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Holpriger Baltimore-Auftakt: Power beginnt Operation Titel

IndyCar-Titelfavorit Will Power (Penske-Chevrolet) gibt am Freitag in Baltimore das Tempo vor, nachdem der Zustand der Strecke anfangs für Chaos gesorgt hatte

(Motorsport-Total.com) - Am Sonntag steht in Baltimore der vorletzte IndyCar-Saisonlauf auf dem Plan. Nach der Premiere im Jahr 2011 nehmen die Piloten den Stadtkurs rund um das Baseball-Stadion der Baltimore Orioles zum zweiten Mal unter die Räder. Im Vergleich zum Vorjahr präsentiert sich die Strecke an drei Stellen leicht verändert. Die enge Rechtskurve Turn 1 wurde verbreitert, um für bessere Überholmöglichkeiten zu sorgen. Die Turns 5 und 6, wo sich die Boxeneinfahrt befindet, wurden entschärft und die Schikane auf der Start-Ziel-Geraden, die im Vorjahr noch das Tempo der IndyCars vor der Überfahrt der anschließenden Straßenbahnschienen deutlich reduzierte, wurde komplett entfernt.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power fuhr an einem turbulenten Freitag in Baltimore Tagesbestzeit Zoom

Genau in dem Bereich, wo es vor zwölf Monaten noch eine Schikane gab, wurde es ersten Freien Training am Freitag von Beginn an holprig. Auf einer Bodenwelle unmittelbar vor den Tramgleisen wurden gleich mehrere Boliden derart ausgehoben, dass sie teilweise mit allen vier Rädern in der Luft waren. Rookie Simon Pagenaud (Schmidt-Honda) hatte nach zwei Runden genug und gab entnervt zu Protokoll: "Es war schlimmer als ich dachte. Auf meiner ersten Runde bin ich an dieser Stelle vom Gas gegangen, doch das war nicht genug. Auf der zweiten Runde war es noch schlimmer. Der Schlag, den ich bei der Landung bekam, war brutal - wahrscheinlich der heftigste, den ich je in einem Rennauto aushalten musste."

Das Problem nach Ansicht des Franzosen - und mit dieser Meinung stand er nicht allein da - sind mögliche Verletzungen an der Wirbelsäule. So kam es, dass die IndyCar-Offiziellen rund um Renndirektor Beaux Barfield das Training nach gut einer halben Stunde abbrachen, um über den weiteren Ablauf des Baltimore-Freitags zu beraten. Zu diesem Zeitpunkt war Rubens Barrichello (KV-Chevrolet) der einzige Fahrer im Feld, der es auf eine zweistellige Anzahl Runden gebracht hatte. In der wenig repräsentativen Zeitenliste der Auftaktsession reihte sich der Brasilianer als Zweiter hinter Marco Andretti (Andretti-Chevrolet; 1:21.021 Minuten) und vor dessen Teamkollege James Hinchcliffe ein.

Für die zweite Session wurde auf der Start-Ziel-Geraden dann kurzerhand eine Schikane aus Reifenstapeln installiert, um einen reibungslosen Fahrbetrieb zu gewährleisten. "Im vergangenen Jahr wurden an dieser Stelle ein paar Fahrzeuge geradeaus geschickt. Die Rückmeldungen der Piloten damals ließen vermuten, dass es ohne Schikane möglich wäre", erinnert Barfield.


"Fliegende Kisten" in Baltimore

"Heute jedoch kamen sofort Rückmeldungen, dass es einfach nicht machbar ist", so der IndyCar-Renndirektor weiter. "Anhand des Videos wurde deutlich, dass die Bodenwelle gerade groß genug war, um die Autos auszuheben." Die anschließenden Bemühungen, die Unebenheit abzuschleifen, schlugen jedoch fehl. "Leider hat es nicht funktioniert und wir müssen wieder auf eine Schikane zurückgreifen", bedauert Michael Andretti, der mit seiner Firma Andretti Sports Marketing als Promoter des Baltimore Grand Prix fungiert.

Temporäre Schikane in der zweiten Session

In der auf 30 Minuten verkürzten zweiten Session des Freitags war es dann Tabellenführer Will Power, der das Tempo vorgab. Der Penske-Pilot kann sich bei optimalem Verlauf der Dinge schon an diesem Wochenende erstmals zum IndyCar-Champion küren und machte deutlich, dass er nichts anderes als genau das im Schilde führt. Mit einer Rundenzeit von 1:21.019 Minuten holte sich Power die Bestzeit und distanzierte Simon Pagenaud (Schmidt-Honda; 2.) um eine knappe halbe Sekunde. Nachdem im zweiten Freien Training eine temporäre Schikane aus Reifenstapeln herhalten musste, ist für den weiteren Verlauf des Wochenendes eine permanente Schikane im Stil des Vorjahres geplant.


Fotos: IndyCars in Baltimore


In der einzig repräsentativen Session des Freitags reihte sich der dreifache Saisonsieger Hunter-Reay mit einer Sekunde Rückstand auf die Bestzeit von Power auf Position sieben ein, nachdem er im Verlauf des Trainings für eine Rote Flagge gesorgt hatte, als sein Andretti-Chevrolet eine starke Rauchentwicklung davontrug und die Strecke überprüft werden musste.

Powers Penske-Teamkollege Helio Castroneves kommt mit fünf Zählern Rückstand auf Hunter-Reay als Gesamtdritter an die US-Ostküste. Der Brasilianer belegte im Freitagstraining nur Rang zwölf. Ganassi-Pilot Scott Dixon hingegen, der mit 54 Punkten Rückstand auf Power Rang vier der aktuellen Gesamtwertung belegt, fuhr als Dritter ebenso in die Top 5 wie Rubens Barrichello (4.) und James Hinchcliffe (5.)

Bruno Junqueira mit IndyCar-Comeback

Hinter den Top 5 belegte Sebastien Bourdais im einzigen Dragon-Chevrolet Platz sechs vor Hunter-Reay, Mike Conway (Foyt-Honda; 8.), dem amtierenden Champion Dario Franchitti (Ganassi-Honda; 9.) und Charlie Kimball aus dem Ganassi-B-Team (10.). Bruno Junqueira ließ es in seinem ersten IndyCar-Training auf einem Straßenkurs nach vierjähriger Pause noch ruhig angehen und belegte den 23. Rang. Der Brasilianer sitzt in Baltimore im Fisher-Honda von Josef Newgarden, der nach seinem Sonoma-Unfall vom vergangenen Sonntag in dieser Woche an der Hand operiert wurde und nicht aktiv ins Geschehen eingreifen kann. HVM-Pilotin Simona de Silvestro (21.) steht mit dem unterlegenen Lotus-Triebwerk auch diesmal wieder eine denkbar schwierige Aufgabe bevor.

Bruno Junqueira

Bruno Junqueira sitzt in Baltimore im Fisher-Honda von Josef Newgarden Zoom

Realistisch betrachtet werden Power, Hunter-Reay, Castroneves und Dixon den IndyCar-Titel 2012 unter sich ausmachen. Zwar haben auch die dahinter platzierten Simon Pagenaud, Tony Kanaan, James Hinchcliffe und Ryan Briscoe auf dem Papier noch Chancen, diese sind aber rein theoretischer Natur und setzen voraus, dass Tabellenführer Power die beiden verbleibenden Rennen nicht in Angriff nimmt.

Die Startaufstellung zum vorletzten IndyCar-Saisonlauf wird am Samstag ab 18:05 Uhr MESZ im Qualifying ermittelt. Der Baltimore Grand Prix über 75 Runden geht am Sonntag ab 20:45 Uhr MESZ über die Bühne.