• 17.09.2007 14:16

  • von Pete Fink

Danica Patrick: Die schnellste Frau im Motorsport

Danica Patrick hat in der IRL noch einen Job zu erledigen, denn noch fehlt ihr ein ganz entscheidender Karrierebaustein - ein Sieg bei den IndyCars

(Motorsport-Total.com) - 152 Zentimeter geballte Energie, die auf nur 43 Kilogramm Körpergewicht verteilt sind: Danica Patrick ist derzeit die einzige weibliche Top-Pilotin, die sich weltweit in einer der Top-Motorsportserien hat durchsetzen können. Sie ist bei den IndyCars in Sachen Beliebtheit der absolute Star und verkauft beispielsweise viermal so viele Merchandiseartikel, wie ihre männlichen IRL-Kollegen.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick ist eine der größten Trumpfkarten für IRL-Boss Tony George

Ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit geriet die 25-Jährige Ende Mai 2005, als sie um ein Haar den Saisonhöhepunkt, die 500 Meilen von Indianapolis gewann. Sechs Runden vor dem Ende wurde sie im Sprit-Spar-Modus vom späteren Sieger Dan Wheldon überholt, und beendete das Rennen auf Rang vier.#w1#

Für Wheldon interessierten sich im Anschluss so wenige Menschen, dass dieser sich ein T-Shirt machen ließ, auf dem geschrieben stand "Ich habe das Indy 500 gewonnen", denn alles stürzte sich in der Zeit nach dem Rennen auf die viertplazierte Patrick.

Der Playboy wollte Fotos mit der hübschen Brünetten machen, die damalige Rahal/Letterman-Pilotin wurde von einer Talkshow zur nächsten herumgereicht, und so war ein Medienstar geboren, der heute zu den bekanntesten weiblichen US-Sportstars zählt.

Fester Charakter als Erfolgsbasis?

Danica Patrick

Powerfrau Danica Patrick geht keiner Konfrontation aus dem Weg Zoom

Powerfrau ist ein Attribut, welches der Andretti-Green-Pilotin, die mit dem 15 Jahre älteren Physiotherapeuten Paul Edward Hospenthal verheiratet ist, gut zu Gesicht steht. "Ich war immer eine Person, die keiner Konfrontation aus dem Weg ging", sagte sie gegenüber 'Reuters' unlängst über sich. "Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass man für das einsteht, an was man glaubt, und das ist nun mal meine Persönlichkeit."

Vielleicht ist es genau diese Charaktereigenschaft, die Patrick so weit hat kommen lassen, denn Neid und Missgunst waren ständige Begleiter in der von Männern dominierten US-amerikanischen Motorsportwelt. Ihr angeblicher Gewichtsvorteil beschäftigte die US-Presse genauso, wie diverse Zitate, die an Machoismen kaum zu überbieten waren.

Von Jenson Button stammt etwa der wohl berühmteste Spruch: "Ein Mädel mit großen Brüsten wird niemals komfortabel im Auto sitzen können", sagte der Formel-1-Star in Bezug auf Patrick. "Und die Mechaniker werden sich nur schwer konzentrieren können. Könnt ihr euch vorstellen wie es ist, wenn man sie angurtet?"

Auch Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone ließ sich einmal zu einer Bemerkung hinreißen, für die er sich jedoch später wieder entschuldigte: "Frauen sollten sich in Weiß kleiden, damit sie optisch besser zu den anderen Haushaltsgeräten passen", so der 76-Jährige, der sich damit in den USA nur wenig Freunde machte.

Sieglos wie Kournikova

Danica Patrick

Danica Patrick und das lange Warten auf den ersten IndyCar-Sieg Zoom

Nun hat Patrick ihre dritte IndyCar-Saison auf dem Buckel, doch was ihr noch fehlt, ist der erste Sieg. Achtmal in 17 Rennen standen ihre Andretti-Green-Teamkollegen Dario Franchitti und Tony Kanaan 2007 ganz oben auf dem Podest, doch Patrick hat dagegen "nur" einen zweiten Platz von Belle Isle und zwei dritte Ränge aus Texas und Nashville zu Buche stehen.

Aufgrund ihres guten Aussehens werden in den USA bereits erste Vergleiche mit dem ehemaligen russischen Tennis-Model Anna Kournikova geprägt, die ihre Karriere beendete, ohne einen einzigen Turniersieg feiern zu können. "Natürlich sehe ich diese Parallelen", gibt Patrick zu, "aber das ist doch alles oberflächlich."

Und natürlich ärgert sie sich über die Tatsache, dass sie so lange auf diesen ominösen ersten Sieg warten muss. "Aber ich habe alles gegeben, was ich hatte", sagte sie nach Saisonende gegenüber 'ESPN'. "Ich jetzt ein besserer Fahrer geworden, ich habe nun das notwendige Material und es beginnt langsam sich auszuzahlen."

Erst in der IRL beweisen

Danica Patrick

Irgendwann soll der Champanger auch für sie verspritzt werden... Zoom

Zwar sei sie enttäuscht, "dass es noch nicht geklappt hat und ich denke auch, dass es bereits passiert sein sollte. Aber solange ich und mein Team glücklich sind, und solange ich nach dem Rennen nach Hause gehen kann und sagen kann: 'Das war ein tolles Rennen und wir haben das Optimale herausholen können', solange ist alles gut."

Freilich wäre ein Sieg eine große Erlösung. "Aber in dem Sinn, dass ich dann diese Fragen nicht mehr beantworten muss", sagt sie und lacht. "Es wird immer Leute geben, die an mir zweifeln werden. Doch die Leute, die mich als Rennfahrerin akzeptieren wollen, die akzeptieren mich auch jetzt schon, egal, ob ich einen Sieg erreicht habe oder nicht."

Und daraus schöpft sie auch ihre Motivation, in der Serie zu bleiben: "Ich habe in der IRL noch einen Job zu erledigen, ich muss noch etwas beweisen." Zudem ist sie mit der aktuellen Situation bei den IndyCars durchaus zufrieden, denn sie habe in ihren drei IRL-Jahren die Serie wachsen sehen, sagt sie und meint damit sowohl Zuschauerzahlen, als auch Medienpräsenz und Sponsoringaktivitäten.

Noch keine NASCAR-Pläne

Danica Patrick

Noch hat Danica Patrick keine konkreten NASCAR-Pläne Zoom

Ist von daher die NASCAR kein Thema für Patrick? Ausweichend ist ihre Antwort: "Ich bin ein Rennfahrer", sagt sie. "Ich fahre alles. Für mich ist es am wichtigsten Rennen zu fahren, und alles andere kommt danach von selber. Auf Basis dieser Tatsache habe ich meine Entscheidung getroffen und ich will auch in der IndyCar-Serie bleiben."

"Aber es ist schon wichtig zu wissen, wo deine Optionen liegen. Es ist wichtig, deinen Wert zu kennen, es ist wichtig, zu wissen, wer an dir interessiert ist. Und es ist auch wichtig zu wissen, ob ich in einem anderen Umfeld überhaupt akzeptiert werden würde." Würden ein paar Siege an dieser Situation etwas ändern? "Vielleicht", sagt sie und grinst. Es gehe um die richtige Gelegenheit und um den richtigen Moment, und sie meint damit vor allem ihre zukünftige Karriereplanung.

Mit Sam Hornish Jr. und Dario Franchitti verliert Tony George 2008 aller Wahrscheinlichkeit zwei absolute Superstars seiner Serie an die NASCAR. Marco Andretti liebäugelt stark mit den ChampCars und George wird wohl bereits erste Stoßgebete gen Himmel geschickt haben, dass einer seiner letzten verbliebenen Superstars noch lange nicht gewinnen wird.