• 07.05.2010 13:16

  • von Pete Fink

Paul Tracy: Rank und schlank zum Indy-Sieg?

Er trainiert wie ein Blöder, er ist fit, er hat ein gutes Auto und eine Top-Mannschaft: Kann Paul Tracy beim Indy 500 tatsächlich vorne mitfahren?

(Motorsport-Total.com) - 35 amerikanische Pfund, das sind umgerechnet etwa 16 Kilogramm, hat Paul Tracy im Vergleich zur Saison 2009 abgenommen. Nach eigener Aussage wiegt der 41-jährige IndyCar-Veteran derzeit etwa 88 Kilo, was gemäß den Berechnungen von KV-Teamchef Jimmy Vasser auf dem Indianapolis Motor Speedway pro Runde eineinhalb Zehntelsekunden bringen kann.

Titel-Bild zur News: Paul Tracy

Paul Tracy befindet sich derzeit in der Form seines Lebens

Das ist eine Menge Holz. Vor allem, wenn man sich dazu vor Augen führt, dass der damals übergewichtige Tracy vor einem Jahr beim Indy 500 damit auf Platz neun fuhr. Dann wird klar, woher die KV-Hoffnung stammt, dass der Dallara-Honda mit der Startnummer 15 am 30. Mai ein erhebliches Wörtchen mitsprechen könnte.#w1#

Denn das Setup ist gut, Mannschaft, Auto und Fahrer besser vorbereitet als 2009. "Ich fühle mich in der besten Form meines Lebens", erklärte Tracy denn auch in dieser Woche auf einer Telekonferenz. "Jimmy hat mir den ganzen Winter über gesagt, dass ich ein Top-Auto mit tollen Ingenieuren haben werde. Das Engagement von Barry Green war dabei das Sahnehäubchen."

Das Indy-Abenteuer 2009 war aus der Tracy-Sicht "ein Last-Minute-Deal, der erst vier Wochen vorher feststand. Nun hatte ich einen ganzen Winter Zeit, um mich vorzubereiten. Ich habe trainiert wie ein Blöder." Übrigens unter der Anleitung seines Fitness-Trainers aus der Saison 2003, in der Tracy seine einzige Meisterschaft holte. Und mit Green hat er nun einen alten Weggefährten als Chefstrategen an seiner Seite.

Revanche für 2002

Paul Tracy

Paul Tracy 2009: Nun eineinhalb Zehntel pro Runde schneller? Zoom

Ohne es deutlich auszusprechen: Das Ziel der Tracy-Truppe ist der Sieg beim 94. Indy 500, an dem man in der Saison 2002 so knapp und so kontrovers vorbeischrammte, als Helio Castroneves zum Gewinner erklärt wurde. "Ganz im Inneren wissen wir alle, was damals passiert ist", sagt der in Las Vegas lebende Kanadier. "Diese Sache wird in die Geschichte eingehen als ein Thema, dass noch viele Jahre lang sehr intensiv diskutiert wird. Es ist ja fast schon zehn Jahre her und die Leute streiten sich darüber immer noch."

Es besteht überhaupt kein Zweifel: Eine polarisierende Figur wie Tracy, an der sich die IndyCar-Fangemeinde reiben kann, fehlt im Feld der Brasilianer und Briten. Die beiden Kanada-Rennen in seiner Heimatstadt Toronto und Edmonton wird er 2010 wohl wieder bestreiten. Auch ein Testauftritt in Watkins Glen am 4. Juli ist wie im Vorjahr noch möglich. "Daran arbeiten wir gerade", bestätigt er.

Denn eigentlich sollte Tracy, wie auch die US-Boys Graham Rahal oder Ryan Hunter-Reay, im Besitz eines IndyCar-Vollzeit-Vertrages sein. "Es ist einfach nur frustrierend, zuschauen zu müssen", unterstreicht der 41-Jährige. "Natürlich sind meine besten Jahre wahrscheinlich vorbei und ich werde nicht ewig Rennen fahren. Aber selbst die junge und gut aussehende Generation, wie eben Rahal und Hunter-Reay, kann sich in diesem Land kein Sponsorship sichern."

Harte Kritik an der US-Nachwuchsförderung

Paul Tracy

Tracy, Rahal und Co.: Zuschauen macht einfach keinen Spaß Zoom

Denn was in Motorsport-USA derzeit völlig fehlt, sind langfristige Entwicklungsprogramme für junge Talente. In den 1980er und 1990er Jahren gab es solche Programme noch, von denen Piloten wie Michael Andretti, Jimmy Vasser oder eben Paul Tracy selbst profitierten. Heute ist die finanzielle Situation für die einheimischen IndyCar-Piloten ungleich schwieriger.

"Viel Geld geht in Richtung NASCAR", weiß Tracy. "Aber auch dort gelingt ja nicht vielen jungen Talenten der Durchbruch. Wenn zum Beispiel in der Nationwide-Serie oder bei den Trucks ein Auto auf den Markt kommt, dann setzen sie einen der Top-Stars hinein. Sogar dort gibt man den Youngsters kaum eine Chance. So schwierig ist die Situation heute. Alles dreht sich nur darum, das nötige Geld zu finden."

Nicht zu Unrecht. In einem Land, in dem die Wirtschaftsbosse in erster Linie von Quartal zu Quartal denken müssen, ist scheinbar kein Platz mehr für Gelder, die in eine fundierte Ausbildung fließen. Das gilt auch für den Motorsport. Sei es NASCAR oder eben auch die IndyCars.