an die Box, verlor fast eine Runde und wurde am Ende nach einem Ausrutscher in der letzten Runde nur 13. - nach dem Wilson-Ausfall war Long Beach kein guter ChampCar-Abschluss für das in den vergangenen Jahren so dominierende Newman-Haas-Team.

Montagny konnte hingegen unbehelligt weiterfahren und 15 Minuten vor Rennende schienen die Positionen bezogen: Power vor Tagliani, Montagny, Dominguez und Perera. Enrique Bernoldi (Conquest) und der zu Beginn unglückliche Oriol Servia hatten sich unterdessen unauffällig auf die Positionen sechs und sieben nach vorne gearbeitet.

Tagliani mit falscher Reifenwahl

Alex Tagliani

Alex Tagliani verlor alle Chancen durch eine falsche Reifenwahl Zoom

Doch plötzlich schienen beim Walker-Panoz von Tagliani Probleme aufzutauchen: Die Rundenzeiten des Kanadiers wurden sukzessive langsamer und "Tag" wurde in der Folge ein hilfloses Opfer der jagenden ChampCar-Meute. Fahrer um Fahrer konnte am Veteran vorbeiziehen, der als einziger Spitzenpilot in der Schlussphase die weicheren Reifen mit den roten Umrandungen aufgezogen hatte.

Power konnte dies an der Spitze egal sein: Der KV-Pilot von den Teambesitzern Kevin Kalkhoven und Jimmy Vasser kontrollierte auch die Schlussphase souverän, und gewann sein drittes und letztes ChampCar-Rennen mit fünf Sekunden Vorsprung vor einem starken Franck Montagny, der sich ausdrücklich für weitere Aufgaben in der IndyCar-Serie empfehlen konnte.

Dritter wurde Mario Dominguez, der wohl ab Indianapolis zusammen mit Pacific Coast Motorsports in der IRL an den Start gehen wird. Auch Bernoldi, Servia und Perera konnten am Ende noch am unglücklichen Tagliani vorbeiziehen, der binnen 15 Rennminuten über 36 Sekunden auf Power verlor und nur Siebter wurde. Hinter David Martinez (Forsythe) und Ernesto Viso (HVM) belegte Ex-Champion Jimmy Vasser bei seinem Mini-Comeback einen beachtenswerten zehnten Platz.

Durch seinen Sieg machte Will Power in der IndyCar-Gesamtwertung einen Riesensatz: 50 Punkte für seinen Rennerfolg und drei zusätzliche Zähler für die meisten Führungsrunden beförderten den Australier von Platz 21 bis auf Position fünf nach vorne. Powers Konto weist nun 87 Punkte auf, Helio Castroneves führt nach wie vor mit 112 Zählern vor Scott Dixon, Danica Patrick und Tony Kanaan.