IndyCar-Rookie Robert Wickens: "Größte Umstellung ist die Fitness"

Nach sechs Jahren DTM ist Robert Wickens seit Anfang 2018 wieder ein Formelfahrer und schlägt sich als IndyCar-Rookie hervorragend - Ganz zufrieden ist er aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Robert Wickens befindet sich inmitten einer starken Rookie-Saison in der IndyCar-Serie. Bei Halbzeit der Saison rangiert der ehemalige DTM-Pilot auf Rang sechs der Gesamtwertung liegt damit unter anderem vor ehemaligen IndyCar-Champions vom Schlage Sebastien Bourdais, Simon Pagenaud oder Tony Kanaan.

Titel-Bild zur News: Robert Wickens

Robert Wickens hat bei seinen ersten IndyCar-Rennen Eindruck hinterlassen Zoom

Dass Wickens in seiner ersten IndyCar-Saison am Steuer seines Boliden mit der Startnummer 6 von Schmidt Peterson Motorsports so gut zurecht kommt, überrascht ihn teilweise selbst. Komplett zufrieden ist der ehrgeizige Kanadier aber nicht.

"Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich mir selbst eine Sieben geben", so Wickens am Rande des Indy 500 im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Der in dieser Saison konstant stärkste Rookie im Feld begründet: "Wir haben gezeigt, dass wir schnell sind, aber wir haben noch nicht das Ergebnis eingefahren, das wir verdient gehabt hätten."

Damit spricht Wickens auf die Tatsache an, dass ihm der Weg in die Victory Lane bislang verwehrt geblieben ist. Am dichtesten am ersten IndyCar-Sieg dran war der Kanadier direkt bei seinem Debüt, dem Saisonauftakt in St. Petersburg. Nach Pole-Position und langer Führung im Rennen stand Wickens nur die Kollision mit Alexander Rossi beim letzten Restart im Weg, um den zum Greifen nahe gelegenen Debütsieg tatsächlich einzufahren.

"Vielleicht war St. Pete mein Fehler, vielleicht nicht. Jeder hat seine eigene Meinung dazu", so Wickens, um seine Saison gedanklich weiter durchzugehen: "In Long Beach hatten wir ein technisches Problem. Dort und im Barber Motorsports Park wurde es jeweils nur Startplatz zehn, obwohl mehr drin gewesen wäre. So gesehen gibt es schon noch Luft nach oben, aber das Tempo stimmt. Deshalb bin ich schon zufrieden. Alles in allem läuft es gut. Wenn es uns jetzt noch gelingt, an jedem Wochenende die Punkte einzufahren, die wir verdienen, dann ist es ein richtig gutes Jahr."


Fotostrecke: St. Pete: Unfall zwischen Wickens und Rossi

Körperliche Beanspruchung auf einem anderen Level

Nachdem Wickens die vergangenen sechs Jahre in der DTM für Mercedes fuhr und dort sechs Rennen gewann, war der Wechsel in die IndyCar-Serie für den Kanadier die Rückkehr in den Formelsport. 2011 hatte er in der inzwischen ausrangierten Renault-World-Series den Titel gewonnen und dabei unter anderem seinen jetzigen IndyCar-Konkurrenten Alexander Rossi sowie den aktuellen Gesamtdritten der Formel 1 - Daniel Ricciardo - hinter sich gelassen.

Somit musste Wickens das Rad zu Beginn der IndyCar-Saison 2018 zwar nicht komplett neu erfinden. Eine Umgewöhnung war der Wechsel nach sechs Jahren DTM aber doch, wie er gesteht. "Die größte Umstellung ist wahrscheinlich die Fitness. Klar, im DTM-Cockpit war es immer sehr heiß. Aber es gab Servolenkung und trotz des hohen Abtriebs kann man ein Fahrzeug, das eine Tonne wiegt, nun mal nicht ganz so schnell bewegen. Die Fliehkräfte in den Kurven waren bei weitem nicht so hoch."

"In der IndyCar-Serie sind die Rennen länger. Es gibt keine Servolenkung auch auch das Bremsen erfordert mehr Kraft. Physisch ist es wesentlich anspruchsvoller, ein solches Auto zu fahren als es im direkten Vergleich für ein DTM-Auto mit Klimaanlage gilt", stellt Wickens heraus.

Eine weitere Umstellung beim Wechsel zurück in den Formelsport war für den Kanadier die Soundkulisse. "Ehrlich gesagt habe ich den ganzen Winter gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, dass ich den Motor jetzt nicht mehr so intensiv höre. Nach sechs Jahren in einem Auto mit Dach, in dem man Motor und Getriebe und so weiter hört, habe ich im IndyCar einfach nur die Windgeräusche wahrgenommen. Das war schon eine Umstellung."


Fotos: Robert Wickens, IndyCar 2018: Indy 500


"Fahrerisch war die Umstellung aber gar nicht mal so groß", wie der sechsmalige DTM-Laufsieger gesteht. "Die größte Herausforderung war es, zu verstehen, wie man die Firestone-Reifen behandeln muss, um mit ihnen schnell zu sein. Die Charakteristik dieser Reifen ist im Grunde genau gegensätzlich zu jener der Hankook-Reifen in der DTM", sagt Wickens und fügt hinzu: "Ich bin zwar ein Rookie, aber ich werde vom Team hervorragend unterstützt und fühle mich gut vorbereitet."

Robert Wickens

Robert Wickens ist im #6 Schmidt-Honda die Überraschung der IndyCar-Saison 2018 Zoom

Diesen Eindruck hat Wickens bei den ersten acht Rennen seiner IndyCar-Karriere wiederholt mit Ergebnissen unterstrichen. Nach seiner Pole-Position beim Debüt in St. Petersburg fuhr er noch zwei weitere Mal in die erste Startreihe. Zudem sind ihm zwei Podestplätze gelungen, darunter bei seinem ersten Ovalrennen Anfang April in Phoenix.

Beim Grand Prix von Indianapolis Anfang Mai hat sich der Neueinsteiger im direkten Duell mit dem späteren Sieger Will Power dessen Respekt und Anerkennung erfahren. Der erste IndyCar-Sieg scheint für Wickens nur eine Frage der Zeit. Der aktuelle Tabellenführer und frischgebackene Indy-500-Sieger Power sieht im Rookie aus Kanada sogar schon einen kommenden Champion.

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