Kanaan vs. Andretti: Stunk bei AGR

Nach seinem Ausfall in Indy war Tony Kanaan sauer auf seinen Teamkollegen Marco Andretti: "Es war ein ziemlich dummes Manöver"

(Motorsport-Total.com) - Kurz vor Halbzeit konnte der ewige Indy-500-Pechvogel Tony Kanaan gestern erstmals die Führung übernehmen, aber seine Freude war nur von kurzer Dauer: Als er beim Überrunden lupfen musste, schossen der spätere Sieger Scott Dixon und sein Teamkollege Marco Andretti an ihm vorbei - und Andretti war dabei nicht besonders kooperativ.

Titel-Bild zur News: Unfallauto von Tony Kanaan

Aus der Traum für Tony Kanaan: From Hero to zero binnen weniger Sekunden

Der junge Amerikaner war innen und machte die Lenkung zu früh auf, sodass Kanaan in den Schmutz musste, ins Rutschen kam, sich drehte und anschließend von Sarah Fisher gerammt wurde. Damit war der Traum vom ersten Sieg am "Brickyard" für ihn ausgeträumt, während Andretti weiterfahren konnte und noch Dritter wurde. Andretti hatte aber offenbar ein schlechtes Gewissen und entschuldigte sich noch am Funk für die Aktion.#w1#

Kanaan verliert die Fassung

"Es ist wie immer: Wenn ich führe, passiert irgendwas." Tony Kanaan

"Das soll ihm auch leid tun! Es war ein ziemlich dummes Manöver, speziell gegen einen Teamkollegen", schimpfte der ansonsten immer friedliche Kanaan nach dem Rennen. "Ich wollte ein guter Teamkollege sein und habe daher nicht nach innen gelenkt, denn ich wollte nicht zwei Autos des Teams auf einmal rauswerfen. Ich habe diesmal nachgegeben. Ich bin natürlich nicht glücklich. Es ist wie immer: Wenn ich führe, passiert irgendwas."

Mitleid zeigte der Routinier dafür für Fisher, die völlig schuldlos zum Handkuss kam: "Es tut mir so leid für sie! Ich bin mit ihr in der Rettung zurückgefahren und sie hat geweint. Ich kann mit ihr mitfühlen, denn sie hat alles geopfert, um dieses Programm auf die Beine zu stellen. Sie hat sich bei mir entschuldigt. Ich habe dann gesagt: 'Wenn du weinen willst, dann jetzt, aber wenn du aussteigst, dann setz ein Lächeln auf!' Und ich habe sie umarmt. Sie tut mir echt leid."

Im Andretti/Green-Team, das effektiv von Marcos Großvater Mario und seinem Vater Michael kontrolliert wird, war die Stimmung zunächst gespalten. In einer ersten Reaktion stellte sich Michael noch hinter seinen Sohn: "'TK' war wohl überrascht, dass Marco da plötzlich auftauchte. Tony hatte ein wirklich starkes Auto. Schade", nahm er Marco in Schutz. Nach dem Rennen sah er die Sache aber auch schon ein wenig differenzierter.

Entschuldigung von Andretti

"Vielleicht habe ich ihm zu wenig Platz gelassen." Marco Andretti

Andretti Jr. sah den Zwischenfall so: "Meiner Ansicht nach hatte ich einen guten Schwung und ich zog nach innen. Ich dachte, ich hätte ihn, und ich blieb so weit unten, wie ich konnte. Vielleicht habe ich ihm zu wenig Platz gelassen, ich weiß es nicht. Da muss ich mir erst das Video ansehen. Ich entschuldige mich, denn man will nicht, dass so etwas passiert, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt noch eine Aufgabe zu erledigen, nämlich das Rennen zu gewinnen."

Viel mehr ärgerte den 21-Jährigen, der heute zum zweiten Mal nach 2006 recht knapp an seinem ersten Sieg in Indianapolis dran war, den berühmten Andretti-Fluch aber wieder nicht beenden konnte, dass beim letzten Boxenstopp seine Heckflügeleinstellungen verändert wurden. Dadurch hatte er nicht mehr genug Topspeed für das Finish, in dem er zwar Helio Castroneves noch überholen konnte, Dixon und Vitor Meira aber nicht mehr.

"Im Nachhinein ist es immer einfach, auf Fehler zu zeigen. Es war eine Teamentscheidung und wir haben es vermasselt. Im Nachhinein redet es sich immer leicht. Wenn du es vermasselst, dann vermasselst du es. Was soll man da machen?", seufzte Andretti. "Schade, denn als Team haben wir einen großartigen Job gemacht. Das Indiana-Jones-Auto war den ganzen Mai hindurch sehr stark. Aber Platz drei sind gute Punkte - schauen wir nach vorne."