• 15.05.2008 21:42

  • von Pete Fink

Junqueira: Rückkehr an die Leidensstätte

Die Karriere von Bruno Junqueira schien im Mai 2005 nach seinem furchtbaren Unfall in Indianapolis beendet zu sein - 2008 kommt das Indy-Comeback

(Motorsport-Total.com) - Indianapolis, 29. Mai 2005: Bruno Junqueira fuhr gerade auf Position sechs, als er am bereits fünfmal überrundeten A.J. Foyt IV innen vorbeiziehen wollte. Eingangs Turn 2 zog Foyt plötzlich nach unten, weil er, wie er später zu Protokoll gab, dem Gummiabrieb auf der höheren Spur aus dem Weg gehen wollte.

Titel-Bild zur News: Bruno Junqueira

Bruno Junqueira nicht nur gute Erinnerungen an Indianapolis

Einige Beobachter unterstellten Foyt, er habe einfach Angst gehabt, die höhere Spur zu benutzen und Junqueira die Türe zu gemacht. Foyt wiederum behauptete, der Brasilianer habe ein wenig spät eingelenkt, doch ein schwerer Unfall war nicht mehr zu vermeiden. Foyt berührte Junqueiras Newman-Haas-Boliden rechts hinten - und es ging ohne Vorwarnung sofort ab in die Mauer.#w1#

In der Newman/Haas-Box mussten Frau Luciana, sowie Schwester und Managerin Diana mit ansehen, wie der damals 28-Jährige leblos in seinem komplett zerstörten Fahrzeug saß. In der Klinik wurden zwei gebrochene Rückenwirbel diagnostiziert, eine vierstündige Not-Operation folgte auf dem Fuße.

Schwester Diana schilderte später, wie sie ihren Bruder während der medizinischen Scans festhalten musste, da dieser - noch immer bewusstlos - vor Schmerzen zuckte, und eine Verletzung des Rückenmarks samt Querschnittslähmung drohte.

Dreimal in Folge Zweiter

"Den einzigen Moment der Erleichterung in den kommenden Tagen hatten wir, als er irgendwann fragte, ob er jemals wieder fahren könne", erinnerte sich die Managerin in Indianapolis. "Er hat nicht gefragt, was passiert wäre, er hat nur danach gefragt, ob er wieder fahren könne."

Bruno Junqueira Dale Coyne

Bruno Junqueira in seinem rot-schwarzen Dale-Coyne-Dallara Zoom

In Europa wurde Junqueira fünf Jahre zuvor bekannt, als er das Shootout um das zweite Formel-1-Cockpit bei Williams gegen den damals unbekannten Jenson Button verlor. Mangels Formel-1-Alternativen zog es den Brasilianer anschließend in die USA, wo er zunächst für Chip Ganassi, und später für Newman/Haas als Teamkollege von Sébastien Bourdais fuhr.

Besonders bitter an den Indy-Geschehnissen 2005 war die Tatsache, dass Junqueira nach drei zweiten Gesamträngen in Folge (2002 hinter Cristiano da Matta, 2003 hinter Paul Tracy und 2004 hinter Bourdais) zum Unfallzeitpunkt mit einem Zähler Vorsprung vor seinem französischen Teamkollegen der Gesamtführende der ChampCar-Meisterschaft war.

Was folgte, war eine lange Genesungsphase. Im Dezember 2005 saß Junqueira wieder in einem ChampCar-Boliden, denn Newman-Haas hatte ihm ein Cockpit für die Saison 2006 aufbewahrt. Es folgte ein fünfter Platz in der ChampCar-Gesamtwertung 2006, doch es blieben Zweifel, ob der Brasilianer wieder auf das mentale Niveau vor seinem Unfall gelangen könne.

Junqueira vor allem dankbar

2007 bestritt er die Saison dann für Dale Coyne Racing, und holte für den permanent unterfinanzierten Rennstall drei Podiumsplatzierungen in Folge. Jetzt geht er zum fünften Mal in Indianapolis an den Start, und nach seinem harten Leidensweg gibt sich Junqueira bescheiden.

Bruno Junqueira

2007: Dreimal fuhr Bruno Junqueira seinen Dale-Coyne-Panoz auf das Podium Zoom

"Das fühlt sich gut an", sagte der nunmehr 31-Jährige vergangene Woche. "Ich bin sehr dankbar, dass ich wieder die Gelegenheit habe, und hier fahren kann. Ich danke dem lieben Gott, dass er mir die Stärke gegeben hat, wieder in einem Rennauto sitzen zu können und ich hoffe, dass ich eine gute Leistung bringen kann."

Vor allem dieses Jahr Pause habe Junqueira weiter gebracht. "Natürlich ist das Rennfahren immer noch das Wichtigste in meinem Leben, schließlich ist es mein Job. Aber wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie ich mir das vorstelle, dann rege ich mich nicht mehr so auf."

Er würde sich, so Junqueira weiter, "nach wie vor unter Druck setzen, der Beste zu sein, aber manchmal geht das halt einfach nicht." In Indianapolis bedeutet seine Rückkehr zunächst jedoch einen ganz anderen Sieg. Nämlich den, nach solch einem Horrorcrash mit schwersten Verletzungen wieder an Ort und Stelle in einem Rennwagen sitzen zu können.