• 30.04.2007 15:41

Duno: "Man muss schon etwas verrückt sein"

Der Venezolanerin nach ihrem geglückten IndyCar-Debüt über Frauen in Männerdomänen, Fitness und die Vorarbeiten für die Indy 500

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Milka, dein Renndebüt endete auf dem 14. Rang. Erzähle uns etwas über dein erstes IndyCar-Rennen."
Milka Duno: "Es war eine tolle Erfahrung, aber auch ein anstrengendes Rennen. Zu Beginn hatte ich ein fürchterliches Untersteuern. Dabei geriet ich auch in Rückstand, denn hinter den anderen Autos war es wirklich nicht einfach. Zu Beginn war das Auto sehr schwierig. Danach hat mein Ingenieur das aber hinbekommen, wir haben zwei Stopps gemacht und Korrekturen vorgenommen. Das Auto war dann gut, also fuhr ich so schnell, wie es mit dem Auto ging."

Titel-Bild zur News: Milka Duno

Milka Duno konnte mit ihrem IndyCar-Debüt sehr zufrieden sein

"Pancho (Carter), mein Lehrmeister und Spotter, hat mit heute am meisten geholfen. Als das Auto gut war, hieß es immer nur: 'Gib Gas, Milka, gib Gas, immer nur Vollgas!' Ich möchte meinem gesamten Team danken, sie haben das fantastisch gemacht. Wir haben ja erst spät begonnen, aber wir waren dennoch bereit für dieses Rennen."

Frage: "Du hast diesem Tag ja schon einige Zeit entgegengefiebert. Ist irgendwas vorgefallen, das dich überrascht hat?"
Duno: "Nach dem Start war es überraschend, denn wir hatten im Qualifying ein gutes Auto, aber da waren wir allein auf der Strecke. Im Verkehr war das Auto gar nicht mehr gut. Das hat mich überrascht. Das Untersteuern war fürchterlich. Ich habe einfach versucht, das Auto auf der Strecke zu halten. Nach den Stopps und den Veränderungen war das Auto aber wieder toll."#w1#

Frage: "Wie steht das Team hinter dir und was haben sie unternommen, um dir bei deinem Debüt hier zu helfen?"
Duno: "Man muss eine gute Kommunikation mit seinem Ingenieur haben. Man muss ihm die korrekten Informationen geben, damit er die richtigen Veränderungen planen kann. So kann man sich schnell verbessern. Ich arbeite mit meinem Ingenieur schon seit dem Vorjahr, wir kommen gut miteinander aus. Wenn ich Feedback gebe, dann weiß er, was ich benötige und veranlasst die richtigen Korrekturen, damit das Auto besser wird."

Frage: "Gab es im Rennen kritische Momente?"
Duno: "In diesem Sport muss man schon etwas verrückt sein, um ständig Vollgas zu fahren. Man muss das Risiko eingehen, dabei sind wir aber auch vorsichtig. Aber das Risiko besteht, wenn man weiter oben fährt, um auf der unteren Linie andere durchzulassen, oder wenn man unten ist, um selbst zu überholen. Man ist konzentriert auf das, was man gerade macht. Man möchte sich keine Fehler erlauben. Aber die Geschwindigkeiten sind im Oval sehr hoch, mehr als 208 Meilen pro Stunde. Da muss man schon Vorsicht walten lassen."

"Es hieß immer nur: 'Gib Gas, Milka, gib Gas, immer nur Vollgas!'" Milka Duno

Frage: "Du kommst aus dem Sportwagenbereich, dort wird nicht ganz schnell gefahren. Verhält sich ein IndyCar in 'Dirty Air' anders, als du es gewohnt bist?"
Duno: "Es ist ein völlig anderes Auto, man muss sich erst daran gewöhnen. Diesen Prozess durchlaufe ich gerade. Aber eine so große Sache ist das gar nicht. Es ist schwierig, klar, aber das kann man schaffen."

Frage: "Hier waren unter 21 Fahrern drei Frauen am Start. Glaubst du, dass die IndyCar-Serie offener als andere Serien ist, wenn es um das Geschlecht der Piloten geht?"
Duno: "Es ist schon sehr reizvoll, als Frau in einem Männersport zu sein. Aber dafür muss man auch gut sein. Wenn nicht, dann wird man nicht beachtet. Wenn ich schlecht fahre, kommt auch keiner zu meinen Interviews. Aber wenn eine Frau dabei ist, wird ihr natürlich mehr Beachtung geschenkt. Aber gleichzeitig lastet auf uns auch mehr Druck. Niemand achtet darauf, wie viele Autos hinter mir sind, alle achten nur darauf, was ich anstelle. Aber das ist normal so."

Frage: "Im Laufe des Rennens stiegen deine Durchschnittsgeschwindigkeiten um vier bis fünf Meilen pro Stunde an. Der Abstand zu den Top 10 ist aber weiterhin groß. Welche Schritte sind geplant, um diese Lücke zu schließen?"
Duno: "Unser Auto hat noch nicht alle benötigten aerodynamischen Finessen. Aus England erwarten wir neue Aerodynamikteile, die unser Auto schneller machen sollen. Das war heute das Maximum, was unser Auto konnte. Wenn wir die anderen Teile haben, werden wir zulegen."

Frage: "Dein erstes Rennen ist vorbei, gilt nun die Aufmerksamkeit den Indy 500?"
Duno: "Ja, das wird ein weiterer schwieriger Moment. Alles ist wieder neu. Aber ich lerne schnell, weil ich das muss. Ich kam erst spät in die Saison, aber das ist meine Chance. Aber ich bin mir sicher, dass Indianapolis wieder ein schwieriges Rennen werden wird."

"Es ist schon sehr reizvoll, als Frau in einem Männersport zu sein" Milka Duno

Frage: "Kannst du von heute Erfahrungen direkt mit nach Indianapolis nehmen?"
Duno: "Ich kenne Indy nicht, ich weiß nur, dass es eine schnelle Strecke ist. Aber ich habe in diesem Rennen hier wirklich viel gelernt. Ich fuhr 200 Runden mit hohen Geschwindigkeiten im Verkehr, da lernt man viel. Aber ich lerne weiter, damit hört man auch nie auf. Und gerade im Rennsport kann man nichts vorhersagen, die Situationen sind immer anders."

Frage: "Hättest du vor Indianapolis gern noch ein paar weitere Rennen bestritten?"
Duno: "Es ist egal, was ich gern hätte, so ist die Situation eben. Das nächste Rennen ist schon Indy, mehr kann ich vorher nicht machen. Aber es gibt ja die Trainings zuvor."

Frage: "Geht ihr in der nächsten Woche auch nach Kentucky, um einige Tests zu fahren?"
Duno: "Ja."

Frage: "Glaubst du, dass du mit den 90-Grad-Kurven dort und auch in Indianapolis besser zurechtkommen wirst?"
Duno: "Keine Ahnung, ich kenne den Kurs nicht. Wenn ich dort gefahren bin, kann mich dazu sagen."

Frage: "Warst du am Ende des Rennens erschöpft? Wie ist es allgemein um deine Fitness bestellt?"
Duno: "Ich fuhr ja bereits die Daytona-Prototypen. Und das ist sehr anstrengend, in diesen Cockpits wird es sehr heiß und man fährt viele Stunden. Ich bin in guter Verfassung. Bei den Prototypen war ich erschöpfter als in diesen Autos. Mental ist man hier vielleicht etwas ausgelaugter, weil man so fokussiert ist und in jeder Kurve ganz präzise fahren muss, in jeder Runde. Mit einem Prototyp auf einer Rundstrecke kann man mehr Risiken eingehen. Wenn man einen Fehler macht, kann man ihn korrigieren."

Frage: "Danica Patrick erklärte, auch in deine Richtung, dass Indianapolis schwieriger zu fahren sei als die 1,5-Meilen-Ovale. Hast du eine Vorstellung, wie du dich für Indianapolis anpassen musst?"
Duno: "Nein, das weiß ich nicht. Das werde ich sehen, wenn wir dort sind. Aber Pancho wird mir sicher alles erklären. Ich befinde mich inmitten des Lernprozesses, noch weiß ich nichts über Indy."