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IndyCar St. Louis: Josef Newgarden siegt knapp vor David Malukas

Nach zweistündiger Unterbrechung überrumpelt Josef Newgarden Penske-Kollege Scott McLaughlin, wird aber beinahe noch von einem Rookie abgefangen

(Motorsport-Total.com) - Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) hat das letzte Ovalrennen der IndyCar-Saison 2022 und damit seinen fünften Saisonsieg gefeiert. Auf diesen musste er zwischenzeitlich wie alle anderen Fahrer im Feld zwei Stunden warten, denn solange wurde das Rennen vorübergehend unterbrochen.

Titel-Bild zur News: Josef Newgarden

Fünfter Saisonsieg für Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) Zoom

Das Bommarito Automotive Group 500 auf dem 1,25-Meilen-Oval im Gateway Motorsports Park vor St. Louis war auf 260 Runden angesetzt. Nach 218 Runden musste mit Rot unterbrochen werden, weil Regen einsetzte. Zu diesem Zeitpunkt war es keine 15 Runden her, dass Newgarden beim letzten Boxenstopp die Führung an Penske-Teamkollege Scott McLaughlin verloren hatte. Doch beim Restart nach der langen Unterbrechung schlug er zurück. (Fotos: IndyCar in St. Louis)

In der letzten Runde wurde McLaughlin noch von der zweiten Stelle verdrängt, und zwar vom stark auftrumpfenden David Malukas (Coyne-Honda). Der IndyCar-Rookie ging außen in Turn 1 vorbei. An den Spitzenreiter kam er aber nicht mehr ganz heran. Im Ziel hatte Newgarden weniger als eine halbe Sekunde Vorsprung auf Malukas, der erstmals auf das Podest fuhr. (Ergebnis: IndyCar in St. Louis)

Mit seinem fünften Saisonsieg hat Newgarden nun nachdrücklich Ansprüche auf einen dritten IndyCar-Titel angemeldet. In der Gesamtwertung fehlen ihm nur noch drei Punkte auf die Tabellenspitze.

Historische Pole für Will Power - Start vorgezogen

Von der Pole startete Will Power (Penske-Chevrolet), und das zum 67. Mal in seiner IndyCar-Karriere. Damit hat Power gleichgezogen mit dem jahrzehntelang alleinigen Rekordhalter Mario Andretti. Der Start des Rennens am Samstag wurde eine halbe Stunde vorgezogen, weil der Regen bereits in der Luft lag. So ging es in mitteleuropäische Sommerzeit umgerechnet bereits um Mitternacht los.

Die Top 7 der Punktewertung hatten im Qualifying am Freitag (Einzelzeitfahren über zwei Runden) die Top 7 der Startaufstellung eingenommen. Als es am Samstag eine halbe Stunde früher als ursprünglich geplant losging, gewann Power den Start und kam als Spitzenreiter vor Marcus Ericsson (Ganassi-Honda) aus der ersten Runde zurück. Dahinter reihten sich Scott McLaughlin und Josef Newgarden sowie Scott Dixon und Alex Palou (beide Ganassi-Honda) und Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) ein.

Der erste Boxenstopp unter Grün wurde ab der 55. Runde eingelegt. Power behielt die Führung. Dahinter kam Penske-Teamkollege McLaughlin auf die zweite Position nach vorn. Den größten Vorwärtsdrang in der Anfangsphase zeigte aber O'Ward. Nachdem er die erste Rennrunde als Siebter abgeschlossen hatte, rangierte er nach dem ersten Boxenstopp schon an dritter Stelle.

Newgarden kam vorübergehend an O'Ward vorbei, aber der McLaren-Pilot konterte wenige Runden später und holte sich die dritte Position wieder. Ab der 110. Runde ging es abermals unter Grün zum zweiten routinemäßigen Boxenstopp. Auch nach diesem lag Power weiter vor McLaughlin und O'Ward. Weniger später verlor McLaughlin die Position des Power-Jägers an O'Ward.

Patricio O'Ward stark - Josef Newgarden mit frischen Reifen stärker

Ganz vorne aber holte sich Takuma Sato (Coyne-Honda) aufgrund einer abweichenden Boxenstoppstrategie ein paar Führungsrunden. Auf einer ganz ähnlichen Strategie war auch Satos Teamkollege - IndyCar-Rookie David Malukas - unterwegs.

Für die erste Gelbphase sorgte Jack Harvey (Rahal-Honda) mit einem Ausrutscher in die Mauer von Turn 4. Zu diesem Zeitpunkt waren 144 der 260 geplanten Runden zurückgelegt und es war klar, dass es im Falle eines wetterbedingten Abbruchs volle Punkte gibt.

Und die von Harvey ausgelöste erste Gelbphase sorgte für weitere Verschiebungen hinsichtlich der Strategie. Denn während der Großteil des Feldes die Gelegenheit zum dritten Boxenstopp nutzte, blieben Power, O'Ward sowie das Ganassi-Trio Ericsson, Dixon, Palou auf der Bahn. Sie spekulierten auf Regen und wollten keine Track-Position verschenken. Hingegen gehörten allen voran Powers Penske-Teamkollegen McLaughlin und Newgarden zu denjenigen, die an die Box kamen.

Zum Restart kam es noch vor dem Regen. Dabei zeigte O'Ward das Manöver des Rennens, indem er Spitzenreiter Power auf der Außenbahn der Turns 1/2 attackierte und den Polesetter damit tatsächlich umkurvte. Lange Freude hatte O'Ward an seiner Führung allerdings nicht. Einerseits wurde er wie auch Power und Co. angewiesen Sprit zu sparen. Andererseits hatten Newgarden und McLaughlin frische Reifen drauf.

Newgarden kam mit Riesenschritten näher. Es dauerte nicht lange, bis er O'Ward seinerseits außen herum umkurvte und damit die Spitze übernahm. Seinen fünften Saisonsieg hatte Newgarden damit aber noch lange nicht in der Tasche.

Regen sorgt für zwei Stunden Pause mit Scott McLaughlin auf P1

Wenige Runden nach Newgarden ging auch McLaughlin an O'Ward vorbei. Damit hatte Penske eine Doppelführung inne. Aber als der Fahrer, der zuvor den Großteil der Distanz angeführt hatte, gehörte nicht dazu. Power und Co. die unter Gelb draußen geblieben waren, kamen ab der 190. Runde zu ihrem dritten Boxenstopp, und zwar unter Renntempo.

Nur rund 15 Runden später kamen auch der Zweitplatzierte McLaughlin und Spitzenreiter Newgarden unter Grün an die Box. Für sie war es der vierte Stopp im Rennen. Und bei diesem kam McLaughlin an Newgarden vorbei. Newgarden, der eine Runde später stoppte, hatte bei der Einfahrt in die Boxengasse Christian Lundgaard (Rahal-Honda) vor sich und damit im Gegensatz zu McLaughlin keine komplett freie Anfahrt.

Keine 15 Runden nach dem Boxenstopp, bei dem McLaughlin an Newgarden vorbeikam, setzte der Regen ein. Die Rote Flagge wurde gezeigt. Das 1,25-Meilen-Oval wurde getrocknet, aber der Regen war nicht das einzige Problem. Weil es in der Nähe der Strecke Gewitter gab, war klar, dass es so schnell nicht weitergehen würde. Erst als sich die Gewitter verzogen hatten, war an eine Fortsetzung zu denken. Und nach zwei Stunden Stillstand ging es auf komplett getrockneter Strecke tatsächlich weiter.

Newgarden überrumpelt McLaughlin beim letzten Restart

Im Mittelfeld wurde die Gelbphase nach Aufhebung der Rotphase genutzt, um noch einmal Sprit nachzufüllen und Reifen zu wechseln. Der Restart erfolgte mit 36 noch verbleibenden Runden. Spitzenreiter McLaughlin kam zwar am besten weg, aber noch vor Vollendung der Runde stach Newgarden am Ende der Gegengerade innen hinein und vorbei.

An Scott McLaughlin vorbei, gab Josef Newgarden die Führung nicht mehr ab. Der Mann der Schlussphase war aber nicht er, sondern David Malukas. Der Rookie fuhr im letzten Stint noch von der fünften bis auf die zweite Position nach vorn, hat damit seinen ersten IndyCar-Podestplatz erzielt und seinen ersten Sieg nur knapp verpasst. Scott McLaughlin, der während der Unterbrechung schon von seinem ersten Ovalsieg träumen durfte, musste sich unterm Strich mit P3 zufriedengeben.

Vierter wurde Patricio O'Ward als bestplatzierter derjenigen Fahrer mit nur drei Boxenstopps. Fünfter wurde Takuma Sato, womit das Team von Dale Coyne beide Autos in die Top 5 gebracht hat. Langzeitspitzenreiter Will Power blieb am Ende nur P6. Ihm folgten die Ganassi-Piloten Marcus Ericsson (7.), Scott Dixon (8.) und Alex Palou (9.) sowie Graham Rahal (Rahal-Honda), der die Top 10 vervollständigte.

Romain Grosjean (Andretti-Honda) hatte sich für den neunten Startplatz qualifiziert, von diesem durfte er aber nicht starten. Weil im Anschluss an das vorherige Rennen (Nashville) ein Motorwechsel vorgenommen wurde, der das straffreie Kontingent (vier Motoren) überschritt, gab es eine Rückversetzung um neun Startplätze. Vom 18. Startplatz wurde Grosjean auf eine abweichende Strategie gepolt. Die war in seinem Fall aber nicht ganz so erfolgreich wie bei Sato. Grosjean schloss auf P13 ab.


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Jimmie Johnson, der bei den bisherigen Ovalrennen absolut überzeugt hatte und kürzlich auf dem Iowa Speedway erstmals ein IndyCar-Rennen in den Top 5 beendet hatte, kam diesmal nicht ganz so gut zurecht. Auf dem Iowa Speedway hatte er vorab testen können, im Gateway Motorsports Park nicht. Im 26-köpfigen Feld wurde Johnson als erster Fahrer überrundet, kam aber immerhin noch bis auf P14 nach vorn.

Nicht ins Ziel kamen Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet) und Alexander Rossi (Andretti-Honda), die beide von Elektronikproblemen geplagt wurden, wobei Rossi das Rennen zwischenzeitlich wieder aufnehmen konnte. Auch Rahal-Pilot Jack Harvey und VeeKays Carpenter-Teamkollege Conor Daly sahen die Zielflagge nicht. Im Falle von Rossi, Harvey und Daly handelte es sich aber um Aufgabe kurz vor Schluss. VeeKay hatte schon in der Anfangsphase die Segel streichen müssen.

Noch zwei Rennen: Sieben Piloten noch im Titelrennen

Zwei Rennen vor Schluss der Saison ist die IndyCar-Gesamtwertung 2022 weiter eng umkämpft. Will Power ist nach seinem sechsten Platz im Rennen weiterhin der Tabellenführer. Aber Rennsieger Josef Newgarden hat jetzt nur noch drei Punkte Rückstand auf seinen Penske-Teamkollegen.

Scott Dixon ist mit 14 Punkten Rückstand auf Power Tabellendritter. Drei weitere Punkte liegt Dixons Ganassi-Teamkollege Marcus Ericsson zurück. Als nächstes folgt Titelverteidiger Alex Palou in einem weiteren Ganassi-Honda. Er hat 43 Punkte Rückstand. Und auch für Scott McLaughlin (54 Punkte Rückstand) und Patricio O'Ward (59 Punkte Rückstand) ist noch nicht alles verloren.

Sieben Piloten im Titelrennen und nur noch zwei Rennen zu fahren: der Kampf um den IndyCar-Titel 2022 ist in dieser Hinsicht der spannendste seit vielen Jahren, zumal es sich nicht um ein Saisonfinale mit doppelten Punkten handelt. Übrigens: Will Power und Scott Dixon sind die einzigen Fahrer im Feld, die bisher jede einzelne Rennrunde der Saison zurückgelegt haben.

Die letzten beiden Saisonrennen finden auf permanenten Rundstrecken statt, die beide im Westen der USA gelegen sind: am 4. September in Portland (Oregon) und am 11. September auf dem Laguna Seca Raceway in Kalifornien.

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