IndyCar Mid-Ohio: Patricio O'Ward bezwingt Alex Palou beim Hybrid-Debüt

Patricio O'Ward setzt sich bei Auftakt der neuen IndyCar-Ära gegen Alex Palou durch, während Scott Dixon komplett misslungenen Auftakt ins Hybrid-Zeitalter erlebt

(Motorsport-Total.com) - Das IndyCar-Rennen am Sonntag auf dem Mid-Ohio Sports Car Course war das neunte von 17 Rennen der Saison 2024, aber das erste überhaupt, in dem der Hybridantrieb mitsamt eines ESS mit Superkondensatoren zum Einsatz kam. Dabei gab es noch die eine oder andere Startschwierigkeit. (Fotos: IndyCar in Mid-Ohio)

Titel-Bild zur News: Patricio O'Ward, Alex Palou

Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) triumphierte in Mid-Ohio über Alex Palou Zoom

Von technischen Problemen verschont blieben Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) und Alex Palou (Ganassi-Honda), die den Sieg unter sich ausmachten. Nach langer Führung für Palou war es am Ende O'Ward, der sich durchsetzte.

Damit haben "Pato" O'Ward und McLaren ihren zweiten Saisonsieg 2024 nach St. Petersburg, aber den ersten selber herausgefahrenen erzielt. Beim Saisonauftakt in St. Petersburg hatten sie von der nachträglichen Disqualifikation des Penske-Piloten Josef Newgarden profitiert. (Ergebnis: IndyCar in Mid-Ohio)

Ganz eng: Alex Palou erster Polesetter der Hybrid-Ära

Zum ersten Polesetter der Hybrid-Ära der IndyCar-Serie machte sich der, der vor zwei Wochen (Laguna Seca) auch die letzte Pole vor Einführung des Hybridantriebs erzielt hat: Alex Palou. In Mid-Ohio setzte sich der zweimalige und amtierende IndyCar-Champion am Samstag im finalen Qualifying-Segment mit weniger als 0,003 Sekunden Vorsprung gegen Patricio O'Ward durch.

O'Ward wiederum war im sechsköpfigen Q3-Segment der einzige Fahrer mit Chevrolet-Motor und musste es dort mit fünf Fahrern aus dem Honda-Lager aufnehmen. Größte Überraschung war David Malukas. Bei seinem zweiten Einsatz für Meyer Shank Racing qualifizierte er sich für den dritten Startplatz und somit die zweite Startreihe.

Indes war allen voran für Scott Dixon, Will Power und Josef Newgarden im ersten Qualifying der Hybrid-Ära schon früh Feierabend. Alle drei Ex-Champions im Feld scheiterten bereits in Q1 am Weiterkommen. Aufgrund einer Gridstrafe für Felix Rosenqvist (Shank-Honda) fand sich Dixon in der Startaufstellung auf P13 ein, Power von P15, Newgarden von P17.

Übrigens: Obwohl der Mid-Ohio Sports Car Course für dieses Jahr einen komplett neuen Asphalt erhalten hat, war man im ersten Qualifying der Hybrid-Ära rund 1,5 Sekunden vom Streckenrekord (Simon Pagenaud in der Saison 2016) weg.

Das zusätzliche Gewicht, das in Form des 42,5 Kilogramm schweren ERS im Auto mitgeschleppt werden muss, macht sich bemerkbar. Hinzu kommt noch, wie schon in den letzten Jahren der Nicht-Hybrid-Ära, dass die IndyCars anno 2016 - inmitten der Aerokit-Ära - über deutlich mehr Abtrieb verfügten als heutzutage.

Rabenschwarzer erster Hybrid-Start für Scott Dixon

Bevor das 80-Runden-Rennen am Sonntag gestartet wurde, sprang der #66 Shank-Honda von David Malukas in der Startaufstellung nicht an. Und auch am #9 Ganassi-Honda gab es ein Problem noch bevor die grüne Flagge gezeigt wurde.

Während Malukas seinen dritten Startplatz einnehmen durfte, weil man das Auto letztlich doch zum Laufen brachte, hatte Dixon dieses Glück nicht. Für den sechsmaligen Mid-Ohio-Sieger war das Rennen im Eimer, bevor es überhaupt begonnen hatte.

"Es war irgendwie seltsam", so Dixon. "Einen Alarm gab es nicht. Als mir das Team sagte, dass ich aufladen sollte, begann sich irgendwas ganz schnell zu entladen. Es war irgendein Defekt im Hybrid-Bereich der Antriebseinheit. Das ist natürlich nicht der Auftakt, den man sich wünscht. Ich habe es ja nicht mal bis zum Start geschafft. Es gibt definitiv noch eine Menge Fragezeichen."

Alex Palou dominiert Großteil des Rennens von der Pole

Aufgrund der technischen Probleme erfolgte der offizielle Start der 80-Runden-Distanz nicht mit Grün, sondern mit Gelb. Als wenig später der Fahrbetrieb im Renntempo freigegeben wurde, führte Polesetter Alex Palou das Feld in die erste Kurve unter Grün, was in Mid-Ohio traditionell Kurve 4 der Strecke ist.

Patricio O'Ward als Zweiter, David Malukas als Dritter, Colton Herta (Andretti-Honda) als Vierter und Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) als Fünfter waren Palous erste Verfolger.

Alex Palou gab bis zu seinem ersten Boxenstopp vor. Diesen legte er in der 28. Runde ein. Damit verfolgte er von Beginn an eine Zweistoppstrategie. Die direkten Verfolger aus der Anfangsphase waren auf vergleichbarer Strategie unterwegs, wobei Scott McLaughlin bis zur 30. Runde draußen blieb damit das Rennen zwischenzeitlich anführte.

Hingegen war der von P17 gestartete Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) schon nach zehn Runden zum ersten Boxenstopp drin gewesen. Er setzte damit von Beginn an auf eine Dreistoppstrategie. Auf eine vergleichbare Strategie setzte unter anderem Felix Rosenqvist, der aufgrund seiner Gridstrafe (Motorwechsel) nur vom 19. Startplatz kam.

Nachdem der erste Boxenstopp von allen absolviert war, lautete die Reihenfolge in den Top 5: Palou, O'Ward, McLaughlin, Herta, Newgarden. Bereits in Runde 36 aber legte Newgarden den zweiten Boxenstopp seiner geplanten Dreistoppstrategie ein.

Neben Rosenqvist setzten unter anderem auch Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) und Graham Rahal (Rahal-Honda) von Beginn an auf die Newgarden-Strategie. Warum? Auch Armstrong und Rahal hatten wegen Motorwechsel eine Gridstrafe kassiert.

Patricio O'Ward überholt Alex Palou beim Boxenstopp

Spitzenreiter Palou kam in Runde 55 zum zweiten Routinestopp - eine Runde nach Patricio O'Ward. Der McLaren-Pilot saß Palou direkt im Nacken, als er in Runde 54 als erster der Zweistopper in die Boxengasse abgebogen war. Und mit diesem Boxenstopp eine Runde früher gelang es O'Ward, an Palou vorbeizukommen. Der Ganassi-Pilot kam nach dem Service nicht gleich richtig in die Gänge.

Penske-Pilot Scott McLaughlin blieb wie vor dem ersten Stopp auch vor dem zweiten am längsten auf der Strecke, bevor auch er hereinkam. Der Penske-Pilot bog in Runde 57 ab. Als er auf die Strecke zurückkam, war weiterhin Dritter, hatte nun aber nicht mehr O'Ward, sondern Palou als Vordermann.

Indes pflügte Josef Newgarden im dritten seiner vier geplanten Stints im Rennen durch das Gras von Kurve 11. Einen Crash konnte er vermeiden, musste aber einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen und kam nach insgesamt fünf Boxenstopps letztlich nur auf dem 25. Platz ins Ziel.

Für die Spitze blieb es bei drei Stints im Rennen. Ganz vorne hatte Patricio O'Ward im letzten Stint frische harte Reifen drauf, nachdem er auf den harten Reifen (Blacks) gestartet und den zweiten Stint auf den weichen Reifen (Reds) absolviert hatte.

O'Wards direkte Verfolger Alex Palou und Scott McLaughlin setzten zwar grundsätzlich auf die gleiche Reifenstrategie, setzten für den letzten Stint aber nicht auf frische Blacks, sondern auf bereits im Qualifying angefahrene Blacks.

O'Ward hält Palou knapp auf Distanz

Die Entscheidung fiel in den letzten zehn Runden zwischen O'Ward und Palou. Dahinter hatte McLaughlin schon einen zu großen Rückstand, um vorne noch eingreifen zu können. Ganz vorne wurde es spannend, weil O'Ward kurz vor Schluss auf den zur Überrundung anstehenden Kyffin Simpson auflief. Der ist IndyCar-Rookie, vor allem aber Ganassi-Teamkollege von Palou.


IndyCar 2024: Mid-Ohio

Die Highlights von Rennen 9 von 17 der IndyCar-Serie 2024, dem Honda Indy 200 auf dem Mid-Ohio Sports Car Course - Renndebüt des Hybridantriebs! Weitere Formelsport-Videos

Während sich O'Ward bis ins Ziel die Zähne ausbiss, um Simpson zu überrunden, wurde Palou in seinen Rückspiegeln immer größer. Zwei Runden vor Schluss waren die beiden durch 0,4 Sekunden getrennt. Ein Dreher von Romain Grosjean (Juncos-Chevrolet) in Kurve 9 der vorletzten Runde blieb ohne Gelbphase.

Eingangs der letzten Runde war der Abstand zwischen O'Ward und Palou immer noch 0,4 Sekunden. Und dabei blieb es. Patricio O'Ward brachte seinen ersten selber herausgefahrenen Sieg der Saison 2024 ins Ziel. Alex Palou wurde nach langer Führung Zweiter, hat damit aber seine Tabellenführung trotzdem ausgebaut. Scott McLaughlin machte als Dritter das erste IndyCar-Podium der Hybrid-Ära komplett.

Starkes IndyCar-Debüt von Toby Sowery

Die Andretti-Teamkollegen Colton Herta und Marcus Ericsson rundeten die Top 5 ab. Die Top 10 wurden komplettiert von Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet), Christian Lundgaard (Rahal-Honda), Kyle Kirkwood (Andretti-Honda), Christian Rasmussen (Carpenter-Chevrolet) als bester Rookie, sowie Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet).

Im Cockpit des #51 Coyne-Honda saß mal wieder ein Debütant. Diesmal war es Toby Sowery, der in diesem Auto seinen Einstand in der IndyCar-Serie gab. Der 29-jährige Brite ist bislang vor allem in den Rennserien Indy NXT und IMSA in Erscheinung getreten. Sein IndyCar-Debüt startete Sowery von Position 24, ins Ziel kam er nach einem starken Rennen auf Position 13 direkt hinter Will Power und David Malukas.

Scott Dixon kehrte nach seinen frühen Problemen mit dem Hybrid-Antriebsstrang zwar noch ins Rennen zurück. Mit mehr als 20 Runden Rückstand aufgrund der Reparatur war aber nichts mehr auszurichten. Nach ein paar Testrunden gab er letztlich doch ganz auf. Abgesehen von Dixon gab es beim Renndebüt der Hybrid-Antriebstechnik keine weiteren Ausfälle.

Nächste Station: Iowa-Doppel

Die IndyCar-Gesamtwertung 2024 wird zu Beginn der zweiten Saisonhälfte weiterhin von Alex Palou angeführt. Will Power ist weiterhin Tabellenzweiter. Scott Dixon aber ist nach dem für ihn komplett missratenen Auftakt in die Hybrid-Ära vom dritten auf den vierten Tabellenplatz abgerutscht. Neuer Tabellendritter ist nun Rennsieger Patricio O'Ward.

Am kommenden Wochenende (13./14. Juli) feiert der Hybridantrieb im Renneinsatz sein Ovaldebüt, und das gleich mit zwei Rennen. Auf dem Iowa Speedway gibt es einen Double-Header, wobei das Samstagsrennen unter Flutlicht stattfindet, das Sonntagsrennen bei Tageslicht.

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