• 21.04.2007 17:02

Kanaan: "Endlich hat es hier für mich geklappt!"

Andretti-Green-Fahrer Tony Kanaan hat für Honda die Indy Japan 300 im zehnten Anlauf gewonnen und ist überglücklich

(Motorsport-Total.com) - Bereits zum zehnten Mal fuhr Tony Kanaan die Indy Japan 300 auf dem Oval von Motegi. In diesem Jahr gelang dem Brasilianer endlich der langersehnte Erfolg beim zweitlängsten Rennen der Saison.

Titel-Bild zur News: Tony Kanaan

Tony Kanaan war über seinen Erfolg bei seinem zehnten Start in Motegi glücklich

Frage: "Tony, erzähl uns von deinem Tag heute."
Tony Kanaan: "Es war ein Rennen in dem ich geduldig sein musste. Ich denke, der Wagen war am Start nicht gut, aber ich wusste, dass die Strecke gegen Ende des Rennens besser werden würde. Daher habe ich einfach abgewartet, auch wenn ich ein, zwei Möglichkeiten hatte, Dan zu überholen. Aber er musste früher an die Box. Als er dann rein ging, war ich mir absolut sicher, dass ich nach meinem Stopp vorne bleiben würde und so war es dann auch. Das Team hat einen sehr guten Job gemacht und ich muss mich bei allen bedanken. Ich war hier in Japan schon oft nahe dran, aber diesmal hat es endlich geklappt."

Frage: "Wie ist das Gefühl hier in Motegi auf einer Honda-Strecke gewonnen zu haben?"
Kanaan: "Es fühlt sich großartig an. Leider hat nun aber jeder Honda-Motoren. Ich wäre auch lieber schon früher für uns hier ganz oben gestanden, so wie Dan seinerzeit. Aber es ist einfach großartig. Ich liebe es hier. Ich bin vor ein paar Tagen ins Museum gegangen und da stand mein Wagen genau neben dem von Ayrton Senna. Ich denke, ich bin nicht so wichtig, aber es ist schon toll. Ich bin dann etwas dort gesessen und hab mir meinen Wagen angeschaut, dann seinen, dann wieder meinen. Ich bin froh Honda diesen Sieg für ihr Vertrauen in mich zurückgeben zu können. Ich hab für sie die erste Pole geholt, ihren ersten IndyCar-Sieg, die erste Meisterschaft. Ich habe ihnen zwar nicht die Indy500 gegeben, aber das hat Dan erledigt. Der beste Weg der Honda-Familie zu danken, ist zu siegen. Das ist ihr größter Wunsch. Das ist ein sehr, sehr emotionaler Sieg für mich hier."

"Der beste Weg der Honda-Familie zu danken, ist zu siegen. " Tony Kanaan

Frage: "In der letzten Runden war Dan sehr knapp an dir dran. Denkst du, wenn das Rennen noch eine Runde känger gegangen wäre, wärst du in Schwierigkeiten gekommen?"
Kanaan: "Nein. Ich habe in der Schlussrunde Gas weggenommen. Vor mir war ein Wagen, daher konnte ich den Abstand gut einschätzen und war nicht nervös. Man muss ja nicht mit fünf Sekunden Vorsprung gewinnen, sondern 'nur' gewinnen. Daher ging ich es vorsichtig an um sicher zu gehen, dass nichts mehr passiert."

Frage: "Nach der letzten Gelbphase hatte man den Eindruck Dan wäre wesentlich schneller als du. War es Absicht, dass du nicht attackiert hast oder war das wegen der unterschiedlichen Spritmenge?"
Kanaan: "Er hatte deutlich weniger Sprit an Bord. Dan wollte mit einem leichteren Wagen an mir vorbeiziehen. Zu dem Zeitpunkt habe ich nur die Pace kontrolliert und meine Reifen für die letzten zehn Runden des Rennens geschont, weil ich wusste, dass wir sie beim Boxenstopp nicht wechseln würden. Ich attackierte ein wenig, um ihn zu einem noch früheren Stopp zu zwingen und seine Reifen mehr abzunützen. Es zahlte sich aus, denn bei seinem Stopp habe ich die zwei Zusatzrunden hart gepusht und ihn so dann überholt."

Frage: "Wusstest du, dass Dans Funk nicht mehr funktionierte? Beinträchtigt das einen stark im Rennen?"
Kanaan: "Man hat es mir gesagt. Ich hatte gesehen, dass sie unter Gelb über die Tafeln mit ihm Kontakt aufnahmen. Es hat die Art wie ich gegen ihn fuhr nicht beeinflusst, dann Dan ist ein sehr sauberer Fahrer, auf der Strecke. Keine Ahnung, was er unter der Dusche macht. Es hat mich daher nicht beeinflusst, denn das gab es schon mal. Ich habe ihm einfach ein faires Duell geboten, habe ihn überholt, er mich - keine große Sache. Ein Fahrer, der nur auf einen Spotter vertraut, der fährt meiner Meinung nach nicht richtig. Dan wusse wo ich bin und umgekehrt."

"Keine Ahnung, was er unter der Dusche macht." Kanaan über Teamkollege Dan Wheldon

Frage: "Sag uns mehr über das Spritsparen. War das Teil der Taktik oder fiel Euch das erst während des Rennens ein? Wie macht man das physisch und technisch?"
Kanaan: "Es gibt viele Möglichkeiten, aber hier wusste man, dass die Top 3 Wagen sehr, sehr schnell waren. Wir konnten einander nicht wirklich überholen. Daher muss man einfach dran bleiben, als Dritter konnte ich im Windschatten fahren und Sprit sparen. Der führende Wagen verbraucht am meisten. Am Lenkrad kann man das Gemisch verstellen und somit auch Sprit sparen. Auch das habe ich gemacht und gab nur so viel Gas um dran zu bleiben. Die beiden waren sehr stark und fuhren gerade am Anfang sehr hart. Ab der 15. Runde etwa habe ich dann begonnen, mir diese Strategie zurecht zu legen und es machte sich bezahlt. Ich tankte später und das bescherte mir wohl den Sieg."

Frage: "Glaubst du deine Strategie wäre auch ohne die vielen Pace-Car-Phasen aufgegangen?"
Kanaan: "Auf einem Oval gibt es immer viele Gelbphasen. Es ist natürlich schwer das vorherzusagen, aber es lief auch nicht genau so, wie wir es dachten, denn wir wollten auch nur dreimal stoppen, nicht viermal. Es ging sich diesmal eben aus. Auf einem Oval ist so viel möglich, das kann man a nicht vorhersehen."

Frage: "Hast du Darios Strategie gekannt? Hätte er gewinnen können?"
Kanaan: "Ja, ich denke schon. Aber auch das ist eine 'was wäre wenn'-Frage. Hinterher kann man immer viel spekulieren Mit vier Wagen im Team kann man alle Bases besetzen, ich war daher einer davon, denn das Ziel des Teams ist das Rennen zu gewinnen. Wenn wir nicht diese ein Gelbphase gehabt hätten, dann wäre wohl Dario als Sieger durchs Ziel gegangen. Aber wenn Helio (Castroneves) nicht gecrasht wäre, häte auch er gewinnen können. Wie auch immer, bis zur Gelbphase hatte Dario die richtige Strategie, ja."

Frage: "Du bist nun schon im zehnten Jahr hier in Motegi gefahren. Warum hast du diesmal gewonnen und nicht schon früher?"
Kanaan: "Wenn ich das nur wüsste. Da waren viele Dinge verantwortlich. Dies war das längste Rennen am Kalender. Nach den Indy500 natürlich. Der Benzinverbrauch ist hier so wichtig und die neunmal zuvor war ich nie auf einer Verbrauchsstrategie. Eben so, wie es sich für Dario heute nicht ausging, war es zuvor für mich. 2005 führte (Tomas) Scheckter mit einem Chevy-Motor. Ich war auf Honda Zweiter. Dan war Dritter, ebenfalls auf Honda und Honda hatte hier noch nie gewonnen. Hätten wir hier nicht gewonnen, wäre wohl ein Köpferollen von Statten gegangen. Ich sollte Scheckter unter Druck setzen, damit ihm der Sprit ausgeht. Dann ging mir der Sprit aus, aber Honda hat gewonnen. Es ist eine sehr besondere, sehr lange Strecke."

Frage: "Nun kannst du deinem Baby richtig tolle Windeln kaufen."
Kanaan: "Ja, vielleicht mal japanische."

Frage: "Wie soll das Kind heißen?"
Kanaan: "Es wird ein Junge und er wird Leonardo Kanaan heißen."

Frage: "Ist er schon auf der Welt?"
Kanaan: "Meine Frau (Daniele) ist im fünften Monat schwanger. Also er ist noch nicht da, aber beim Ultraschall war seine Nase so groß wie meine. Er ist also sicher von mir."