Letzte Tests vor dem Saisonstart: Power macht das Tempo

Will Power (Penske-Chevrolet) hat den Zwei-Tages-Test im Barber Motorsports Park komplett im Griff - Rückkehrer A.J. Allmendinger setzt Lernprozess fort

(Motorsport-Total.com) - Gut eine Woche vor dem Auftaktrennen der IndyCar-Saison 2013 (24. März in St. Petersburg) fanden sich insgesamt 28 Piloten im Barber Motorsports Park ein, um sich mit letzten Testfahrten auf das bevorstehende Rennjahr einzuschießen. Die 3,83 Kilometer lange Berg-und-Talbahn nahe Birmingham im US-Bundesstaat Alabama stand den IndyCar-Teams am Dienstag und Mittwoch für insgesamt vier Sessions offen und ein Fahrer drückte jedem einzelnen Durchgang seinen Stempel auf: Will Power.

Titel-Bild zur News: Will Power

Penske-Pilot Will Power drückte den Barber-Testfahrten seinen Stempel auf Zoom

Der Vize-Champion der vergangenen drei Jahre schraubte seine eigene Bestzeit sukzessive nach unten und beendete den Zwei-Tages-Test mit einer am Mittwochnachmittag gefahrenen Runde von 1:07.133 Minuten klar als Schnellster. Am Steuer seines Penske-Chevrolet hatte Power unterm Strich 0,251 Sekunden Vorsprung auf seinen schärfsten Verfolger James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet). Insgesamt blieben nicht weniger als 27 der 28 Piloten unter dem offiziellen Rundenrekord, den Will Power im Qualifying zum Honda Indy Grand Prix of Alabama im April 2012 aufstellte.

"Die Autos sind hier unglaublich gut eingestellt. Ich habe mit diesem Chassis noch nie so viel Grip gespürt", lobt Power den Dallara DW12 und führt die schnellen Runden im gesamten Feld auf "die Arbeit der Ingenieure im vergangenen Jahr und auch die Arbeit in Reihen der Motorenhersteller" zurück. Die vergleichsweise niedrigen Außentemperaturen im Bereich von zehn bis zwölf Grad Celsius trugen ein Übriges dazu bei, dass sowohl die Motoren von Chevrolet und Honda als auch die Firestone-Reifen ihr Potenzial voll entfalten konnten. Zum Thema Reifen merkt Power an: "Wir waren hier nur mit den Blacks unterwegs. Man kann sich nur ungefähr vorstellen, wie viel schneller es mit den Reds gegangen wäre."

Hinter Power und Hinchcliffe schloss Dale-Coyne-Speerspitze Justin Wilson die letzten Testfahrten vor dem Saisonauftakt als schnellster Vertreter aus dem Honda-Lager auf Rang drei ab. Auf die Bestzeit fehlten dem Briten, der mit 141 zurückgelegten Runden der fleißigste Pilot in Alabama war, unterm Strich 0,367 Sekunden. Tony Kanaan (KV-Chevrolet; 4.) und der amtierende IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet; 5.) machten die Top 5 komplett.


Fotos: IndyCar-Tests im Barber Motorsports Park


Kanaans neue Teamkollegin Simona de Silvestro fand sich in Session drei (Mittwochvormittag) ebenfalls unter den schnellsten Fünf wieder, fiel am Nachmittag aber noch bis auf Rang zwölf unmittelbar vor dem amtierenden IndyLights-Champion und IndyCar-Rookie Tristan Vautier (Schmidt-Honda; 13.) zurück. Ungeachtet dessen erwartet de Silvestro eine Menge von der am übernächsten Wochenende beginnenden Saison - ihrer vierten in der IndyCar-Serie.

28 Piloten innerhalb von 2,8 Sekunden

Im Lager des Ganassi-Teams hatte Scott Dixon (6.) gegenüber Dario Franchitti (15.) die Oberhand. Schnellster Vertreter des Rahal-Teams war James Jakes (11.) Der Brite übernahm den zweiten Rahal-Honda erst am Mittwoch von Landsmann Mike Conway (17.). Teamkollege Graham Rahal blieb als 24. ebenso dezent wie Sebastien Bourdais (23.) im schnelleren der beiden Dragon-Chevrolet.

Rookie Stefan Wilson, der sich den zweiten Coyne-Honda mit Ana Beatriz (25.) teilte, bildete als 28. das Schlusslicht der Zeitenliste. Auf die Bestzeit von Will Power fehlten dem jüngeren Bruder von Justin Wilson bei seinem ersten Einsatz am Steuer eines IndyCars aber nur 2,8 Sekunden.

Neben schnellen Runden probten einige Fahrer auch stehende Starts. Diese wird es in der bevorstehenden Saison an zwei der drei Double-Header-Wochenenden jeweils beim Samstagsrennen geben: Toronto (13. Juli) und Houston (5. Oktober).

Allmendinger gewöhnt sich weiter an den Dallara DW12

Während neben Will Power auch Helio Castroneves (9.) im Verlauf der zwei Tage mit Topzeiten von sich reden machte, ließ es IndyCar-Rückkehrer A.J. Allmendinger bei seinem zweiten Test am Steuer des dritten Penske-Chevrolet noch ruhig angehen. Der Kalifornier reihte sich mit einem Rückstand von gut einer Sekunde auf Power auf Position 18 der Zeitenliste ein.

AJ Allmendinger

In gut drei Wochen hat Allmendinger seinen ersten IndyCar-Renneinsatz für Penske Zoom

"Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Ich brauche so viele Runden wie möglich, doch meine Teamkollegen sind klasse und teilen ihre Informationen bereitwillig mit mir. So läuft der Lernprozess deutlich schneller ab", kommentiert Allmendinger, der es in der ChampCar-Saison 2006 auf fünf Siege und den Vizetitel hinter Sebastien Bourdais brachte.

Am Dienstag zeigte Allmendinger in der schnellen Schikane vor Turn 8 eine Flugeinlage über die Randsteine, brachte den Penske-Chevy aber aus eigener Kraft an die Box zurück. Wenn der IndyCar-Tross am 7. April im Barber Motorsports Park Saisonlauf zwei von 19 unter die Räder nimmt, hat Allmendinger seinen ersten Renneinsatz im IndyCar-Team von Roger Penske, seinem ehemaligen NASCAR-Teamchef.

Briscoe-Comeback beim Indy 500?

Unterdessen plant Ryan Briscoe, der bis einschließlich der vergangenen Saison ins Lenkrad des dritten Penske-Chevy griff, eine Rückkehr in die Langstrecken-Szene. Beim Saisonauftakt der American-Le-Mans-Series (ALMS) in Sebring sitzt der Australier an diesem Wochenende erstmals in einem HPD von Level 5 und kann sich vorstellen, weitere Rennen für das Team von Scott Tucker zu bestreiten.

"Es wäre wirklich toll, für den Rest des Jahres mit diesen Jungs zusammenarbeiten zu können", gesteht Briscoe gegenüber 'SpeedTV' und offenbart: "Ich weiß, dass sie vorhaben, bei den 24 Stunden von Le Mans anzutreten. Das wäre für mich natürlich eine fantastische Erfahrung, denn dort war ich noch nie."

Zumindest für den Saisonhöhepunkt in Indianapolis schließt Briscoe eine Rückkehr ins IndyCar-Cockpit nicht aus. "Der Kalender weist im Mai eine Lücke auf", spricht der Australier den ALMS-Terminplan 2013 an und fügt hinzu: "Ich werde mir also genau anschauen, welche Möglichkeiten es für das Indy 500 gibt." Die 12 Stunden von Sebring am kommenden Wochenende markieren für Briscoe den ersten ALMS-Auftritt seit seinen erfolgreichen Einsätzen im Porsche RS Spyder des Penske-Teams in den Jahren 2007 und 2008.

Die Testzeiten aus Birmingham:

01. Will Power (Penske-Chevrolet) - 1:07.133 Minuten
02. James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet) - 1:07.384
03. Justin Wilson (Coyne-Honda) - 1:07.500
04. Tony Kanaan (KV-Chevrolet) - 1:07.548
05. Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet) - 1:07.635
06. Scott Dixon (Ganassi-Honda) - 1:07.687
07. Takuma Sato (Foyt-Honda) - 1:07.753
08. Charlie Kimball (Ganassi-Honda) - 1:07.767
09. Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) - 1:07.835
10. Simon Pagenaud (Schmidt-Honda) - 1:07.853
11. James Jakes (Rahal-Honda) - 1:07.891
12. Simona de Silvestro (KV-Chevrolet) - 1:07.905
13. Tristan Vautier (Schmidt-Honda) - 1:07.991
14. Alex Tagliani (Herta-Honda) - 1:08.012
15. Dario Franchitti (Ganassi-Honda) - 1:08.116
16. Oriol Servia (Dreyer&Reinbold-Chevrolet) - 1:08.129
17. Mike Conway (Rahal-Honda) - 1:08.158
18. A.J. Allmendinger (Penske-Chevrolet) - 1:08.167
19. Josef Newgarden (Fisher-Honda) - 1:08.218
20. Ernesto Viso (Andretti-Chevrolet) - 1:08.219
21. J.R. Hildebrand (Panther-Chevrolet) - 1:08.250
22. Marco Andretti (Andretti-Chevrolet) - 1:08.340
23. Sebastien Bourdais (Dragon-Chevrolet) - 1:08.521
24. Graham Rahal (Rahal-Honda) - 1:09.014
25. Ana Beatriz (Coyne-Honda) - 1:09.445
26. Sebastian Saavedra (Dragon-Chevrolet) - 1:09.475
27. Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet) - 1:09.718
28. Stefan Wilson (Coyne-Honda) - 1:09.915