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  • 26.05.2007 17:56

  • von Pete Fink

Die unglaubliche Pechsträhne des Andretti-Clans

Keine andere Rennfahrerfamilie hatte in 42 Jahren Indianapolis so viel Pech, wie die Andrettis - in insgesamt 54 Teilnahmen gelang nur ein Sieg

(Motorsport-Total.com) - Vier Runden vor Schluss liegt Michael Andretti in Führung, dicht gefolgt von seinem Sohn Marco. Eine Runde später überholt Marco seinen Vater, die Andrettis steuern auf einen Doppelsieg zu - doch hinter den beiden hat Penske-Pilot Sam Hornish Jr. das schnellste Auto im Finish. Erst schnappt er sich Michael, und auf den letzten Metern geht er auch an Marco Andretti vorbei: Wieder gewinnt kein Andretti das Indy 500 des Jahres 2006.

Titel-Bild zur News: Ziel Indianapolis 2006

Eine einzige Wagenlänge fehlte Marco Andretti im vergangenen Jahr

Was sich anhört, wie das packende Finish eines typischen Indianapolis-Rennen ist aus der Sicht des Andretti-Clans die Fortführung einer unglaublichen Pechsträhne, die mittlerweile eine Tradition von mehr als vier Jahrzehnten und über 50 Teilnahmen von Piloten aus der Andretti-Familie beinhaltet.#w1#

Mario mit fast 30 Jahren Pech

Alleine Mario Andretti startete zwischen 1965 und 1994 nicht weniger als 29 Mal, und konnte trotz dreier Pole Positionen nur einmal - im Jahr 1969 - gewinnen. Oft stand er dicht vor einem weiteren Triumph, doch die unglaublichsten Vorfälle verhinderten dies.

Mario Andretti

Mit Mario Andretti begann die Pechsträhne des Andretti-Clans Zoom

Zum Beispiel 1981: Mario beendete das Rennen acht Sekunden hinter Bobby Unser. Am Tag darauf wurde Unser wegen Überholens unter Gelber Flagge bestraft, und eine Runde zurückversetzt. Andretti war der Sieger am Grünen Tisch, doch Unsers damaliger Teamchef Roger Penske legte Einspruch ein: Vier Monate später wurde die Strafe in eine Geldstrafe umgewandelt.

1987 war Mario der dominierende Pilot, sowohl im Training, als auch im Rennen. Er führte sagenhafte 170 der ersten 177 Runden, und sah wie der ungefährdete Sieger aus, doch dann stoppten ihn elektrische Probleme an seinem Lola-Chevrolet, er wurde am Ende nur Neunter.

Michael ganz in der Andretti-Tradition

Ein noch größerer Indianapolis-Pechvogel ist Sohn Michael Andretti. In seinen 15 Teilnahmen fiel er dreimal in Führung liegend aus. 1991 unterlag er in einem packenden Finish Penske-Pilot Rick Mears, ein Jahr später dominierte er das Rennen, bevor er elf Runden vor Schluss mit defekter Benzinpumpe liegenblieb.

Michael Andretti

Michael Andretti gilt als der größte Indy-Pechvogel überhaupt Zoom

Dan Wheldon schaffte mit seinem Sieg 2005 immerhin einen weiteren "halben" Triumph, denn er fuhr damals einen Andretti-Green-Boliden. Doch Mario Andretti hat für den kommenden Sonntag ganz andere Pläne: "Meine Wunschliste ist Michael als Erster, Marco als Zweiter und John als Dritter" gab er mit einem Grinsen zu Protokoll.

Egal wer gewinnt, wenn es ein Andretti ist

"Nach allem, was ich so sehen kann, sind alle fünf AGR-Autos hier ziemlich gut unterwegs", glaubt er, und er könnte Recht behalten, denn am letzten Trainingstag zauberten die Andretti-Dallaras einen klassischen Dreifachsieg aus ihrem Hut, als Tony Kanaan, Dario Franchitti und Michael Andretti vorne lagen.

Michael Andretti Indianapolis 2006

Michael Andretti will es 2007 noch einmal wissen Zoom

Danica Patrick auf Platz acht und Marco Andretti auf Rang elf befanden sich ebenfalls in Schlagdistanz, doch den größten Eindruck hinterließ sicherlich der 44-jährige Michael Andretti in seinem einzigen Saisonstart. Dessen einzige Motivation, wieder in ein IndyCar-Auto zu steigen, ist dieser ominöse Indianapolis-Sieg, der ihm noch fehlt - doch was wäre, wenn ihn ausgerechnet Sohn Marco besiegen würde? "Ich sehe das so: Wenn er gewinnt, dann habe ich auch gewonnen", kommentierte Vater Michael.

Die dritte Generation?

Doch es scheint, als hätte der 20-Jährige im Vorjahr 100 Meter vor der Zielflagge und in einem hochdramatischen Finish die Andretti-Pechsträhne von Indianapolis in die dritte Generation gereicht bekommen - wieder einmal von Dauerkonkurrent Penske: "Es wäre nicht gut für die Tradition des Speedways gewesen", so Hornish Jr. süfffisant. "Ich habe nur meinen Teil dazu beigetragen, das Leid der Andrettis fortzuführen."

Marco Andretti

Führt Marco die Indianapolis-Tradition der Andrettis fort? Zoom

Aber die Andretti-Armada will in diesem Jahr zurückschlagen und Tony Kanaan warnt: "Der Junge hat seit dem vergangenen Jahr soviel gelernt", beschreibt er den jungen Andretti. "Er hat soviel Talent, aber Marco hat dazu noch ein Gespür für den Wettbewerb, das man nicht lernen kann. Und er hat diesen Blick in seinen Augen - das Andretti-Feuer."

Und wie viele seiner Konkurrenten glaubt der 20-Jährige an einen dramatischen Sonntag: "Dieses Rennen wird den ganzen Tag über extrem eng", prophezeit Marco. "Es wird viel knapper als vergangenes Jahr." Und er gibt eine klare Ansage: "Ich weiß nicht genau, was die Leute von mir erwarten, aber ich erwarte von mir, dass ich es gewinne."