• 28.05.2007 17:40

  • von Britta Weddige

Kanaan: Zur falschen Zeit am falschen Ort

Tony Kanaan ist einer der tragischen Helden der 91. Indy 500 - Er hatte das Rennen lange Zeit angeführt, lag beim Abbruch aber nur auf Rang zwölf

(Motorsport-Total.com) - Wenn es einen gerechten Renngott gibt, dann hat er Tony Kanaan (Andretti/Green) bei der diesjährigen Auflage der Indy 500 wohl übersehen. Er war der dominierende Mann in diesem Rennen, wurde dann aber das Opfer des Rennschicksals. Als das Rennen nach Runde 166 abgebrochen wurde, war er gerade dabei, sich nach seinem Boxenstopp wieder nach vorn zu arbeiten und lag nur auf Rang zwölf.

Titel-Bild zur News: Tony Kanaan

Tony Kanaan konnte sich schon als Sieger fühlen, ging dann aber leer aus

Wäre das Rennen schon in der dreistündigen Regenpause abgebrochen worden, hieße der Sieger 2007 Kanaan und nicht Dario Franchitti. Kanaan wechselte sich schon in der Anfangsphase mit Polesetter Helio Castroneves (Penske) an der Spitze ab. Nach 51 Runden pokerte sein Team das erste Mal und holte den Brasilianer in einer Gelbphase nicht an die Box.#w1#

Drei Stunden lang Sieger

Erst später ging Kanaan zum Stopp, reihte sich als 16. wieder ein und schob sich langsam wieder nach ganz vorn an die Spitze. Als das Rennen in Runde 113 wegen Regens unterbrochen wurde, lag Kanaan in Führung - und durfte sich in der dreistündigen Pause schon einmal als Sieger fühlen. Doch die Rennleitung entschied, die Indy 500 wieder aufzunehmen, und das besiegelte sein Schicksal.

Kanaan blieb auch nach dem Restart weiter in Führung, erst in Runde 156 (als eigentlich noch 44 Runden zu fahren waren) nutzte er den Unfall von Jacques Lazier, um kurzfristig die Box anzusteuern. Als er danach anfing, sich wieder nach von spülen zu lassen, kam plötzlich die karierte Flagge - Rennen beendet, Franchitti der Sieger, Kanaan nur Zwölfter.

Während sein Teamkollege ausgelassen feierte, blieb für Kanaan nur die Enttäuschung. Trotzdem zeigte er sich kollegial: "Ich denke, heute ist Darios Tag", antwortete er auf die Frage, ob dies sein Tag hätte werden können. "Ich habe getan, was ich konnte. Enttäuschend ist nur: Wenn wir gewusst haben, dass wir die 200 Runden nicht zu Ende fahren, warum sind wir überhaupt weiter gefahren? Aber Dario denkt wahrscheinlich genau das Gegenteil."

"Wenn wir gewusst haben, dass wir die 200 Runden nicht zu Ende fahren, warum sind wir überhaupt weiter gefahren?" Tony Kanaan

"Es ist nur ein Rennen"

"Es ist das Indianapolis 500, aber es ist nur ein Rennen", fuhr Kanaan fort. "Hoffentlich können wir das Blatt wenden und weitermachen. Wir werden eine neue Chance bekommen und dann hoffentlich den Sieg holen."

"Du musst wieder ein Jahr warten, wiederkommen und dein Bestes geben - deshalb ist das Indianapolis", erklärte er weiter. Und tröstete sich selbst: "Wie viele andere schaffen es nicht? Man muss sich nur meinen Chef Michael Andretti anschauen. Das war vielleicht sein letzter Versuch, und er hat es nicht geschafft. Er ist über 20 Jahre lang Rennen gefahren. Es ist wie es ist, machen wir also einfach weiter und schauen, was passiert."