• 28.08.2008 21:21

  • von Pete Fink

IndyCar-Vorschau Detroit

Nun wird das Titelduell doch noch einmal spannend - am kommenden Wochenende fährt Helio Castroneves in Detroit auf seinem Lieblingskurs

(Motorsport-Total.com) - Gerade rechtzeitig zum Saisonfinale hat Helio Castroneves (Penske) mit seinem Sieg in Sonoma wieder für erheblich mehr Spannung im Titelkampf der IndyCar-Saison 2008 gesorgt, denn er rückte auf den großen Favoriten Scott Dixon (Ganassi) bis auf 43 Punkte heran.

Titel-Bild zur News: Sam Hornish Jun.

Im Vorjahr war Detroit eines der spannenderen IndyCar-Rennen

Nun stehen noch zwei Saisonrennen aus und am Wochenende geht es ausgerechnet nach Detroit, einem Kurs, mit dem der Penske-Pilot eine ganz besondere Verbindung hat. Denn just auf der Belle Isle zeigte Castroneves zum ersten Mal sein späteres Markenzeichen, als er in Detroit nach seinem ChampCar-Sieg 2000 den Streckenzaun erklommen hatte.#w1#

Auf diese Weise kam er zu seinem Spitznamen "Spiderman" und streitet seit dieser Zeit mit NASCAR-Ikone Tony Stewart um die Urheberrechte. Die Belle-Isle zeigte sich als gutes Castroneves-Pflaster, denn auch in der Saison 2001 behielt der Brasilianer in Detroit die Oberhand, doch in der Folge brachen die ChampCars ihre Zelte dort ab.

Seit 1989 wird in der Michigan-Metropole US-Formelsport betrieben. Bis 1991 fuhr man in Downtown Detroit, ab 1992 dann auf der Insel Belle Isle. Emerson Fittipaldi, Michael Andretti, Bobby Rahal, Paul Tracy, Greg Moore, Alex Zanardi und Dario Franchitti - die Victory Lane von Detroit sah bereits viele prominente Sieger.

Erst die Formel 1, dann CART, dann Pause

Spannung im Titelkampf - Helio Castroneves war in Detroit oft erfolgreich Zoom

1995 war es übrigens dem aktuellen NASCAR-Teambesitzer Robby Gordon vorbehalten, auf der Belle Isle einen seiner zwei CART-Siege zu holen. Neben dem Oval in Phoenix war es sein einziger Rundkurssieg damals noch in Diensten von CART-Urgestein Derrick Walker.

Auch die Formel 1 war zwischen 1982 und 1987 sieben Mal zu Gast in den Straßen von Detroit. Der unvergessene Ayrton Senna gewann die letzten drei Formel-1-Ausgaben 1985 bis 1987, zuvor waren bereits Keke Rosberg, Nelson Piquet, Michele Alboreto und John Watson erfolgreich geblieben.

Die Formel 1 und die CART-Serie benutzten ursprünglich ein ähnliches Streckenlayout, bevor man 1992 auf die knapp vier Quadratkilometer große Insel im Detroit River umzog, die nur über die MacArthur-Bridge mit dem Festland verbunden ist.

Allerdings gab es in den 1990er Jahren viel Kritik an dem Straßenkurs, der zu eng und daher zu wenig spannend war. Auch die schwierige Infrastruktur mit nur einem Zugang wurde bemängelt, weshalb man nach 2001 auf einen Detroit-Besuch verzichtete. Das änderte sich jedoch schnell.

Roger Penske organisiert Detroit-Comeback

Roger Penske

Roger Penske zog in Detroit hinter den Kulissen die Comeback-Fäden Zoom

Denn ausgerechnet Roger Penske wurde zum Vorsitzenden des Gastgeber-Kommitees für den Superbowl XL bestimmt, der am 5. Februar 2006 in Detroit über die Bühne ging. Penske verrichtete im Vorfeld des Detroit-Superbowls so gute Arbeit, dass schnell die Idee aufkam, die Belle Isle einer gründlichen Renovierung zu unterziehen, und mit den IndyCars in das Herz der drei Automobilriesen General Motors, Ford und Chrysler zurückzukehren.

Alle drei US-Riesen engagieren sich im Übrigen nicht bei den IndyCars, sondern nur in der NASCAR, was Penske jedoch nicht daran hinderte mit insgesamt 520.000 Quadratmetern Beton Strecke und den Boxenbereich umfangreich renovieren zu lassen. Aus den Superbowl-Erkentnissen etablierte man zusätzlich ein ausgetüfteltes Park-and-Ride-System, weshalb auch das Zugangsproblem gelöst werden konnte.

Auch am Streckenlayout selbst wurde bis zuletzt gefeilt, was - wer sollte es auch anders sein - Helio Castroneves noch wenige Wochen vor dem Comeback-Rennen mit einem letzten Test erprobte. "Wir haben die Gegengerade noch einmal umgebaut", schilderte der Penske-Pilot damals.

"Anstatt einer leichten Rechtskurve machen wir nun einen scharfen Turn nach rechts. Durch diese Änderung des Winkels müssen die Autos jetzt mehr verzögern und sogar ziemlich hart bremsen. So gibt es dort nun eine zusätzliche Überholmöglichkeit."

2007 tolles Comeback-Rennen

Podium in Detroit 2007

Danica Patrick, Tony Kanaan und Dan Wheldon standen 2007 auf dem Podium Zoom

Nun hat die Strecke eine Gesamtlänge von 3,331 Kilometern auf denen 90 Runden gefahren werden. Ende September 2006 wurde die Detroit-Rückkehr in den IndyCar-Kalender offiziell bekannt gegeben, und der Detroit-Indy-Grand-Prix vor Jahresfrist ließ keine Wünsche offen.

Tony Kanaan (Andretti-Green) gewann ein äußerst unterhaltsames Rennen, in dem mit Scott Dixon und Dario Franchitti die damaligen Titelkonkurrenten eine Runde vor Schluss miteinander kollidierten. Danica Patrick profitierte von dem Zwischenfall, und wurde am Ende Zweite.

Die Belle Isle ist ein "Straßenkurs, auf dem du nicht viel Raum für Fehler hast. Wenn du auch nur ein bisschen zu schnell in einer Kurve bist, dann ist dein Spielraum sehr gering. Durch die Mauern hast du den Eindruck, dass du in einer sehr engen Umgebung bist, das ist schon etwa besonderes."

So lautet zumindest die Streckenbeschreibung aus dem Munde von Helio Castroneves, und der Penske sollte wissen wovon er spricht. 2007 holte er sich die Pole, 2000 und 2001 gewann er. Konkurrent Dixon kann sich jedenfalls keine Fehler leisten. 'Premiere' überträgt das vorletzte Rennen der IndyCar-Saison 2008 am Sonntagabend ab 21:30 Uhr live.