• 25.02.2008 15:57

  • von Pete Fink

Nach der Fusion: Nun kommen die ersten Gedankenspiele

Nur wenige Tage blieben den Fusionisten zum ausgelassenen Feiern - heute beginnt in Indianapolis die harte Arbeit - erste ChampCar-Teams erst im Mai?

(Motorsport-Total.com) - Tony George und Kevin Kalkhoven waren gestern bei der "Windtunnel"-Ausgabe des 'Speed'-Channels zugeschaltet, und die ehemals so bitter verfeindeten Kontrahenten lobten sich nun plötzlich gegenseitig über den grünen Klee, als wären sie schon jahrelang die besten Freunde.

Titel-Bild zur News: IndyCar

In Homestead werden wohl noch nicht viele ChampCar-Piloten dabei sein

Im Rahmen ihres Auftritts wurden auch erste Details bekannt, die vor allem den Rahmenzeitplan der zukünftig einzigen US-Formelserie betrafen. So glaubt George aufgrund der Kürze der Vorbereitungszeit nicht daran, dass die ersten ChampCar-Teams vor Ende Mai rennbereit sein werden. Dann steht der Saisonhöhepunkt, die 500 Meilen von Indianapolis, an.#w1#

Auch zu dem ominösen April-Wochenende, an dem das Damoklesschwert einer Terminkollision von Long Beach und Motegi droht, wurde ein erstes Szenario öffentlich angedacht: Man will offensichtlich an beiden Orten parallel fahren, und auch zweimal Punkte für die teilnehmenden Teams vergeben.

Eine Motegi-Terminverschiebung in den Herbst scheiterte übrigens scheinbar nicht am Goodwill von Streckenbesitzer Honda, sondern an vertraglichen Komplikationen in Zusammenhang mit dem Formel-1-Rennen im japanischen Fuji, das sechs Wochen vor und nach dem Grand Prix eine Konkurrenzveranstaltung untersagt. Fuji ist für den 13. Oktober datiert.

Pressekonferenz am Mittwoch

Beide Verhandlungsführer zeigten sich ansonsten jedoch über den Ausgang der Gespräche begeistert: "Ganz ehrlich, dies ist im besten Interesse der Fans und der ganzen Motorsportgemeinde", erklärte Kalkhoven. "Aber es ist nicht die magische Formel, denn nun haben wir eine ganze Menge Arbeit."

Dan Wheldon

In Homestead werden die IRL-Asse wahrscheinlich noch unter sich sein Zoom

Er habe, so Kalkhoven weiter, bereits mit den meisten ChampCar-Teambesitzern gesprochen, und alle "sind ziemlich begeistert." Heute werden die meisten Teamchefs zu einem ersten Orientierungsgespräch in Indianapolis erwartet, anschließend geht es zu den Homestead-Tests, wo nach wie vor am Mittwoch eine offizielle Pressekonferenz geplant ist.

"Es ist schon eine Weile her, dass ich bei einem IRL-Event vor Ort war", scherzte Conquest-Chef Eric Bachelart gegenüber der 'USA Today'. "Aber ich will sehen, was alle so machen und versuchen, einen Blick und ein Gefühl für das Equipment zu bekommen."

Alex Tagliani, der kanadische Routinier, glaubt nicht, dass die Umstellung Fahrer und Teams vor allzu große Probleme stellen wird: "Ein gutes Team kann in jeder Serie bestehen." Tagliani testete vor ein paar Wochen in Sebring für PKV. Der 35-Jährige verfügt über viel Ovalerfahrung, weswegen seine Chancen auf das zweite PKV-Cockpit neben Oriol Servia durch den Merger nicht gerade gesunken sein dürften.

Der Wechsel wird teuer

Die Saisoneröffnung steht am 29. März in Homestead an, aber bei den zwei offiziellen Tests am kommenden Mittwoch und Donnerstag werden noch keine ChampCar-Teams fahren. Für die Wechsler sollen im März zwei eigene Testsessions angesetzt werden.

Alex Tagliani

Hat Alex Tagliani nun wieder bessere Chancen auf das PKV-Cockpit? Zoom

Derrick Walker, der zusammen mit Craig Gore wohl ein Auto unter dem grün-gelben Aussie-Vineyards-Banner, und mit Will Power am Steuer einsetzen wird, warnt vor bösen Überraschungen. Während die Kosten einer ChampCar-Saison auf drei bis vier Millionen US-Dollar geschätzt werden, ist eine komplette IRL-Saison doppelt so teuer.

"Wir müssen nun alles viel schneller und in einer kürzeren Zeitperiode erledigen, das wird uns noch mehr Geld kosten", rechnet Walker vor. "Dazu kommen noch die physikalischen Komponenten, ganz zu schweigen von den Ersatzteilen, den Flügeln, die Nasen, die Räder - das Auto ist dabei nur die Spitze des Eisbergs."

Immerhin: Motoren und Chassis gibt es von Tony George umsonst, und darüber hinaus 1,2 Millionen US-Dollar pro Auto, das eine komplette Saison an den Start gehen wird. So hofft Walker auch, dass die IRL einige Ideen der ChampCars übernehmen wird, die sich vor allem im Bereich der Kostensenkung bewegen.

Walker hat einen Masterplan

"Ich befürchte, die ChampCar-Teams werden eine kleine Überraschung erleben, wenn sie die Kosten der IndyCars erkennen, und das wird zu Saisonbeginn für einige Bedenken sorgen." Zum Beispiel sind in der IRL aerodynamische Maßnahmen erlaubt, die teure Besuche im Windkanal nach sich ziehen.

Will Power

Mit Will Power gilt zumindest ein Team-Australia-Auto als sicher Zoom

"Bei den ChampCars haben wir gesehen, dass es möglich ist, die Kosten zu reduzieren und die Show dabei nicht negativ zu beeinflussen", weiß Walker, der in Richtung 2010 einen klaren Masterplan vorschlägt: "Stabilisierung der Formel, Kostenreduktion und gleichzeitige Weiterentwicklung."

Hoffentlich bleibt die Stimmung im Open-Wheel-Lager so euphorisch: "Die Reaktionen waren überwältigend positiv", berichtet IRL-Sprecher Fred Nation. "Die meisten ChampCar-Teams zeigen großes Interesse und wir werden sie mit offenen Armen empfangen. Bereits jetzt gibt es ein wunderbares Gefühl der Kameraderie und Erleichterung darüber, dass dieser Familienkrieg endlich vorbei ist."